Wonka1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. Dezember 2023, Teil 1

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nach einer siebenjährigen Weltreise möchte der junge Willy Wonka (Timothée Chalamet) sich endlich seinen lang gehegten Traum erfüllen und in der berühmten Galleries Gourmet eine Chocolaterie eröffnen. Aus diesem Grund hat er auch viel Zeit damit verbracht, an den verschiedensten Orten der Welt nicht nur neue Inhaltsstoffe kennen zu lernen, sondern auch diese Inhaltsstoffe zu kombinieren und dabei auch seine Techniken zu verbessern.


Als er am ersten Tag seine Schokoladen-Spezialitäten anbietet und die Leute von seinen innovativen Kreationen begeistert sind – wie seine Schwebe-Eier, mit denen der Esser dann selbst abheben kann - ist es gar nicht so einfach einen leerstehenden Laden zu mieten. Denn das örtliche Schokoladenkartell – der schlangengleiche
Arthur Slugworth (Paterson Joseph), der überhebliche Fickelgruber (Mathew Baynton) und pompöse Prodnose (Matt Lucas) - sieht die fantasievollen Schokoladensorten nicht besonders gern. Aber ohne die Erlaubnis des Kartells geht nun mal leider gar nichts, denn sie machen auch mit dem lokalen Polizei Präsidenten (Keegan-Michael Key) gemeinsame Sache, der immer wieder mit Riesenportionen Schokolade bestochen werden muss, die ein einem Keller unter einer Kirche aufbewahrt werden. Außerdem hat das Kartell kein Interesse daran, ihre Schokoladen billiger zu verkaufen, denn man will doch nicht arme Leute als Kunden haben.

Dummerweise gibt Willy gleich am ersten Tag sein gesamtes gespartes Geld aus und muss nun bei der Kälte eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Die findet er bei der Vermieterin Mrs. Scrubbit (Olivia Colman).
Doch durch seine unbedachte Unterschrift unter einen unfairen Mietvertrag für die eine Übernachtung gerät Wonka in die Fänge der Frau und muss die immensen Schulden in ihrer Wäscherei abarbeiten.

Dort trifft er auf weitere Schuldner der Betrügerin, wie den Buchhalter Abacus Crunch (
Jim Carter), den Komödianten Larry Chucklesworth (Rich Fulcher), die Telefonistin Lottie Bell (Rakhee Thakrar) und auf Piper Benz (Natasha Rothwell). Außerdem gibt es im Haus noch das Waisenmädchen Noodle (Calah Lane), die immer die Wäsche zu den Besitzern bringen muss und die die meisten Schulden bei Mrs. Scrubbit hat.

Doch Willy Wonka lässt sich auch davon nicht unterkriegen. Er hat immer wieder neue Ideen, wie er seine Schokoladen-Kreationen trotzdem anbieten kann. Dazu versteckt sich der junge Mann erst einmal im Wäschewagen und lässt sich von Noodle aus dem Haus bringen. Außerdem schließt er sich mit Noodle und den anderen Zwangsarbeitern in Mrs. Scrubbits Wäscherei zusammen (auch indem er eine neue Methode erfindet, die ihre Arbeit in der Wäscherei überflüssig macht). Gemeinsam tricksen sie auch die Polizei aus und verkaufen die feine Schokolade auf der Straße.

So kommen die Verschwörer ihrem Ziel immer näher, dann doch noch den eigenen Schokoladenladen in den Galleries Gourmet zu eröffnen und so ihre Schulden bei Mrs. Scrubbit zu begleichen. Das will das Schokoladenkartell und auch der Polizei-Präsident aber unter allen Umständen verhindern.

Wonka2Gleichzeitig muss sich Willy Wonka mit einem Dieb beschäftigen, der ihm regelmäßig einen Teil seiner Schokoladen-Kugeln klaut. Es stellt sich heraus dass der Dieb ein winziger orangefarbener Oompa-Loompa mit grünem Pagenhaar Pagenhaarh Grant) ist, dem Willy vor Jahren etwas weggenommen hat und der jetzt dafür als Revanche von seinen Schokoladen als Bezahlung etwas abhaben will.

