schlupDie Filmwissenschaftlerin erhält in diesem Jahr den Jean Mitry Award des Pordenone Silent Film Festivals

Redaktion

Die Frankfurter Filmwissenschaftlerin Heide Schlüpmann erhält in diesem Jahr den Jean Mitry Award des Pordenone Silent Film Festivals für ihren umfangreichen Beitrag zur Wiederentdeckung und Wertschätzung des Stummfilmerbes. Die feierliche Verleihung des Preises fand am gestrigen Freitag im Teatro Verdi in Pordenone statt. Die Preisverleihung ist ein schöner Anlass mitzuteilen, dass Heide Schlüpmann ihr umfangreiches wissenschaftliches Forschungsarchiv kürzlich dem Textarchiv des DFF übergeben hat.

Übergabe ihres Forschungsarchivs an das Textarchiv des DFF

Anläßlich ihres 80. Geburtstags im Mai übergab Schlüpmann ihr Archiv in Form einer Schenkung an das DFF. Die mehr als zwanzig Archivboxen enthalten Materialien aus ihrer langjährigen wissenschaftlichen Karriere. Diese begann zunächst im Fach Philosophie: Nach ihrem Studium bei Ernst Bloch in Tübingen und Theodor W. Adorno in Frankfurt promovierte Heide Schlüpmann über Friedrich Nietzsches ästhetische Opposition.

Ihre Leidenschaft für den Film – sie bezeichnet sich selbst als passionierte Kinogängerin seit 1970 – führte sie dann Ende der 1970er Jahre dazu, sich der Redaktion der feministischen Filmzeitschrift Frauen und Film anzuschließen, deren Mitherausgeberin sie später wurde. Ihre Begeisterung für das frühe Kino stand 1989 im Mittelpunkt ihrer Habilitation: Unheimlichkeit des Blicks. Das Drama des frühen deutschen Kinos, erschienen bei Stroemfeld/Roter Stern, bietet einen Blick auf das Stummfilmkino aus feministischer Sicht und gilt als erste umfassende Studie zum frühen deutschen Kino der Kaiserzeit. 2010 erschien das Buch in englischer Übersetzung.

1991 übernahm Schlüpmann die erste Professur für Filmwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Im Jahr 2000 war sie an der Gründung der Kinothek Asta Nielsen e.V. beteiligt, bei der sie nach ihrer Emeritierung im Jahr 2008 noch heute im Vorstand aktiv ist.

In vielen ihrer Publikationen geht es um das Verhältnis zwischen Philosophie und Kino. Ihr Selbstverständnis als Kinowissenschaftlerin kommt in ihrem jüngsten Buch Raumgeben – Der Film dem Kino zur Geltung, in dem sie das Kino mit Hannah Arendt denkt.

Heide Schlüpmanns Forschungsarchiv bildet eine wertvolle Ergänzung für das DFF-Textarchiv und die Geschichte und Entwicklung der Disziplin der Filmwissenschaft.

Foto:
Übergabe an das Team des Textarchivs (von links): Simon Lames, Debora Classen, Lisa Beikirch und Jens Kaufmann mit Heide Schlüpmann (zweite von rechts)
©Christof Schöbel