Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Dezember 2023, Teil 9
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nach dem Tod seiner französischen Frau Diane vor vier Monaten hat der erfolgreiche Londoner Unternehmer Andrew Blake (John Malkovich) kein Interesse daran, den Preis als bester Unternehmer des Jahres in London entgegen zu nehmen. Stattdessen packt er seinen Koffer und möchte an den Ort zurückkehren, wo er von 40 Jahren seine Frau zum ersten Mal getroffen hat, dem Chateau Beauvillier – auch wenn er damit seinen besten Freund Richard Ward (Al Ginter) verärgert, mit dem er sich regelmäßig in einem Londoner Club trifft, um sich mit ihm in Französisch zu unterhalten, was Richard allerdings mit einem grässlichen Akzent spricht.
Als er dann endlich auf dem Anwesen ankommt, sieht es doch – ganz gegen seine Erinnerung – ziemlich herunter gekommen aus. Gleich als er an der Eingangstür klingelt wird er von der Haushälterin Odile (Émilie Dequenne) etwas unfreundlich begrüßt und gebeten, den Dienstboteneingang zu nehmen. Es stellt sich heraus, dass Odile ihn durch ein Missverständnis für den Butler hält, nach dem sie Online inseriert hat. Blake spielt mit, um weiterhin im Schloss bleiben zu können. Odile und Blake verabreden, dass er als Butler auf Probe eingestellt wird und dadurch in einem kleinen Gesindezimmer unter dem Dach wohnen kann.
Odile sorgt dafür, dass Blake als Butler ordentlich arbeiten muss. So bestehen seine Aufgaben darin, Zeitungen für die Hausherrin Nathalie Beauvillier (Fanny Ardant) zu bügeln (die dabei leider verbrennen), die uralten Standuhren mit Wattestäbchen zu reinigen, der verwitweten Hausherrin das Frühstück zu bringen oder ihre Post zu beantworten. Gleichzeitig streitet er sich mit Odile über deren etwas fetten und verwöhnten Kater Mephisto.
Doch Blake beginnt an seiner Arbeit Spaß zu haben und erweist sich bald als unentbehrlich. Er lernt auch das Dienstmädchen Manon (Eugénie Anselin) und den Gärtner Philippe Magnier (Philippe Bas) kennen, der in eine kleinen Hütte im Wald lebt und ihn erst einmal für einen hinterhältigen Holzdieb hält. Doch dann werden die beide gute Freunde und unternehmen einiges zusammen. Dadurch erfährt Andrew auch vieles über die Besitzerin des Schlösschens. Auch der schwangeren Manon hilft er, als er entdeckt, dass sie in der Garage lebt. Kurzentschlossen wird sie im Haus in einem der leeren Zimmer einquartiert.
Langsam beginnt durch ihn ein frischer Wind in das Gutshaus einzuziehen, denn Odile ist eine großartige Köchin und auch Nathalie Beauvillier, die immer noch ihrem vor Jahren verstorbenen Gatten nachtrauert, taut langsam auf.
Doch dann taucht Blakes Londoner Freund Richard Ward mit seiner Frau Melissa (Anne Brionne) im Schlösschen auf, um zu sehen, ob man daraus ein Feriendomizil machen kann. Richard genießt die Situation und Blake muss alles versuchen, damit seine Tarnung nicht auffliegt. Blake sieht auch, dass Natalies arrogante und überhebliche Freundin Mme Berliner (Christel Henon) einen wertvollen Ring gestohlen hat und dass die Hausherrin das Gut endgültig verkaufen will, um die Schulden ihres Mannes zu bezahlen. Jetzt müssen er und Philippe Magnier handeln, damit ihr schönes Zuhause ihnen erhalten bleibt…
Mit ″Monsieur Blake zu Diensten″ hat der in Frankreich als Autor sehr beliebte Gilles Legardinier seinen eigenen Bestseller Monsieur Blake und der Zauber der Liebe (2014) verfilmt. Der Film ist nicht nur Legardiniers Premiere als Regisseur, er hat auch selbst das Drehbuch geschrieben.
Natürlich lebt der Film vor allem von der wunderbar trockenen und auch zurückhaltenden Spielweise von John Malkovich, denn Andrew Blake erobert sich mit trockenem Humor, leiser Melancholie und englischer Exzentrik seine Stellung in dem etwas heruntergekommenen Chateau und bei dessen Bewohnern. Malkovich, der einige Jahre in Frankreich gelebt hat, spricht in der Originalfassung Französisch, nutzt aber ab und zu mal typisch englische Ausdrücke.
