capitSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. April 2024 Teil 10

Mamadou Kouassi und Redaktion

Rom  (Weltexpresso) - 2019 lernte ich Matteo Garrone über eine Journalistin kennen. Sie hatte zu einer Diskussionsrunde über die Arbeitsbedingungen für EinwanderInnen bei Farmarbeiten in Süditalien eingeladen. Als ich damals im Süden des Landes, in Caserta, ankam, entschloss ich mich, dort zu arbeiten und zu bleiben. Während des Treffens mit der Journalistin erzählte ich ihr von meiner Reise nach Italien als Migrant. Daraufhin stellte sie den Kontakt zu Matteo her, der bereits plante, einen Film über das Thema zu drehen.


Ich erzählte Matteo und zwei Drehbuchautoren, wie mein Cousin und ich uns auf die Reise vorbereitet haben. Ich war fußballbegeistert, mein Cousin wollte nach Kanada, um zu studieren. Dieses "Vorher", das in so vielen Filmen fehlt, wollte Matteo zeigen. Ich habe während des Schreibprozesses beratend zur Seite gestanden und Matteo und sein Team haben mir während der Dreharbeiten immer wieder jede Menge Fragen gestellt, um diese unvorstellbare Reise wirklich nachvollziehen zu können. Unser Ziel war es, die Reise so detailgetreu wie möglich zu erzählen. Das ging sogar so weit, dass wir ihnen die Codes erklärt haben, die wir während der Überfahrt genutzt haben.

Durch die Arbeit an dem Film hatte ich die Möglichkeit, unsere Geschichte zu erzählen, von unserem Leiden zu berichten, unser Leben, unsere Traditionen und unsere Kulturen zu beschreiben. Wir konnten von unserem Traum eines Europas erzählen, das wir uns als einen Kontinent der völligen Freiheit vorgestellt haben. Der Film ist ein Sprachrohr, um all das mit den heutigen und zukünftigen Generationen zu teilen. Das Medium Film gibt den Menschen eine Stimme, die sonst keine haben.

Jede Phase meiner Reise hinterließ tiefe Narben: die Durchquerung der Wüste, die Gefängnisse in Libyen, die Fahrt übers Meer, aber vor allem die Unmenschlichkeit bestimmter Menschen, die zu so grausamer Brutalität fähig sind. Der Film ermöglicht es mir heute, von den Schrecken zu erzählen, die ich erlebt habe, sowie von dem Leid anderer, die in der libyschen Wüste oder bei der Reise über das Mittelmeer gestorben sind. Er ist zudem und vor allem ein Mittel, um das Bewusstsein auf internationaler Ebene zu schärfen und vielleicht eine Veränderung zu bewirken.


 

KEY FACTS – MIGRATION

  • 159.410 MigrantInnen kamen im Jahr 2022 über das Mittelmeer(1) nach Europa. Das sind 5 % der MigrantInnen, die insgesamt in diesem Jahr nach Europa kamen.

  • Mehr als 2.500 MigrantInnen haben zwischen Januar und September 2023 ihr Leben bei der Fahrt übers Mittelmeer verloren. Das ist ein Anstieg um 50 % gegenüber des gleichen Zeitraums im Jahr 2022(1). Insgesamt sind seit 2015 26.000 Menschen auf dem Mittelmeer ums Leben gekommen(1).

  • Man geht davon aus, dass sich derzeit rund 700.000 MigrantInnen mit 71 verschiedenen Nationalitäten in Libyen aufhalten. 65 % von ihnen kommen aus Subsahara-Afrika, 30 % aus Nordafrika und dem Sudan, 5 % aus Asien und dem Nahen Osten(2).

  • 25 % der seit 2016 von SOS MEDITERRANEE geretteten Menschen sind jünger als 18 Jahre alt. 79 % reisten ohne Eltern(3).

    (1) Quelle: Internationale Organisation für Migration (IOM) (2) Quelle UNHCR
    (3) Quelle SOS MEDITERRANEE


Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung 

SEYDOU.   SEYDOU SARR 
MOUSSA.   MOUSTAPHA FALL
MARTIN.     ISSAKA SAWADOGO

 

Stab
REGIE.     MATTEO GARRONE 
DREHBUCH.   MATTEO GARRONE, MASSIMO GAUDIOSO, MASSIMO CECCHERINI, ANDREA TAGLIAFERRI

Abdruck aus dem Presseheft