trust2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. Oktober 2023, Teil 2

Jialing Zhang

Los Angeles (Weltexpresso) - Wie ist die Idee zu „TOTAL TRUST“ entstanden?

 

Ich hatte schon lange das Gefühl, dass es dringend und notwendig ist, einen Film zu diesem Thema zu machen. Die Überwachung ist allgegenwärtig und dient als ein Mittel, um gesellschaftliche Kontrolle zu erlangen. Letztlich führt sie zur Einschränkung grundlegender Freiheiten. Die Covid-Pandemie hat die Situation weiter verschärft, mit zunehmender Digitalisierung und dem flächendeckenden Sammeln persönlicher Daten. Ich wollte wichtige Fragen dazu stellen, wie diese Daten genutzt werden und welche Auswirkungen das auf die Zukunft der Gesellschaft haben könnte.

„Total Trust“ ist eine internationale Koproduktion von Filmtank, Witfilm und Interactive Media Foundation. Wie sind Sie zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Das Projekt wurde von Filmtank initiiert. Die Produzenten haben sich an mich gewandt, um die Möglichkeit zu besprechen, einen Film über Überwachungssysteme wie z.B. Gesichts- erkennungssoftware und Sozialkredit-Systeme zu machen. Ich habe schnell zugesagt, weil ich mich dem Thema sehr verbunden fühlte. Aufgrund meiner Vertrautheit mit der Region entschieden wir uns, China als Setting für den Film zu wählen.

Machen Sie sich Sorgen über die Zukunft, in der wir aufgrund der allgegenwärtigen Massenüberwachung leben werden?

Was sich früher wie eine beunruhigende Zukunftsperspektive angefühlt hat, ist inzwischen überall auf der Welt zur Realität geworden. In vielen Ländern gibt es Überwachungssysteme, die mit Hilfe der „Künstlichen Intelligenz“ immer ausgefeilter werden. Es ist wichtig, dass wir uns dieser Tatsache bewusst werden und darüber sprechen.

Sehen Sie die digitale Vernetzung und Überwachung als ein globales Problem?

Ja, diese Vision hatten wir von Anfang an. Der Film konzentriert sich auf die Geschichten von Menschen in China, aber wir haben immer gehofft, die Diskussion darüber hinaus ausweiten zu können. Überwachungstechnologie ist inzwischen weltweit verbreitet. Vor allem während der Pandemie wurden zum Zweck der öffentlichen Gesundheit große Mengen an Daten gesammelt, Gesichtserkennungssoft- ware wurde bereits in verschiedenen Ländern eingeführt. Technologie betrifft jeden von uns. Dieses Thema kann nicht länger auf eine Unterscheidung von Demokratie und Autokratie beschränkt werden. Es findet überall statt. Viele Augen sind auf chinesische Tech-Unternehmen gerichtet, aber die Verantwortung internationaler Tech-Giganten wie Apple, Microsoft, Twitter, Amazon usw. wird oft ignoriert.

Was war Ihnen bei „Total Trust“ wichtig?

In diesem Film geht es um eine globale Frage. Es geht um die Frage, auf welche Art von Gesellschaft wir zusteuern wollen. Auf der emotionalen Ebene wollte ich durchaus, dass die Menschen Wut und Entsetzen empfinden, dass sie vielleicht auch erschrecken: Wut darüber, was ihre Regierungen mit dem Leben der Einzelnen machen können. Schrecken darüber, wie genau die Behörden die Bürger:innen beobachten und die Daten nutzen können, um ihre Leben und ihre Bewegungen zu kontrollieren. Aber vor allem möchte ich, dass die Zuschauer:innen Hoffnung empfinden. Hoffnung, weil es mutige Menschen gibt, die sich für eine bessere Zukunft einsetzen und für Gerechtigkeit kämpfen.

Foto:
©Verleih

Info:
Total Trust (Originaltitel: The Total Trust), Deutschland/Niederlande, 2023
Regie: Jialing Zhang
Kamera: Cuier (Anonymous), RCS (Anonymous), J.V. Chi (Anonymous) 
Produktion: Filmtank
Koproduktion: Witfilm, Interactive Media Foundation, ZDF/ARTE, NTR
92 Minuten