TV-Tipp für den späteren Abend zum 60. Todestag von John F. Kennedy am 22. November 2023 bei rbb und NDR
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy in Dallas/TX ermordet. Über diese Tat wurden schon viele Filme gedreht und Bücher geschrieben, auch seine Rede vor dem Rathaus Schöneberg in West-Berlin am 26. Juni 1963 wurde schon viel publiziert. Doch es ist nicht so bekannt, dass John F. Kennedy sich bereits vor und nach dem 2. Weltkrieg längere Zeit in Europa aufgehalten hat.
Da es für diesen Tag recht viele Dokumentationen geben wird, soll hier auf ein Doku-Drama hingewiesen werden, das sonst möglicherweise untergehen würde.
In dem bewegenden Doku-Drama über die verschiedenen Sommerreisen von John F. Kennedy nach Europa, fragt Regisseur Kai Christiansen nach einem Drehbuch vom Regisseur und Dirk Eisfeld, was hinter dem politischen Popstar steckt, der Anfang der 1960er Jahre erst die USA und dann den halben Erdball begeisterte.
Der Film kehrt deshalb zurück zu Kennedys Anfängen als abenteuerlustiger Student in den 1930er-Jahren und erzählt sein Leben anhand seiner Reisen durch das Europa der Vor- und Nachkriegszeit.
Während seiner Reise im Jahr 1937 durch Europa, die er zusammen mit seinem Schulfreund Kirk LeMoyne "Lem" Billings (1916 – 1981) (Nicolo Pasetti) unternimmt, flirtet Kennedy (Philipp Danne) viel, lässt sich vom kulturellen Erbe begeistern und beginnt über politische Zusammenhänge nachzudenken. Er ist ein junger Mann, der seinen Weg im Leben sucht.
Grundlage für seine politischen Einsichten und Fehlurteile bilden dabei Kennedys Reisetagebücher, Notizen und Briefe. Die Dokumentation zeigt den jungen Kennedy als diplomatischen Anfänger, politischen Naivling und gescheiterten Frauenhelden. Die Nationalsozialisten findet er zunächst faszinierend, dann erkennt er, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Erst nach und nach distanziert sich John F. Kennedy von den reaktionären politischen Vorstellungen seines Vaters Joseph P. Kennedy.
Im zerstörten Berlin befragt er 1945 als Reporter die vom Krieg traumatisierten Menschen – wie die Kriegerwitwe Charlotte (Anna Drexler) in ihrer ausgebombten Wohnung - und ist erschüttert über ihre Schicksale. Später reift er zum besonnenen Politiker, der gegenüber der UdSSR eine Doppelstrategie aus Machtdemonstration und Verhandlungsbereitschaft entwickelt.
Der Film schaut auch hinter die Kulissen der legendären Rede am Berliner Rathaus im Juni 1963 und zeigt, wie viel Wahrheit in dem berühmten Satz ″Ich bin ein Berliner″ steckt. John F. Kennedy hat Europa kennen und lieben gelernt. Seine Idee eines starken Europas an der Seite der USA ist auch 60 Jahre nach seinem Tod durch das Attentat von Dallas visionär.
Das Doku-Drama, das in Koproduktion mit NDR, ARTE, rbb und ORF entstanden ist, wird jetzt zum 60. Todestag des ehemaligen amerikanischen Präsidenten bei einigen ARD-Sendern wiederholt. Dadurch dass in dem Film neben Originalaufnahmen auch viele Spielszenen eingebaut wurden, kommt man dem jungen Kennedy viel näher als es in einer reinem Dokumentation möglich gewesen wäre. In diesen Szenen wird John F. Kennedy hervorragend von dem Schauspieler Philipp Danne dargestellt.
Es lohnt, sich das Doku-Drama ″Kennedys Liebe zu Europa″ passend zu Kennedy’s 60. Todestag zum ersten Mal oder noch einmal anzusehen.
Zusatz: rbb zeigt im Anschluss noch die Dokumentation John F. Kennedy in Berlin am 26. Juni 1963.
Im Juni 1963 kommt der amerikanische Präsident John F. Kennedy für einen achtstündigen Abstecher nach Berlin. Der Empfang durch die Berliner sollte alles in den Schatten stellen, was die geteilte Stadt in seiner bewegenden Nachkriegsgeschichte bis dato gesehen hat. ARD und ZDF versuchten den gesamten achtstündigen Aufenthalt von Kennedy in Berlin im Fernsehen zu zeigen.
Da die damaligen Originalkommentare nicht als Aufzeichnung erhalten geblieben sind, sieht und hört der Zuschauer eine Nachkommentierung aus dem Jahre 2003 durch den Originalkommentator von 1963 Harald Karas. Dadurch ist ein beeindruckendes Dokument deutscher und europäischer Zeitgeschichte wieder zugänglich gemacht worden.
Foto 1: John F. Kennedy (Philipp Danne) als Journalist 1945 in Berlin © rbb / NDR / Vincent Productions / Jan Kerhart
Foto 2: Charlotte (Anna Drexler) spricht mit John F. Kennedy im Nachkriegs-Berlin © Vincent Productions / Jan Kerhart
Foto 3: John F. Kennedy (Philipp Danne) im Juni 1963 vor seiner Rede am Schöneberger Rathaus in Berlin. © Vincent Productions / Jan Kerhart
Info:
Kennedys Liebe zu Europa (Deutschland 2021)
Genre: Doku-Drama, Porträt, Geschichte
Filmlänge: ca. 45 Min., Original ca. 52 Min.
Regie: Kai Christiansen
Drehbuch: Kai Christiansen und Dirk Eisfeld
Darsteller: Philipp Danne, Anna Drexler, Nicolo Pasetti u.a.
FSK: ab 0 Jahren
″Kennedys Liebe zu Europa″ wird zum 60. Todestag am Mi. 22.11.2023 bei folgenden ARD-Sendern gezeigt: Mi. 22.11.2023 um 21.00 Uhr beim NDR-Fernsehen, Wiederholung beim NDR am Do. 23.11.2023 um 06.35 Uhr sowie am Mi. 22.11.2023 um 22:30 Uhr beim rbb. Am Mi. 22.11.2023 um 02:15 Uhr kann man die Dokumentation bereits bei Phoenix anschauen. Der Film ist anschließend noch bis zum 14.12.2023 in der ARD Mediathek abrufbar.
