202415640 1 ORGInternationale Filmfestspiele Berlin vom 15. bis 25. Februar 2024, BERLINALE, Teil 25

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Im Folgenden noch einmal ein Bericht über die Sektion Generation, Filme für Kinder und Jugendliche auf dem Festival. Hier werden auch die Gläsernen Bären" vergeben (Foto rechts).

In der Sektion Generation der Berlinale heißt ein Kurzfilm „Lieder von Gewalt und Liebe“, er ist das aktuelle Motto der Filme für Kinder und Jugendliche. Neben dem großen Bärenwettbewerb mit 20 Titeln bestehen nämlich weitere Sektionen, in denen ebenfalls viele Filme gezeigt und Trophäen vergeben werden: In Generation ringen 32 Streifen um gläserne Bären.

202403796 2 RWD 2400
Beeindruckend sind in diesem Jahr Geschichten von Migrantenmädchen, die nicht pädagogisch überfrachtet oder larmoyant sind, sondern einfach nur gut erzählt: Im filmischen Märchen „Sieger sein“, muss sich die elfjährige Mona aus dem kurdischen Syrien in Berlin-Wedding, gegen Mobbing und Anfeindungen durchsetzen. Ein engagierter Lehrer unterstützt die gute Fußballspielerin (Foto links). Nebenbei erfährt man viel über Kurdistan und das Leben junger Leute zwischen den Kulturen. Trotz seiner Länge wird der Film bereits für Neunjährige empfohlen.


Ebenfalls in Berlin wehrt sich in „Ellbogen“, Hazal an ihrem 18. Geburtstag gegen Übergriffe eines Jungen in der U-Bahn, der dabei unglücklicherweise ums Leben kommt. Nun flüchtet sie als „echte Berlinerin“ nach Istanbul und fühlt sich dort verloren und fremd. Im Iran empfindet sich eine, mit ihren Eltern vor den Taliban geflüchtete Afghanin, freier als im Nachbarland. Hier träumt Maydegol - im gleichnamigen Film - davon, eines Tages als Kickboxerin für ihre Heimat Afghanistan zu kämpfen. Beide Werke sind für Jugendliche ab 14 Jahren gedacht.

Die Geschichten werden natürlich nicht einfach heruntererzählt, sondern mit Rückblenden, Assoziationen und anderen cineastischen Mitteln spannend und berührend gestaltet. Wie in anderen Sektionen, sind auch in Generation die Streifen Reisen um die ganze Welt: Die größeren Kinder können im Bereich Kplus oder die Jugendlichen in 14plus, morgens von Berlin aus nach China reisen und am nächsten Tag irgendwo in Afrika sein. So erfahren sie unterschiedliche Lebenswelten und fragen sich:

Wie ist es krank zu werden oder nahe Menschen zu verlieren? Darf man lustvoll die eigene Sexualität entdecken? Wo bleibt die Wut bei Konflikten untereinander oder mit den Großen? Kann man sich auch in der Fremde selbst finden? Behandelt werden, mit großem Unterhaltungswert, alle Themen der Kids. Es gibt keine drögen, didaktisch überfrachteten Problemfilme, wohl aber pädagogische Vor- und Nachbereitungen. Und Kontakte mit den Filmschaffenden nach den Aufführungen auf der Berlinale. Werke mit dem Ringen um geschlechtliche Identität waren in den letzten Jahren stark überrepräsentiert, nun ist dieses Thema wieder eins unter vielen der jugendlichen Entwicklung.

202406563 1 ORG
Für alle Altersgruppen werden auch Shorts (Kurzfilme) angeboten, die sich in knapper Zeit intensiv einem Motiv widmen: Da finden es im animierten Film “Beurk!“ kleinere Kinder „voll eklig“, wenn sich welche auf den Mund küssen. In „Goosfand“ rettet ein junges Mädchen drei Schafe aus der nahen Fleischerei in ihr Bett. Die „Lieder von Gewalt und Liebe“ trauern um einen Radiomoderator. 



Schon lange werden Pädagogen aus Berlin und Umgebung für die schulische Kinoarbeit von der Berlinale beraten. Es gibt günstige Tickets für Schulgruppen, Besuche werden nachbereitet und evaluiert. Gleichzeitig werden die Werke in den zwei Bereichen jeweils von einer Erwachsenen- und einer Kids-Jury bewertet und mit gläsernen Bären bedacht. Kontakte zu Kinovermarktern werden auf den Festspielen unterstützt. Dadurch schaffte es im letzten Jahr der Jugendfilm „Mission Ulja Funk“ nicht nur in die Mainstream-Kinos, sondern auch auf sämtliche Streaming-Plattformen. Die cineastisch-pädagogische Arbeit der Berlinale zahlt sich aus: Das größte Publikumsfestival der Welt hat über 300.000 Besuchern, davon sind 20% Kinder und Jugendliche.

Fotos
Oben Die Gläsernen Bären © Berlinale
Mitte aus "Sieger sein" © Berlinale
Unten aus “Beurk!“ © Berlinale