Zwei neue Märchen im Rahmen der ARD Serie nachmittags am 1. und 2. Weihnachtstag 2023
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Jedes Jahr an Weihnachten und zum Jahreswechsel zeigt das erste TV-Programm nachmittags alte und neue Märchenfilme. Auch in diesem Jahr werden wieder zwei neue Filme dazu kommen. Seit 2008 werden die Märchen unter dem Titel "Sechs auf einen Streich" zusammengefasst, da im ersten Jahr wirklich 6 neue eigen-produzierte Märchenfilme von jeweils ca. 60 Minuten Länge gezeigt wurden. Das Erste begann am 20.12.2008 mit den Adaptionen der Brüder Grimm Märchen ″Tischlein deck dich″ und ″Brüderchen und Schwesterchen″.
Seither wurden in jedem Jahr zwischen zwei und sechs neue Märchenfilme von den einzelnen Sendeanstalten der ARD hergestellt. Die ARD Reihe, die bisher 54 Filme umfasst, wird mit der Produktion zweier neuer Märchenfilme in diesem Jahr erweitert: ″Die verkaufte Prinzessin″ (BR/ARD) und als 56. Film ″Das Märchen von der Zauberflöte″ (WDR/ARD).
1. Die verkaufte Prinzessin
Melisa (Judith Neumann) hat den weiten Weg vom Meer in die Berge auf sich genommen, weil sie, wie schon ihr Großvater, im Bergwerk arbeiten möchte. Um diesen Traum zu verwirklichen, hat sie sich als jungen Mann verkleidet und nennt sich Mathis. Als sie ein kleines Fürstentum erreicht, in dem sie Arbeit finden will, gerät sie in ein Ränkespiel.
Der schwermütige Fürst Ingolf (Pasquale Aleardi) möchte abdanken und seine Tochter Sophia (Kristin Alia Hunold) als rechtmäßige Thronerbin einsetzten. Deren böser Onkel Rudolf (Pasquale Aleardi), Fürst Ingolfs Zwillingsbruder, stiftet jedoch Sophias Bruder Berthold (Langston Uibel) an, selbst nach dem Thron zu greifen, da ihm das als Mann zustehe. Zu diesem Zweck täuschen Rudolf und Berthold eine Entführung Sophias vor, um sie in ein fernes Land zu verkaufen. Mitten in diese Entführung platzt nun Melisa hinein, der es gelingt, Sophia zu befreien.
Doch nicht nur Fürst Ingolf herrscht in diesem Fürstentum: Im Bergwerksstollen lebt der sagenhafte Berggeist Mehrich (Emanuel Fellmer), dem die Menschen fälschlicherweise die Schuld für alles Unheil geben. In Wahrheit aber ist Mehrich ein Wesen, das zwar jede Gestalt annehmen, aber die menschlichen Gefühle nicht verstehen kann. Als Mehrich auf Melisa trifft, beschließt er, sie zu beobachten und so die Menschen zu studieren.
Zwischen Melisa und Sophia entsteht eine Freundschaft. Doch als Melisa versucht, Sophia die Wahrheit über ihren Bruder Berthold und dessen Pläne mitzuteilen, glaubt Sophia ihr nicht. Die beiden streiten und trennen sich. Dabei begibt sich Sophia in große Gefahr, denn Berthold, dem sie nach wie vor vertraut, will sie immer noch loswerden…
Diese Märchenadaption wirft vor allem einen Blick auf fragwürdige Geschlechterklischees, denn in diesem Märchen schwindelt jeder, um seinen gewünschten Platz im Leben zu finden: Melisa gibt sich als Mann aus, weil sie glaubt, nur so im Bergbau arbeiten zu können. Prinz Berthold heuchelt Geschwisterliebe vor, weil er auf den Thron scharf ist. Und Prinzessin Sophia beschwindelt sich selbst, weil sie sich nicht zutraut, Thronfolgerin ihres Vaters zu werden.
Natürlich finden am Ende alle dann doch den Platz im Leben, der ihnen entspricht. Gespiegelt wird das Thema in der Figur des Berggeists Mehrich, einem Gestaltwandler, der ganz selbstverständlich in jede Rolle schlüpfen und gar nicht nachvollziehen kann, warum die Menschen sich überhaupt Gedanken um Geschlechterrollen und soziale Erwartungen machen.
Die Märchenverfilmung basiert sehr frei auf alten bayerischen Sagen. Die Dreharbeiten fanden im Umland von Bozen in Südtirol statt und dauerten vom 11. bis zum 27. Oktober 2022.
2. Das Märchen von der Zauberflöte
Pamina (Harriet Herbig-Matten), die Tochter der Königin der Nacht, wird von Sarastro, dem Hüter des Sonnenkreises (Waldemar Kobus) entführt. Trickbetrüger Tamino (Ilyes Raoul) – der sich als orientalischer Prinz ausgibt – und Vogelfänger Papageno (Dimitri Abold) werden von der Königin (Jessica Schwarz) beauftragt, Pamina zu befreien. Denn Tamino besitzt eine magische Flöte, die alle tanzen lässt, wenn er darauf spielt.
