DIE URSPRÜNGE

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 18. Januar 2024, Teil 2

Redaktiion

Gstaad / Schweiz (Weltexpresso) - THE PALACE ist das Ergebnis von Roman Polanskis schriller und grotesker Vision – ein Drehbuch, das der brillante Filmemacher in Zusammenarbeit mit der fantasievollen Feder von Jerzy Skolimovski und der kreativen Frische von Ewa Piaskowska entwickelt hat. In der Komödie leben überforderte, abergläubische und unglückliche Menschen mit berühmten Persönlichkeiten und Geschäftsleuten zusammen, die zwar äußerlich reich erscheinen, aber in Wirklichkeit nichts besitzen.

„Während des Schreibprozesses saßen wir an einem prächtigen, langen Holztisch. Auf der glatten Oberfläche bewegten sich Hunderte von gelben Klebezetteln, während die Ideen Gestalt annahmen. Jeder von ihnen stand für zahlreiche Charaktere und unzählige Situationen, die in einer ebenso komplexen wie urkomischen Geschichte zusammenspielen mussten“, sagt Produzent Luca Barbareschi. „Wir wollten eine Schar von Kellnern, Pagen, Köchen und Rezeptionisten mit den Hotelgästen zusammenbringen – wohlhabende, verwöhnte Menschen, die aus allen Ecken der Welt zu einem einmaligen Ereignis zusammenkommen. Die Szene, in der Hansueli das Personal vor der Ankunft der Gäste inspiziert, ist ein Vorwort und spiegelt seine Aufgabe wider. Auch wenn es aufgrund des „Millennium-Bugs“ die Befürchtung gibt, dass um Mitternacht die Konten der großen Finanziers wegen Computerblockaden unerwartete Schwankungen aufweisen könnten, wird dies nicht das Ende der Welt bedeuten. Es geht einzig und allein darum, dass die wichtigen Leute, die an diesem Abend dinieren, am nächsten Tag glücklich und gut gelaunt nach Hause gehen.“

ALLES AN EINEM ORT

Der Film wurde an einem einzigen Ort gedreht, im Palace Hotel in Gstaad in der Schweiz. Die Wahl der Schweiz war unvermeidlich, da das Drehbuch in den Mauern dieses prächtigen Hotels Gestalt annimmt und es undenkbar war, es an einem anderen Ort zu drehen. Es ist ein Bergschloss mit eleganten Zimmern, prunkvollen Sälen und magischem Schnee, der den märchenhaften Charme noch verstärkt.

„Manche mögen sagen, dass in Gstaad alles möglich ist, aber ich hätte nie erwartet, dass diese Idee, die bei einem Kaffee skizziert wurde, tatsächlich Wirklichkeit werden würde“, sagt Andrea Scherz, der Besitzer des Hotels. „Vor

genau einhundertzehn Jahren, im Dezember 1913, wurde das Gstaad Palace eröffnet und eines der ehrgeizigsten Hotelprojekte der Schweiz verwirklicht. Im Laufe der Jahre wurde aus einem kühnen Traum das Zuhause des internationalen Jetsets und ein glänzender Botschafter der Schweizer Gastfreundschaft.“

Für Pawel Edelman, den renommierten Kameramann, ist dies die sechste Zusammenarbeit mit Roman Polanski. Er sagt: „Der Film, den wir gedreht haben, war wegen des Drehorts ungewöhnlich. Normalerweise drehen wir Polanskis Filme an akribisch vorbereiteten Sets, aber dieses Mal haben wir in einem realen Hotel gedreht. Das heißt, wir mussten uns an die vorhandenen Gegebenheiten anpassen, was eine spannende Herausforderung war. Unser talentierter Produktionsdesigner, Tonino Zera, hat uns geholfen, die notwendigen Dekorationen in den Räumen des Hotels zu integrieren. Der wunderbare Kostümbildner Claudio Poggioli hat die außergewöhnlichen Designs entworfen, die unsere Schauspieler tragen. Die Kulissen selbst waren alle da, direkt vor unseren Augen. Wir lebten im Film und wurden Teil des Films. Schauspieler, Techniker, Statisten, Produktionspersonal, Abteilungsleiter. Alle waren für eine sehr intensive Zeit am selben Ort.“

