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Vor der Berlinale 2024 (4) 

Hanswerner Kruse 

Berlin (Weltexpresso) – Heute begann die Sektion Generation für Kinder und Jugendliche mit ihren Pressevorführungen. Sie läuft parallel zum Forum, man muss sich also wieder ständig entscheiden. Das ist die Kernkompetenz, die man ja für diese Filmfestspiele benötigt. Generation zeigt Filme für Kinder in den Bereichen Kplus und für Jugendliche in 14plus. 


Erneut also ein typischer Vor-Berlinale-Tag mit Reisen um die Welt, aber nun mit dem Schwerpunkt Themen für Kinder und Jugendliche. Auch 14plus zeigt Filme, die in anderen Sektionen laufen könnten und für Erwachsene sehr interessant sind:

Zunächst führte uns „Last Swim“, es ist auch der Eröffnungsfilm von 14plus auf der Berlinale, nach England in eine fröhliche und ausgelassene Gruppe von multikulturellen Jugendlichen. Eine ehrgeizige, iranstämmige junge Frau (Foto oben) bekommt die Zusage Astrophysik studieren zu können. Gleichzeitig weiß sie, dass dieser Tag aufgrund ihrer Krankheit, vielleicht der letzte in ihrem Leben sein wird. Denn am nächsten Tag soll sie mit der Chemotherapie beginnen und will sich umbringen. 

Der Film ohne Untertitel war eine große Herausforderung für mich, aber er schaffte es, auch sprachlich unverständliche Situationen in hoffnungsvollen Bildern auszudrücken. 

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Danach gab es vier Kurzfilme, die mit einem jungen russischen Punker in der Ukraine begannen. Feindselig wird er von den ukrainischen Lehrerinnen und Nachbarn gemoppt oder verprügelt: Dagegen schreit er in seiner Musik an. Ein animierter Film zeigt uns ein indisches Mädchen, das sich seit frühester Kindheit gerne auf Klos zurückzieht, um ihre Fantasien und Träume auszuleben (Foto links). In Cuba kann ein Volleyballspieler nicht den Tod eines Mitspielers begreifen. In Spanien streiten ein großes und ein kleines Mädchen - und versöhnen sich.


In diesen Werken von 12 bis 30 Minuten, werden kleine Geschichten kurz und präzise erzählt, das Thema auf den Punkt gebracht und dennoch wird mit langen Einstellungen nicht gespart. Manche finden auch nur an einem Tag statt – obwohl das eigentlich kein Kriterium ist, denn „Last Swim“ spielt auch nur an einem Tag.

Danach gab es im Film "Maydegol" ein afghanisches Flüchtlingsmädchen im Iran (ja im Iran!), das gemeinsam mit den Eltern hierher vor den Taliban flüchtete. Verbissen nimmt sie jede Arbeit an, um ihr Training für das Muay-Thai-Boxen zu bezahlen. Sie träumt davon, Profi und Champion zu werden. Spannend unter anderem, dass sie und ihre Freundinnen sich im Iran unter den Mullas freier fühlen als in Afghanistan.

Wir hatten schon im letzten Jahr darauf hingewiesen, dass die Angebote in Generation pädagogisch begleitet und später evaluiert werden. Einerseits lernen die Kids das Kino zu lieben, anderseits erfahren sie, was andere Kinder und Jugendliche in anderen Kulturen für Probleme haben. Die manchmal auch die ihren sein könnten. In diesem Jahr soll es auch zum ersten Mal deutsche Untertitel für 14plus-Filme geben. Weil in Berlin wohl doch nicht jeder Jugendliche gut englisch versteht...

Übrigens: Bis zur Corona Pandemie gab es etwa 350.000 Besucher der Berlinale., davon waren 20%, also 70.000, Kinder und Jugendliche. Viele Filme der Reihe Generation haben auch die Chance in die Kinos zu kommen, weil auch deren Vermarktung intensiv gefördert wird. 

Foto:
© Berlinale

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