Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. Februar 2024, Teil 1
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Durch den blutigen Anschlag der Familie Harkonnen auf das Haus Atreides auf dem Wüstenplaneten Arrakis, der vom Imperator des Universums Shaddam IV (Christopher Walken) unterstützt wurde, wurde Fürst Leto Atreides getötet. Sowohl der Imperator als auch die Harkonnen halten die Familie Atreides für ausgestorben.
Allerdings konnte Letos schwangere Konkubine Jessica (Rebecca Ferguson) und sein Sohn Paul Atreides (Timothée Chalamet) entkommen. Sie wurden von den einheimischen Fremen um Stilgar (Javier Bardem) aufgenommen, nachdem Paul in einem rituellen Kampf den Fremen Jamis getötet hat. Bei den Fremen lernt Paul auch Chani (Zendaya) kennen und die beiden verlieben sich ineinander.
Die Harkonnen werden jetzt den Abbau von Spice übernehmen. Zusammen mit den Fremen wollen Paul und Jessica die Spice-Gewinnung sabotieren und auch Rache an der Familie Harkonnen und am Imperator Shaddam IV. nehmen.
Doch zuerst einmal will Paul die Lebensweise der Fremen kennenlernen, die sich ihm gegenüber vorerst doch etwas feindlich verhalten. Dabei gehört es zu den festen Ritualen, dass Paul – wie jeder junge Fremen – einen Ritt auf einem der gefährlichen Sandwürmer von Arrakis machen muss. Dass sein Reittier gleich eines der größten Exemplare ist, welches die Fremen je gesehen haben, zeigt den Zuschauern nur, dass Paul wirklich der erwartete Messias sein muss.
Vor allem Stilgar verbreitet die Ansicht, dass mit Paul der Mahdi - der Erlöser - nach Arrakis gekommen ist, der das Land fruchtbar machen und die Unterdrücker vertreiben wird. Paul selbst hat auch durch Spice und das ″Wasser des Lebens″ Visionen, die einen Krieg zeigen, der Hungersnot und Millionen Tode fordern wird. Aus diesem Grund will Paul die Macht nicht nutzen, vor allem da weder er noch Chani an die Prophezeiung glauben. Sie halten es für einen Märchen, dass erzählt wird, um die Fremen bei Laune zu halten.
Paul hilft allerdings den Fremen dabei, regelmäßig Anschläge auf die Förderstationen der Spice-Gewinnung zu machen. Bei einer dieser Aktionen triff Paul auf einen alten Freund, der nach der Niederlage der Familie Atreides bei den Schmugglern untergekommen ist und der auf Arrakis noch ein paar geheime Verstecke für gefährliche Waffen kennt.
Außerdem nennt sich Paul jetzt Muad'Dib, vor allem seitdem seine Mutter Jessica zur Reverend Mother der Fremen ernannt wurde und auch das von den Sandwürmern produzierte ″Wasser des Lebens″ getrunken hat. Sie beginnt, Paul aus dem Hintergrund zu manipulieren.
Die Harkonnen müssen versuchen, mit aller Macht die Spice-Gewinnung weiter anzukurbeln. Da die Anschläge auf den Spice-Abbau aber immer erfolgreicher werden, ersetzt Baron Vladimir Harkonnen (Stellan Skarsgård) den augenblicklichen Befehlshaber ″Beast″ Rabban Harkonnen (Dave Bautista) durch seinen anderen Neffen Feyd-Rautha Harkonnen (Austin Butler), der zwar ein hervorragender Kämpfer und Stratege aber auch ein außerordentlich brutaler, grausamer und absolut rücksichtsloser Mensch ist.
Pauls wichtigster Wunsch ist allerdings immer noch, sowohl seinen Vater zu rächen als auch die Familie Harkonnen um Baron Vladimir sowie den im Hintergrund die Strippen ziehenden Padishah Emperor Shaddam IV zu Fall bringen.
Da sowohl die Angriffe der Fremen als auch die Strafaktionen der Harkonnen immer brutaler und blutiger werden und dadurch die Spice-Produktion leidet, ruft der Imperator die großen Häuser auf Arrakis zusammen, um die Wiedergewinnung der Kontrolle über die Spice-Produktion zu organisieren.