„Als der Produzent Luca Barbareschi mich in das Projekt einbezog, wurde mir klar, dass dies ein echter beruflicher Meilenstein ist“, sagt Produktionsdesigner Tonino Zera. „Die menschliche und künstlerische Beziehung, die sich mit Polanski entwickelte, war von grundlegender Bedeutung. Ich habe es genossen, ihn zu beobachten und ihm bei unseren täglichen Begegnungen aufmerksam zuzuhören. Bei diesen Gelegenheiten beschrieb er sehr detailliert, wie er seinen Film visuell aufbauen wollte. Wir studierten die Skizzen der verschiedenen Schauplätze und ließen uns von dem Konzept des Palace Hotels mitreißen, in dem die verschiedenen Umgebungen die Charaktere widerspiegeln sollten, die es bewohnten.“

WIE EIN (SCHWEIZER) UHRWERK

„Die Vorbereitungen für den Film waren umfangreich: drei Monate Arbeit in Italien, Frankreich und der Schweiz. Dann zogen wir nach Gstaad, wo wir lebten und jedes noch so kleine Detail besprachen. Roman Polanski ist ein Regisseur, der beim Drehen schon jedes Detail im Kopf hat“, sagt Produzent Luca Barbareschi. Schauspieler Joaquim De Almeida, der Dr. Lima mimt, fügt hinzu: „Die Sorgfalt, mit der Roman jede Figur aufbaut, kann nur mit der Präzision eines Uhrmachers verglichen werden.“

Jede Figur hat ihre eigene Geschichte, eine kleine Welt inmitten einer Vielzahl von pulsierenden Planeten die sich Räume und Bedürfnisse teilen. Jede Figur musste den richtigen Platz haben. Es ist eine große Ensemble-Komödie, in der jeder wichtig ist, selbst in den kleinsten Rollen. Hansueli, der Hoteldirektor, Tonino und seine Assistentin, die Rezeptionisten, der Koch, der Maître, der Barkeeper, der Klempner, die Leibwächter, die Kellner, und dann die Marquise, Bongo, Arthur Duncan Dallas III, und seine junge Frau Magnolia, Dr. Lima und seine Frau, Caspar Tell und Bill Crush, der russische Botschafter und seine Frau, die russischen Gäste, Vaclav, die Zimmermädchen, Frau Frautschi und Meister Ravi, die Pagen, Frau Robinson und Alice, der Betrunkene, der Wütende, die Musiker, die Tänzer und die unzähligen Statisten der Partyszene. Sie alle werden als „Protagonisten“ betrachtet.

„Die Arbeit mit einem großen Regisseur wie Polanski ist vergleichbar mit einem Vulkan voller Ideen, unermüdlich, akribisch und aufmerksam bis ins kleinste Detail, nicht nur in Bezug auf die Kostüme der Darsteller, sondern auch für alle Statisten am Set, die wirklich zahlreich waren; alle waren gekleidet, als wären sie Protagonisten des Films“, sagt Carlo Poggioli, der Kostümbildner des Films. „Die große Herausforderung bestand darin, in begrenzter Zeit über 150 brandneue Kostüme (sowohl für die Hauptdarsteller als auch für die Statisten) zu entwerfen, die in verschiedenen italienischen Schneidereien in Rom und in unserer Werkstatt im Palace Hotel hergestellt wurden. Hinzu kam die Suche nach vielen Kostümen, die heute schon als Vintage-Kostüme gelten, da sie aus dem Jahr 1999 stammen, die aber notwendig waren, um die vom Drehbuch geforderte tragikomische Welt zu erschaffen. Eine unvergessliche Erfahrung.“

Das extravagante Produktionsdesign und die sorgfältig gefertigten Kostüme spielen eine wesentliche Rolle in der Geschichte. Das alles wird durch sorgfältige und akribische Make-up- und Haarstyling-Arbeiten ergänzt. Die Abteilungen arbeiteten von Anfang an zusammen. „Jeden Morgen zum Set zu gehen, wurde für mich zu einer anregenden Herausforderung, denn Polanski konnte jeden Moment neue Ideen zu den Figuren oder Frisuren haben. Ich musste sie schnell umsetzen“, sagt Desiree Corridoni, die Haar- und Perückendesignerin. „Er ist ein Regisseur, der jedem genaue Anweisungen gibt, weil er den Film schon im Kopf hat, aber gleichzeitig lässt er einem viele Freiheiten, solange alles, was man kreiert, zu seiner Vision und seinen Ideen passt.“

Der eigentliche Protagonist ist Oliver Masucci in der Rolle des Hansueli, dem Hoteldirektor, der das Leben der Gäste meisterhaft dirigiert. „Die Arbeit mit Roman Polanski hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich ihm in meinem neuen Buch ein ganzes Kapitel gewidmet habe. Ich habe eine Menge gelernt. Sechs aufregende und anstrengende Monate, die ich um nichts in der Welt missen möchte. Ich bin Roman sehr dankbar. Es war ein Riesenspaß!“, sagt Oliver Masucci.

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