SiegerinSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. November 2023, Teil 10

Redaktion 

Tel Aviv /Niedersachsen (Weltexpresso) - Was macht diese Geschichte besonders und unterscheidet sie von den vielen anderen Filmen über den Holocaust?

MISS HOLOCAUST SURVIVOR verfolgt den Lebensweg Holocaustüberlebender Frauen in einer Erzählung, die sich zu diesem besonderen, das Leben bejahenden Abend des Schönheitswettbewerbs hin verdichten. Die Initiatorin und Trauma-Therapeutin Dr. Izabela Grinberg wollte von Anfang an den Frauen hierin die Chance bieten, etwas zu erleben, was ihnen in ihrer Jugend verwehrt geblieben ist. Die Körper von Mädchen und Frauen waren während des Krieges auf ihre Art auch Schlachtfelder: Vergewaltigung, medizinische Experimente, Hunger und ihren Peinigern ausgeliefert zu sein waren keine Seltenheit. Diese Erlebnisse waren oft prägend für die Selbstwahrnehmung.


„Ich wollte sie einfach mal aus dieser Opfer-Schublade herausholen”, sagt Shimon Sabag, Gründer des Altenheims.
 (Quelle: Süddeutsche Zeitung)


Dabei ist der Schönheitswettbewerb in Israel nicht unumstritten. Andere Holocaustüberlebende und Knesset-Abgeordnete stehen dem ganzen kritisch gegenüber. „Nein, das war eine makabre Veranstaltung”
sagt Colette Avital, Chefin aller Holocaust-Organisationen in Israel. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

„Diese Veranstaltung war eine Befreiung für mich”, 
erwidert Chava Hershkovitz, eine ehemalige Gewinnerin, „Davor habe ich jahrzehntelang geschwiegen“. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)


Die Geschichte lebt auch von den zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb des Altenheims. Ihre persönlichen Geschichten sind beeindruckend, aber am Ende des Tages sind sie auch ältere Menschen mit Ecken und Kanten, Rivalitäten und Humor. Auf diese Weise sind sie nahbar.


Bringt der Schönheitswettbewerb nur Positives hervor oder gibt es auch eine Schattenseite des Erzählens dieser traumatischen Erinnerungen? Darf man das Überleben des Holocaust auf eine solche Art feiern? Und wer hat Deutungshoheit darüber, auf welche Weise und auf welcher Bühne diejenigen, die überlebt haben, ihre Lebensgeschichten erzählen dürfen?

Diese Fragen wirft der Film ebenfalls auf. Am Tag des Schönheitswettbewerbs jedoch, wenn die Teilnehmerinnen zu den Klängen von Gloria Gaynor’s „I will survive” den Catwalk entlanglaufen und den 2000 Menschen im Publikum ihr Charisma, ihre Geschichten und ihre Lebensweisheit von zusammengenommen über 1000 Jahren zu Füßen legen, treten diese Fragen für einen Moment in den Hintergrund. Diese Frauen feiern ihre Geschichte, ihr Leben, ihre strahlende Schönheit. Es gibt kein Heilmittel für das, was ihnen widerfahren ist. Es gibt aber diesen kurzen Moment der Freude und Anerkennung.

Foto:
©Verleih

Info:
Stab
REGIE/ DREHBUCH        Radek Wegrzyn
KAMERA                          Matthias Bolliger, Ciril Tscheligi

SZENEN AUS RITAS TAGEBUCH


DARSTELLERINNEN

JUNGE RITA        Valeria Loktew, Selma Schmidt,
RITAS VATER        Eike Bänsch
RITAS MUTTER    Julia Berger
OBERBELEUCHTER       Marco Minwegen
SZENENBILD                  Katharina Zerr
KOSTÜMBILD/MASKE  Thora Geissler