Dadurch erhält Paul Atreides die Möglichkeit, sich sowohl an den Harkonnen als auch am Imperator zu rächen…
"Dune" und ″Dune: Part Two″ ist zusammen bereits die 3. Verfilmung von Frank Herberts Science-Fiction Roman Dune (dt: Der Wüstenplanet), der zuerst 1965 erschienen ist. Der Roman gehört zu den meistverkauften Science-Fiction Romanen aller Zeiten und dem weitere fünf vom Autor selbst geschriebene Bücher folgten, nach David Lynchs "Dune" von 1984 und der dreiteiligen amerikanische Miniserie "Dune - Der Wüstenplanet" (2000) von Regisseur John Harrison, der trotz aller Kritik an der Serie mit "Children of Dune" (2003) mit einer weiteren dreiteiligen Miniserie nach den Romanen Dune Messiah (1969) und Children of Dune (1976) fortgesetzt wurde.
Der franko-kanadische Regisseur Denis Villeneuve hatte von Anfang an geplant, Herberts Roman in zwei Teilen zu verfilmen. Dadurch konnte sich Denis Villeneuve während des ersten Films viel Zeit lassen, um die Story und die Charaktere einzuführen und in Position zu bringen.
Der erste Teil ist dann 2021 erschienen und war nicht nur ein riesiger finanzieller Erfolg, sondern er wurde auch vom American Film Institute in die Top Ten der Filme des Jahres 2021 aufgenommen und erhielt unzählige Nominierungen und Auszeichnungen.
Jetzt kommt endlich der zweite Teil nach dem Drehbuch von Regisseur Denis Villeneuve und von Jon Spaihts in die Kinos. Wie im Buch wird auch im Film die Geschichte aus der Sicht von Prinzessin Irulan (Florence Pugh) erzählt, auch wenn ihre Rolle selbst nicht allzu groß ist. Dabei haben Regisseur und Drehbuchautoren den Ablauf der Story zeitlich verkürzt, so dass nicht Jahre vergangen sind, bis es zum letzten Kampf um die Vorherrschaft in der Galaxis kommt.
Das führt u.a. dazu z.B. Pauls Schwester Alia am Ende des Film – im Gegensatz zum Buch – noch nicht geboren ist. Alia (Anya Taylor-Joy) tritt nur als erwachsene Frau in einer Traumsequenz von Paul und in Gesprächen aus dem Bauch ihrer Mutter auf. Auch Chanis und Pauls Sohn, der dann von den Soldaten des Imperators getötet wird, kommt im Film nicht vor. Leider ist auch Léa Seydoux Rolle als Lady Margot Fenring nur sehr kurz, wenn sie mit Feyd-Rautha Harkonnen zum Erhalt der Blutlinie schläft. Ebenso wird nicht deutlich, warum Paul bei finalen Kampf Feyd-Rautha Harkonnen seinen Cousin nennt – während im Buch Alia den Baron Harkonnen als ihren Großvater erkennt.
Der Film beginnt allerdings gleich mit einer sehenswerten Szene (die hervorragend von der stampfenden Musik von Hans Zimmer unterstützt wird), in der die Soldaten der Harkonnen einer nach dem anderen aus Hubschraubern abgeseilt und sofort in Kämpfe mit den Fremen verwickelt werden. Damit macht ″Dune: Part Two″ genau da weiter, wo der erste Film aufgehört hat – dass Paul und Jessica von Stilgar mit zu den Fremen genommen werden.
Dabei lernt der Zuschauer auch einige der Sitten und Gebräuche der Fremen besser kennen. Das führt auch dazu, dass dieses Mal Chani stärker in den Blickpunkt rückt. Dabei geht das aber nicht zu Lasten von Paul. Denn eine der zentralen Punkte ist die Liebesbeziehung zwischen Paul und Chani. Sowohl Timothée Chalamet als auch Zendaya schaffen es, die Chemie zwischen den beiden glaubhaft darzustellen.
Aber Timothée Chalamet zeigt auch, dass Paul nicht mehr der 16jährige Junge ist, sondern ein junger Mann voller Zweifel, der dabei nicht nur von Stilgars Visionen, sondern auch von seiner Bene Gesserit Mutter Jessica in ein bestimmte Richtung gedrängt wird. Paul beginnt sehr rasch zu begreifen, was seine Position in der Geschichte sein kann und er versucht zu Beginn, das unbedingt zu verhindern.