Am Ende zeigt sich, dass gerade dieser skurrile kleine Kerl aus der Vergangenheit Willy behilflich sein kann…


″Wonka″ ist ein Prequel zu dem bekannten Kinderbuch ″Charlie und die Schokoladenfabrik″ (1964) des britischen Autors Roald Dahl. Von diesem Roman gab es bereits zwei Verfilmungen und zwar 1971 mit Gene Wilder (Regie Mel Stuart, Drehbuch Roald Dahl!) als manischer und 2005 mit Johnny Depp (Regie Tim Burton, Drehbuch John August) als neurotischer Willy Wonka.

Der hier besprochene Film zeigt die Vorgeschichte des exzentrischen Schokoladen-Moguls. Es schadet zwar nichts, wenn man einen der beiden Filme gesehen hat oder das Buch gelesen hat, aber Vorkenntnisse über die Figur braucht es allerdings keine, auch wenn sich der Film doch recht deutlich visuell und bei einigen Songs an dem Film aus dem Jahr 1971 orientiert.

Regisseur von ″Wonka″ ist Paul King, ist bereits für das Drehbuch und die Regie der beiden ″Paddington″-Filme (2014 + 2017) verantwortlich war. Er hat auch selbst zusammen mit Simon Farnaby das Drehbuch geschrieben. Simon Farnaby wiederum übernahm im Film eine kleinere Rolle als Zoowärter, der in ganz wichtigen Momenten durch Willys Spezialitäten einschläft.

Paul Kling hat mit ″Wonka″ ein Fantasy-Musical mit viel Charme, Tanz, Musik und einer bunten Fantasie-Welt voller Chaos und Schokolade geschaffen. Dabei schlüpft der junge amerikanische Superstar Timothée Chalamet in die Rolle des ambitionierten jungen Willy Wonka, der sich später einmal seinen großen Traum vom eigenen Schokoladenimperium erfüllen wird.

Aber auch die weiteren Rollen sind hervorragend besetzt mit Paterson Joseph, Mathew Baynton und Matt Lucas als dem örtliche Schokoladenkartell, die genau wissen, wie sie den Polizeichef überzeugen müssen damit er ihren Wünschen nachkommt und deshalb eine riesige Untergrundbeute an Süßigkeiten erhält. Keegan-Michael Key spielt den dämlichen und schokoladensüchtigen Mann glaubhaft. Besonders schön ist, dass er im Laufe des Films so dick wird, dass er am Ende kaum noch aus dem Polizeiauto aussteigen kann.

Wonka3Doch auch den weiteren Bösewichten merkt man den Spaß an ihren Rollen an, denn Olivia Coleman und Tom Davis spielen als herrlich böse Vermieterin Mrs. Scrubbit (in der Originalfassung mit dickem Cockney-Akzent) und ihrem dümmlichen Handlanger Bleacher Charaktere, die auch von Charles Dickens erfunden worden sein könnten.

Auf der Seite von Willys Mitgefangenen gefallen vor allem Calah Lane als das traurige Waisenkind Noodle und Jim Carter als Buchhalter Abacus Crunch, der etwas während seiner Arbeit entdeckt hat, was den Verschwörern am Ende zum Sieg verhelfen wird.

Timothée Chalamet ist ganz sicher als Willy Wonka der Hauptcharakter des Films, der die Rolle des ambitionierten, herzlichen, aber auch naiven und gutmütigen jungen Mannes mit dem Traum, Menschen mit seinen selbst gemachten Süßwaren glücklich zu machen, charmant ausfüllt. Denn Willy Wonka ist noch nicht der gebrochene, verrückte, wunderbar komplizierte, geheimnisvolle Charakter auch Roald Dahls Roman.

Doch der Szenedieb ist ganz sicher Hugh Grant - auch wenn er nur in wenigen aber denkwürdigen Szenen auftritt – als 30 cm großer, hochnäsiger und wieselflinker Oompa Loompa Lofty mit grünem Haar und orangefarbenem Gesicht in Dandy-Klamotten und mit seinem unwiderstehlichen, mürrischen, aristokratischen Stil. Er ist der wahre Star des Films, der unter allen Umständen Wonkas Schulden eintreiben will – und ihm dadurch sogar das Leben rettet. Auch wenn es daran Kritik gegeben hat, dass Hugh Grant einen Kleinwüchsigen spielt, ist der Schauspieler einfach wunderbar als winziger Grantler, der nebenbei auch noch singt und tanzt. Er sorgt ganz sicher für die größten Lacher im Film. Hugh Grant war schon in ″Paddiongton 2″ vom gleichen Regisseur als Phoenix Buchanan mit seiner Freude am Abstrusen zu sehen.