Mit Andrew kommt eine neue Dynamik in das Herrenhaus. Durch seine nette zurückhaltende Art tauen die teilweise verbitterten Hausbewohner langsam auf und dadurch kann er das Leben der Bewohner bereichern oder sogar in Ordnung bringen.
So bekommt er mit, dass die Haushälterin Odile eine ganz hervorragende Sterneköchin ist, die aber die Leckereien vor allem für ihren Kater Mephisto zubereitet. Erst nachdem Blake aus Versehen das Katzenfutter zum Frühstück isst und Odile dafür Komplimente macht, ist sie bereit auch für die menschlichen Bewohner zu kochen.
Mit dem Gärtner Philippe Magnier führt Blake nicht nur lange Gespräche über die Unterschiede zwischen den Engländern und den Franzosen, wobei beide ihre Vorurteile pflegen dürfen, sondern sie spielen auch zusammen Schach oder helfen sich bei den Reparaturen im und am Haus. Allerdings gibt es gerade mit Blake und Philippe dann doch zwei Handlungsstränge, die eigentlich etwas übertrieben sind und nicht so ganz zum sonstigen Verhalten von Mr. Blake passen.
Auch dem Hausmädchen Manon hilft er, als er erfährt, dass sie schwanger ist, vom Freund verlassen und von den Eltern aus dem Haus geworfen wurde. Er sorgt nicht nur dafür, dass sie im Chateau ein Zimmer bekommt, sondern er rät ihr auch, sich doch noch einmal mit dem Vater ihres Kindes in Verbindung zu setzen.
Monsieur Blake merkt auch recht schnell, dass die Hausherrin Nathalie Beauvillier große finanzielle Probleme hat, die sie versucht durch ihre Teilnahme an Preisausschreiben zu beheben. Fanny Ardant verzaubert als starke und gleichzeitig zerbrechliche Frau mit großer Zurückhaltung, so dass es erst im Laufe des Films deutlich wird, was eigentlich ihr Problem mit ihrem verstorbenen Mann ist. Auch bleibt sie häufig außen vor, das führt auch dazu, dass sie über lange Zeit blass und fremd bleibt, denn die übrigen Bewohner treffen sich ganz selbstverständlich zum Essen in der Küche, während Madame im Salon speist. Erst ganz langsam wird sie auch integriert.
″Monsieur Blake zu Diensten″ ist eine humorvolle und lebendige,Komödie mit viel Wärme und einer mitreißenden Leichtigkeit. Es ist eine wunderbare Story eines Mannes voller Romantik, Herzschmerz und rührenden Lebensweisheiten, der seine eigene Trauer überwindet und dabei mit seiner Art das Leben aller Menschen um ihn herum berührt und bereichert. In kleinen Nebenhandlungen nimmt der Regisseur die typischen Eigenheiten von Franzosen und Briten aufs Korn, wenn der snobistische Engländer mit scharfem Witz und feiner Ironie die Franzosen in dem Chateau wachrüttelt. Dabei wachsen die Charaktere einem ans Herz und das macht den Film absolut originell und damit im Kino unbedingt sehenswert.
Foto 1: Andrew Blake (John Malkovich) und Nathalie Beauvillier (Fanny Ardant) © Ricardo Vaz Palma - Bidibul Productions / MFA+ FilmDistribution
Foto 2: Andrew Blake (John Malkovich) © Ricardo Vaz Palma - Bidibul Productions / MFA+ FilmDistribution
Foto 3: Nathalie Beauvillier (Fanny Ardant) © Ricardo Vaz Palma - Bidibul Productions / MFA+ FilmDistribution
Foto 4: Andrew Blake (John Malkovich) und Kater Mephisto © Ricardo Vaz Palma - Bidibul Productions / MFA+ FilmDistribution
Info:
Monsieur Blake zu Diensten (Frankreich & Luxemburg, 2023)
Originaltitel: Complètement Cramé!
Genre: Komödie, Literaturverfilmung
Filmlänge: ca. 110 Min.
Regie: Gilles Legardinier
Drehbuch: Gilles Legardinier und Christel Henon nach Gilles Legardiniers Roman Monsieur Blake und der Zauber der Liebe (2014)
Darsteller: John Malkovich, Fanny Ardant, Émilie Dequenne, Eugénie Anselin, Philippe Bas, Christel Henon, Al Ginter, Anne Brionne u.a.
Verleih: MFA+ FilmDistribution
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 21.12.2023
