eroffnung hartwigLICHTER Filmfest Frankfurt International: von Dienstag, 16. April bis Sonntag, 21. April, Teil 10

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ja, sie haben recht, die Lichterleute, daß sie das aufgelassene Industriegebäude rückwärtig in der Eschersheimer Landstraße 28 und Zentrum des letztjährigen Lichter Filmfestes, das eigentlich im letzten Jahr abgerissen werden sollte, aber immer noch steht, erneut zum FESTIVALZENTRUM 2024 gemacht haben. Ursprünglich eine Druckerei vermitteln die Ziegelbauweise sowie die abgenutzten Wände und Böden sowohl den Eindruck von viel Arbeit, Handarbeit eben auch!, wie auch, da ausgeräumt und nun neu bunt hergerichtet, den Eindruck von Platz und der Möglichkeit, viele Menschen an einem Ort zu versammeln.

Das brauchen die Lichter auch, denn es geht ja nicht nur um Kino, das eh in den angestammten Frankfurter Häusern stattfindet, so zahlreich Mitspieler wie noch nie, sondern das Festivalzentrum, erneut MASSIF ARTS benannt, ist Ort der Begegnungen, ob an der Festivalbar, vor allem aber zum 4. KONGRESS ZUKUNFT DEUTSCHER FILM. Ein Prestigekino soll es im Haus auch geben, aber das muß erst gesichtet werden. Auf jeden Fall fand in der großen Halle im Erdgeschoß Montagabend die Eröffnung des Festivals statt, von der es anschließend im Triumphmarsch die Eschersheimer Landstraße hinunter zum Eröffnungsfilm SHAHID im Kinopalast Metropolis ging. Alles sehr nah um den Eschenheimer Turm herum, denn hier ist auch das schöne alte ELDORADO beheimatet, den erst in den Fünfziger Jahren errichteten Turmpalast gibt es schon länger nicht mehr, das wäre schön, wenn der für LICHTER noch da wäre, von den E-Kinos ganz zu schweigen, die im letzten Jahr den Geist aufgaben, wo eines der Kinos das Europa-Kino war, wo für die Nachkriegszeit die großen Premieren stattfanden, Berlin war ja noch viergeteilt, alles weg, aber das MAL SEH’N ist dazugekommen und auch sehr benachbart. Aber jetzt geht’s zur Eröffnung.

Die gab es gleich zweimal. Hier im MASSIF ARTS begrüßten die Gründer, Macherin Johanna Süß und Macher Gregor Maria Schubert, die zahlreichen Gäste, die sogar hin und wieder für die Ansprachen ihre Plaudereien mit den Nachbarn unterließen und das klingende Anstoßen mit den Sektgläsern. Hin und wieder, wie gesagt, aber die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig, die dann die Eröffnungsrede hielt, befand sogar, daß diese Geräusche von Wortfetzen und Gläserklirren die angenehmsten seien. So entschuldigte sie sich quasi, einer so netten Gesprächssituation mit etwas so Formalem wie einer Eröffnungsrede zu kommen, und es sei auch keine richtige Rede, nur ein paar Worte. Immerhin klatschten daraufhin einige.

Aber noch waren wir bei den launigen Worten von Süß und Schubert, die sich freuten, daß dieser eigentlich leere Raum jetzt mit so viel Leben gefüllt ist und die Geschichte des Leerstandes, des Abrisses etc. erzählten. Bis Oktober bleibe das Haus ein Hotspot in Frankfurt. Das Wichtigste an der Eröffnung waren die wiederholten Lobsprüche über das Team der LICHTER, die jeweils mit brandendem Applaus beantwortet wurden. Und das ist auch richtig. Denn anders als ganz früher, klappte diesmal alles. Das Team bedeutet nämlich eine wirklich große Anzahl von meist jungen Leuten, die seit Wochen damit beschäftigt sind, daß die über 100 Filme an ihre potentiellen Zuschauerinnen kommen und der 4. KONGRESS ZUKUNFT DES DEUTSCHEN FILMS mit dem Titel ZUKUNFT EUROPA, der auch im Festivalzentrum stattfindet, laufen kann. Die vielen Filmstätten, dieses überaus reiche Programm durchzuführen und dafür zu sorgen, daß viele dabei sind, kann nur gelingen, weil viele Hände und Hirne es zum Laufen bringen. Von daher kann der Dank dafür nicht oft genug ausgesprochen werden, was auch tatsächlich geschieht und jedesmal begeisterten Applaus folgen läßt.

Ina Hartwig sprach im Namen der Stadt, sprach auch über den folgenden Eröffnungsfilm SHAHID, bei dem sie diese aufregende Reise interessiere, die das Internationale, das Fremde und das Regionale, das Nahe also einzigartig verbinde. Das gelte auch für das diesjährige Motto des 4. KONGRESSES ZUKUNFT DEUTSCHER FILM, das ZUKUNFT EUROPA lautet. Inzwischen habe sich der LICHTER Zukunftskongreß etabliert. Tatsächlich sei die Rolle des Films ein kulturelles Bindeglied Europas und Frankfurt sei mal wieder eine Schmiede und stelle den Brückenschlag von Zukunftsvisionen, Film und gesellschaftlichem Dialog her. Das LICHTER FILMFEST sei insofern einzigartig unter den deutschen Filmfestivals.

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