Um den Palast von Sarastro zu erreichen, muss Tamino mehrere Prüfungen bestehen und lernen, vom egoistischen Trickbetrüger zum aufrechten Helden zu werden. Papageno, der von der großen Liebe träumt, freundet sich indes mit einem hilfreichen Vogel an, der sie bei ihrer Suche unterstützt.
Noch bevor die beiden an Sarastros Schloss ankommen, gelingt Pamina die Flucht. Doch bald stellt sich heraus, dass alles ganz anders ist, als es zunächst schien. Nicht Sarastros ist es, der nach vollkommener Macht strebt.
Wird es Pamina, Tamino und Papageno gelingen, die wahren Feinde zu erkennen und das Gleichgewicht zwischen Tag und Nacht zu bewahren?
Die moderne Adaption des Märchens basiert auf ″Lulu oder die Zauberflöte″ von August Jacob Liebeskind. Das Märchen ist zuerst in der Sammlung "Dischinnistan oder auserlesene Feen- und Geistermärchen" (1786 – 1789) seines Schwiegervaters Christoph Martin Wieland erschienen. Es ist eine der Quellen für das Libretto von Emanuel Schikaneder zur Oper ″Die Zauberflöte″ von Wolfgang Amadeus Mozart (1791). Das Märchen variiert das klassische Thema von Schein und Sein. Es erzählt von Mut, Freundschaft und Liebe, aber auch vom Vertrauen in andere und in sich selbst. Dabei ist natürlich – wie heute üblich – die Prinzessin Pamina sehr viel aktiver und selbstbewusster als Tamino und der ewig plappernde Papageno.
Gedreht wird vom 14. Juni bis 6. Juli 2023 unter anderem am Schwelmer Tunnel - einem ehemaligen Eisenbahntunnel, den Schlössern Bürresheim in St. Johann und Stolzenfels in Koblenz und dem Deutschen Lavamuseum Lava-Dome in Mendig. Musikalisch begleitet wird die Produktion mit einigen von Mozarts bekannten Musikstücken vom WDR Funkhausorchester.
Außer den zwei neuen Märchenverfilmungen zeigen die verschiedenen Sendern der ARD zwischen Weihnachten und Neujahr noch weitere ältere Märchenverfilmungen aus ihrer Serie "Sechs auf einen Streich". Auch wenn die Märchenverfilmungen nachmittags gezeigt werden, sind sie nicht nur für Kinder sehenswert. Sie werden ganz sicher auch den Erwachsenen Spaß machen, die schon als Kinder gerne Märchen gelesen oder gesehen haben.
Die beiden neuen Märchenfilme kann man bereits sieben Tage vor der Ausstrahlung in der ARD-Mediathek ansehen. Alle Filme der Reihe "Sechs auf einen Streich“ sind dort zwei Jahre verfügbar. Alle Märchenfilme sind für Hörgeschädigte und Gehörlose untertitelt. Viele der alten und neuen Märchenfilme kann man später aber auch noch regelmäßig bei den verschiedenen ARD-Sendern sehen.
Foto 1: Das Märchen von der Zauberflöte: Die Königin der Nacht (Jessica Schwarz) auf dem Weg zu Sarastros Reich © WDR / Nicole Briese
Foto 2: Die verkaufte Prinzessin: Mathis/Melisa (Judith Neumann, l.) und Prinzessin Sophia (Kristin Alia Hunold, r.) versprechen sich, sich wieder zu sehen © BR / TV60Filmproduktion GmbH / Martin Rattini
Foto 3: Das Märchen von der Zauberflöte: v.l.n.r. Pamina (Harriet Herbig-Matten), Tamino (Ilyes Raoul), Papageno (Dimitri Abold) und Papagena (Carlotta Truman) © WDR / Nicole Briese
Info:
1. Die verkaufte Prinzessin (Deutschland 2022)
Genre: Märchenverfilmung
Filmlänge: ca. 59 Minuten
Regie: Matthias Steurer
Drehbuch: Su Turhan, basierend auf alten bayerischen Sagen
Darsteller: Pasquale Aleardi, Judith Neumann, Kristin Alia Hunold, Langston Uibel u.a.
FSK: ab 0 Jahren
TV-Premiere am Mo. 25.12.2023 um 15:30 Uhr im Ersten.
2. Das Märchen von der Zauberflöte (Deutschland 2023)
Genre: Märchenverfilmung
Filmlänge: ca. 59 Minuten
Regie: Marvin Litwak
Drehbuch basierend auf ″Lulu oder die Zauberflöte″ von August Jacob Liebeskind (ca. 1786) und dem Libretto von Emanuel Schikaneder zur Oper von Wolfgang Amadeus Mozart (1791).
Darsteller: Jessica Schwarz, Waldemar Kobus, Harriet Herbig-Matten, Ilyes Raoul, Dimitri Abold, Michael Kessler, Carlotta Truman u.a.
FSK: ab 0 Jahren
TV-Premiere ist am Di. 26.12.2023 um 15:25 Uhr im Ersten.