Hanswerner Kruse
Paris (Weltexpresso) - „Ich war ganz verrückt nach Dir“, bekennt der Schriftsteller Alain (Niels Schneider), als er überraschend seine New-Yorker-Jugendliebe Fanny (Lou de Laàge), die in einem Auktionshaus arbeitet, mitten in Paris wiedertrifft. „Mein Leben wäre anders verlaufen, hättest Du mir das damals gesagt“, seufzt Fanny.
Denn nun ist sie der kostbare Besitz des reichen, eifersüchtigen, besitzergreifenden Geschäftsmanns Jean (Melvil Poupaud), der sie wie ein wertvolles, aber ihm gehörendes Schmuckstück behandelt. „Ich fühle mich wie eine Trophäe“, sagt sie, als sie mal wieder einen sündhaft teuren Ring bekommt und ihn nicht sogleich tragen will.
Mehr oder weniger zufällig begegnen sich Alain und Fanny nun öfter, essen zusammen Baguettes im Park, dann selbst gekochte Spaghetti Bolognese in Alains Bude und landen schließlich im französischen Bett. Fanny fühlt sich „schrecklich, weil ich ihn anlüge“, doch der Ehemann hat längst gemerkt, dass ihm seine Frau den Gehorsam verweigert und eigene Wege geht. Ganz cool beauftragt er einen Privatdetektiv mit ihrer Überwachung und ist auch bereit, für ihn unangenehme Recherchen zu ertragen: „Wollen sie es denn wirklich wissen?“, fragt ihn der Kundschafter.
Mehr wird hier nicht verraten, denn überraschend nimmt die Amour Fou an Fahrt auf. Fannys Mutter findet heraus, dass ihr geliebter Schwiegersohn bereits des Mordes an einem Teilhaber verdächtigt wurde. Wie Woody Allens Film „Match Point“ entwickelt sich auch „Ein Glücksfall“ völlig anders als erwartet und findet ein geniales Ende.
Der spannende Film „Ein Glücksfall“ ist in vielerlei Hinsicht ein Glücksfall:
Regisseur Allen (Foto links) hat ihn völlig auf Französisch mit französischen Darstellerinnen und Darstellern gedreht - aber nicht zum ersten Mal in Paris, wir erinnern uns gerne an seine romantische Erzählung „Midnight in Paris“, und es ist eine richtig schöne Liebesgeschichte mit bösen Einsprengseln geworden. Der Film ist auch ein Glücksfall für die Hauptdarstellerin Lou de Laàge, die keine Probleme hatte, mit Allen zu arbeiten. Sie gestand sinngemäß: „Für mich war es ein Glücksfall, dass er mit mir in Paris gedreht hat, sonst hätte ich ihn nie kennengelernt.“
Ein Glücksfall, dass die meisten europäischen Filmleute und Produzenten ebenfalls kein Problem haben, mit Woody Allen zu arbeiten, auch wenn bei der Premiere auf den Filmfestspielen in Venedig 2023, wieder einmal eine hysterische weibliche Meute nach Boykott schrie. Wir können weiterhin nur darauf verweisen, dass Mia Farrow den Regisseur mit ihren infamen Lügen zur Hexenjagd durch MeToo freigab. Und wir sind Anhänger der radikalen Trennung von Kunstwerk und Person, sonst gäbe es ja kaum noch Filme, Bildende Kunst, Performance und zeitgenössischen Tanz.
Fotos:
© Thierry_Valletoux
Info:
„Ein Glücksfall“, Frankreich 2023, 93 Minuten, FSK12 Jahre, Kinostart 11. April 2024. Regie Woody Allen, mit Lou de Laâge, Niels Schneider, Melvil Poupaud und anderen