Als Kritik an ″Wonka″ kann man sicher anführen, dass dem Film der bittere Humor von Roald Dahl Büchern fehlt, denn Chalamets Willy Wonka gehen die finsteren Seiten des älteren Schokoladen-Moguls vollkommen ab, auch wenn man hier schon dessen Begeisterung für absonderliche Zusammenstellungen seiner Leckereien wie die Tränen russischer Clowns, Insekten und selbst gemolkene Giraffenmilch findet.

Als Übergang zum Leben des älteren Willy Wonka kann allerdings der Ende des Films angesehen werden, wenn Willy und Lofty sich eine Schlossruine ansehen und sie darüber nachdenken, wie daraus ein skurriles Märchenland entstehen kann. Auch kann man sich vorstellen, wie Lofty es schaffen wird, weitere Oompa Loompas wegen ihrer Schokoladenversessenheit einzuladen, in Wonkas Fabrik zu wohnen und zu arbeiten.

Auch wenn der Film keine Erklärung dafür gibt wie aus dem freundlichen jungen Mann der etwas unheimliche erwachsene Willy Wonka wird, der mit einem Hauch Grausamkeit gierige und Süßigkeiten verschlingende Kinder mit einem schrecklichen Schicksal bestraft, ist das kunterbunte Musical ein wunderbar gelungener Familienfilm, der auch eine tragische Waisengeschichte, absurde Comedy und gegen Ende auch noch ein Heist Movie beinhaltet.

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Die FBW Jugendfilm Jury gibt 4,5 von 5 Sternen, da die unterschiedlichen Szenen der lustigen und mitreißenden Geschichte schlüssig sind, die Musik hervorragend in der Story integriert ist und sich dadurch den Gefühlen der Charaktere anpasst. Auch die Spezialeffekte wirken sehr magisch und echt, denn durch die Kameraperspektiven und -fahrten wirken die Szenen und die Effekte spannend.

Insgesamt hält ″Wonka″ bei aller Zuckersüße stets die Balance, um nicht ins unangenehm Süßliche abzugleiten. Der Film ist der ideale Augen- und Ohrenschmaus für die ganze Familie - dank der eingängigen Songs, die die Story immer wieder unterstützen, den visuell toll inszenierten Tanz-Szenen, den fantasievollen Schokoladen-Kreationen und nicht zuletzt durch einen wunderbar charmanten Timothée Chalamet in der Hauptrolle des Films und den weiteren tollen Darstellern. All das macht das Musical zu einem unbedingt sehenswerten weihnachtlichen Kino-Tipp.

Foto 1: Timothée Chalamet als Willy Wonka © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc
Foto 2: Timothée Chalamet als Willy Wonka und Hugh Grant als ein Oompa Loompa Lofty © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc
Foto 3: Calah Lane als Noodle und Timothée Chalamet als Willy Wonka © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc
Foto 4: (v.l.n.r.): Mathew Baynton als Fickelgruber, Matt Lucas als Prodnose, Keegan-Michael Key als Polizei-Chef und Paterson Joseph als Slugworth © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc

Info:
Wonka (USA, Großbritannien 2023)
Originaltitel: Wonka
Genre: Tragikomödie, Musical, Prequel
Filmlänge: 117 Min.
Regie: Paul King
Drehbuch: Paul King und Simon Farnaby nach dem Kinderbuch
Charlie und die Schokoladenfabrik (1964) von Roald Dahl
Darsteller: Timothée Chalamet, Calah Lane, Keegan-Michael Key, Paterson Joseph, Matt Lucas, Mathew Baynton, Sally Hawkins, Rowan Atkinson, Jim Carter, Olivia Coleman, Hugh Grant, Natasha Rothwell, Rich Fulcher, Rakhee Thakrar, Tom Davis, Kobna Holdbrook-Smith u.a.
FSK: ab 0 Jahren
Verleih: Warner Bros. Entertainment Inc.
Kinostart: 07.12.2023