toriSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Oktober 2023, Teil 8

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Lokita (Joely Mbundu )ist schon eine Jugendliche, aber der elfjährige Tori (Pablo Schils) eigentlich ein Kind unter normalen Umständen, aber auf der Flucht aus Afrika nach Europa mittels Schleuser, wo sie sich kennenlernen, werden sie im Nu ganz junge Erwachsene, was das Durchschauen der Situation und die potentiellen Handlungsmöglichkeiten angeht..Gute Idee deshalb, die sie ausbrüten, daß sie sich als Geschwister ausgeben, denn der Junge würde im westafrikanischen Benin als sogenanntes Hexenkind verfolgt, weshalb er anerkannter Flüchtling ist.


Darum denken sich beide eine zu abenteuerliche Geschichte aus. Lokita hat in einem Waisenhaus ihren Bruder entdeckt, erzählen beide der staatlichen beamteten Expertin für Geflüchtete, die zwar liebevoll, aber doch auch wahrheitsorientiert ist und diese Erklärung beiden nicht abnimmt, weiß sie doch, daß Lokita damit ebenfalls eine belgische Aufenthaltsgenehmigung hätte. So schlecht Lokita lügt, so phantasievoll schlägt ihr Tori die Details vor, wie sie ihn im Waisenhaus gefunden habe etc. Der heimliche Trick, den die Brüder Dardenne uns unterjubeln ist dabei, daß diese beiden eine stärkere Geschwisterbeziehung haben, als die meisten echten Geschwister! Das rührt und gibt diesem Film die besondere Note.

Sie brauchen einander auch, sind sich gegenseitig Halt, denn die Wirklichkeit ist hart. Sie finden in einem italienische Lokal Arbeit, so singen sie gemeinsam für einige Euros, nachts verkaufen sie für den Saubeutel von Koch, der sie ausnutzt, Drogen. Es kommt noch schlimmer. Für sexuelle Gefälligkeiten an Dritten bezahlt er ihr erst 50, dann 100 Euro. Eigentlich ist Lokita nach Europa gekommen, um dort Geld zu akquirieren und ihrer Familie nach Afrika zu schicken. Dabei hat sie noch nicht mal die Schleuser bezahlt, hat noch Schulden. Außerdem sind die Behörden beiden hinterher. Sie wollen die behaupteten Geschwister mitteln DNA-Test verifizieren.

Da ist es beiden doch lieber, das vergiftete Angebot des Pizzabäckers anzunehmen, sich um dessen Cannabisplantage zu kümmern im Austausch für gefälschte Ausweise für beide, zuzüglich Geld. Wie geht es weiter, bleiben beide einander die Vertrauten oder bricht sie der Druck der Außenwelt? Mit diesen Fragen lassen einen die Regisseure alleine. Aber so ist das Leben, daß nicht alles bis zum Letzten aufgeht und die Informationen selten vollständig ist. Aber man hat Vertrauen gefaßt zu diesen beiden jungen Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen durch gemeinsames Handeln sich eine Zukunft ermöglichen wollen.

Muß man zu den Geschwistern Jean-Pierre und Luc Dardenne noch etwas sagen, wie sie hier über angebliche Geschwister, die um eine Bleiberecht und damit um ein Leben in Freiheit kämpfen, das aussagen, was sie selbst ihr Leben lang befolgt haben: solidarisch zu sein mit dem anderen. Doch wird dies nicht betschwesternhaft zelebriert, sondern als richtiger Thriller inszeniert. 

Foto:
©Verleih

Info:
CAST & CREW

Pablo Schils.       Tori 
Joely Mbundu      Lokita
Alban Ukaj            Betim
Tijmen Govaerts.    Lukas
Charlotte De Bruyne.    Margot 
Nadège Ouedraogo.     Justine
Marc Zinga          Firmin

Regie.   Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne 
Drehbuch     Jean-Pierre Dardenne, Luc Dardenne