Pauls Gegenspieler Feyd-Rautha Harkonnen wird hervorragend von Austin Butler dargestellt, denn im hier besprochenen Film rücken auch die Harkonnen etwas stärker in den Blickpunkt. Bisher wurde die Sache der Harkonnen auf Arrakis vor allem vom brutalen aber nicht allzu intelligenten Beast Rabban Harkonnen vertreten.
Austin Butler stellt Feyd-Rautha als einen Menschen mit einem faszinierenden Charisma dar, der selbst allerdings erst nach etwa einer Stunde auf der Leinwand zu sehen ist. Pauls Hauptgegner ist ein wahrer Sadist, der das Fehlen von jeglicher Empathie mit einer Arroganz und einem unheimlichen Machthunger ausgleicht. Seine Kampffähigkeit darf er aber gleich bei seinem ersten Auftritt in einem beeindrucken Kampf in der Arena von Gidi Prima (nach dem Vorbild der Gladiatorenkämpfe) vorführen – als sein Geburtstagsgeschenk seines Onkels.
Neben den genannten Darstellern konnten auch noch in weiteren kleineren Rollen Josh Brolin als zurückgekommener Gurney Halleck, der das Massaker an der Atreides-Familie überlebt hat, Charlotte Rampling als Reverend Mother Mohiam, deren Rolle kleiner ist als im ersten Film, und die Schweizerin Souheila Yacoub als Chanis Freundin Shishkali überzeugen. Aber gerade bei der letzteren gibt es ein Szene, bei der man als Zuschauer das Gefühl hat, dass da inhaltlich mehr gefilmt als dann für den finalen Film verwendet wurde.
Doch bei all der kleinlichen Kritik ist ″Dune: Part Two″ ein großartige Fortsetzung des ersten Teils mit einem hervorragenden Cast und überwältigenden Bildern (von Kameramann Greig Fraser) geworden. Bei der ganzen Action hat aber Denis Villeneuve nie die komplexen Themen der Buchvorlage wie z.B. den religiösen und prophetischen Hintergrund aus den Augen verloren. Dabei endet der Film mit einem so nicht erwarteten Cliffhanger (es sein denn man kennt den Roman), so dass zwar mit dem 2. Teil Frank Herberts Roman Dune vollendet ist, die Story um Paul Atreides aber noch lange nicht aus erzählt ist. Damit sollten die Weichen auf jeden Fall für die Verfilmung von Herberts zweitem Roman Dune Messiah (1969) nichts mehr im Wege stehen.
Insgesamt ist ″Dune: Part Two″ cleveres und ganz großes Science-Fiction-Kino auf allerhöchstem Niveau mit einem tollen Cast und einer spannenden – wenn auch nicht abgeschlossenen - Story. Es lohnt deshalb, sich den Film unbedingt im Kino anzusehen.
Foto 1: Timothée Chalamet als Paul Atreides © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.
Foto 2: Zendaya (l.) als Chani und Rebecca Ferguson als Lady Jessica (r.) © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.
Foto 3: Josh Brolin als Gurney Halleck (l.) und Javier Bardem als Stilgar (r.) © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.
Foto 4: Stellan Skarsgård als Baron Vladimir Harkonnen (l.) und Austin Butler als Feyd-Rautha Harkonnen (r.) © 2024 Warner Bros. Entertainment Inc.
Info:
Dune: Part Two (USA 2024)
Originaltitel: Dune: Part Two
Genre: Science-Fiction, Abenteuer, Drama, Roman-Adaption, Fortsetzung
Filmlänge: ca. 166 Min.
Regie: Denis Villeneuve
Drehbuch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts auf Grundlage von Frank Herberts Roman Dune (1965)
Darsteller: Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Josh Brolin, Javier Bardem, Austin Butler, Florence Pugh, Dave Bautista, Christopher Walken, Léa Seydoux, Souheila Yacoub, Stellan Skarsgård, Charlotte Rampling, Anya Taylor-Joy u.a.
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 29.02.2024