Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Dienstag, 30. April bis Donnerstag, 2. Mai 2024 , Teil 4
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Colt Seavers (Ryan Gosling) ist Stuntman. Er liebt seine Arbeit und ganz besonders liebt er die Kamerafrau Jody Moreno (Emily Blunt). Er arbeitet vor allem als Stunt-Double für den Superstar Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson). Für ihn sprengt man Colt in die Luft, schießt auf ihn, zündet ihn an, verwickelt ihn in Prügeleien und wirft ihn aus großer Höhe aus dem Fenster. Doch dann hat Colt einen Unfall, weil bei einem Stunt das Sicherungsseil aufgegangen ist.
Colt bricht sich dabei seinen Rücken und dadurch kommen seine Karriere beim Film und die Beziehung zu Jody zu einem abrupten Ende, denn auch nach seiner Genesung hat er sich von seinem Job zurückgezogen.
Doch einige Monate später erhält er den Anruf der Produzentin Gail Meyer (Hannah Waddingham), die ihn wieder als Stuntman und Double für Tom Ryder verpflichten will. Colt sagt erst einmal ab, doch als er erfährt, dass Jody Moreno die Regisseurin des Science-Fiction Films ″Metalstorm″ ist, sagt er zu und fliegt - ohne das Drehbuch gelesen zu haben - zum Drehort nach Sydney.
Am Set angekommen soll er nicht nur sofort einen wichtigen Stunt in einem fahrenden Auto unter der Leitung von Stuntkoordinator Dan Tucker (Winston Duke) unternehmen, sondern er wird auch von Gail Meyer erst nach seiner Ankunft darüber informiert, dass der Hauptdarsteller Tom Ryder seit ein paar Tagen als vermisst gilt. Da das Verschwinden des Hauptdarstellers vor dem Studio und den Medien geheim gehalten werden muss, soll Colt ihn suchen. Außerdem darf natürlich Jody möglichst nichts davon erfahren, damit ihr erstes Projekt als Regisseurin nicht den Bach runter geht.
Während Colt weiter seiner Arbeit als Stuntman nachgeht, versucht er gleichzeitig die Geheimnisse um den verschwundenen Star zu lösen. Doch dann sieht sich Seavers in eine finstere Verschwörung verwickelt, die gefährlicher ist als jeder Stunt, denn plötzlich treten finstere Gestalten auf, die Seavers nach dem Leben trachten. Jetzt zeigt sich auch, auf wen Colt sich in dieser gefährlichen Situation verlassen kann…
An den Namen Colt Seavers erinnern sich vermutlich vor allem Ältere, denn er war – dargestellt von Lee Majors, der in dem Film ein Cameo hat – die Hauptfigur in der sehr erfolgreichen Serie ″The Fall Guy″ (deutsch: ″Ein Colt für alle Fälle″) mit fünf Staffeln von 1981 - 1986. Dabei wurde von den Abenteuern eines Stuntmans erzählt, der zusammen mit zwei Kollegen nebenberuflich als Kopfgeldjäger an der Aufklärung von Kriminalfällen beteiligt war. In dem hier besprochenen Film hat sich Regisseur David Leitch nach dem Drehbuch von Drew Pearce zwar von der Fernsehserie inspirieren lassen, aber er hat ein völlig eigenständige Story erzählt.
David Leitch war selbst ein erfolgreicher Stuntman, Stunt-Koordinator (u.a. für Brad Pitt und Keanu Reeves) und Second-Unit Regisseur, bevor er mit ″John Wick″ (2014) zusammen mit Chad Stahelski seinen ersten Film als Regisseur realisiert hat. Nach ″Atomic Blonde″ (2017), ″Deadpool 2″ (2018), ″Fast & Furious: Hobbs & Shaw″ (2019) (für den Drew Pearce auch schon das Drehbuch geschrieben hat) und ″Bullet Train″ (2022) - mit Brad Pitt und Aaron Taylor-Johnson - legt er nun seinen bisher persönlichsten Film vor. Denn ″The Fall Guy″ ist ganz sicher eine Liebeserklärung an das Actionkino aber auch eine Huldigung für die Arbeit der Stuntleute, die bei gefährlichen Stunts ihren Kopf für die Schauspieler hinhalten und damit Actionfilme erst möglich machen.
In der Serie gilt, dass Colt Seavers als Stuntman auch in der Lage ist, Verbrechen aufzuklären. Auch wenn Colt hier im Film genauso wie in der Serie eine Reihe von Angriffen durch seine Kenntnisse als Stuntman überlebt, verfolgt er doch nur eine einzige Spur: Er versucht Tom Ryder zu finden und stolpert dadurch in ein brenzliche Situation nach der anderen, damit er letztendlich seinen eigenen Kopf aus der Schlinge ziehen kann. Dadurch kann der Regisseur hervorragend – neben den Stunts auf dem Filmset - eine ganze Reihe von halsbrecherischen Actionszenen aus Sydney zeigen wie aus der Innenstadt, dem Strand und natürlich auch mit dem berühmten Opernhaus im Hintergrund.
Auch wenn in der explosiven Komödie der Hauptaugenmerk ganz sicher auf den spektakulären Actionszenen liegt, lebt der Film aber auch durch die perfekte Chemie der beiden Hauptdarsteller Ryan Gosling als Colt Seavers und Emily Blunt als Jody Moreno. Die beiden spielfreudigen Stars werfen sich - wie es sich für eine gute Komödie gehört – regelmäßig die Bälle nur so zu und holen dadurch aus ihren gemeinsamen Szenen dermaßen viel heraus, so dass man ihre Charaktere einfach lieb gewinnt und ihnen deshalb die Daumen drückt.
Von den übrigen Schauspielern sind aber auch Aaron Taylor-Johnson als überhebliches und sich selbst überschätzendes Ekel Tom Ryder – von dem man als Zuschauer gerne etwas mehr gesehen hätte, Hannah Waddingham als Gail Meyer, Ryders Agentin und Produzentin des Films, und Winston Duke als gegenüber Colt absolut loyaler Stuntkoordinator Dan Tucker zu nennen.
Doch gehört der Film vor allen Ryan Gosling, der sowohl den Film aus dem Off begleitet als auch sich als Colt Seavers mit mehr Glück als Verstand aus allen brenzligen Situation herauswindet. Das verbreitet dank des bekannten Charismas des kanadischen Stars einfach nur gute Stimmung.
Es mag sein, dass die Kriminalstory insgesamt etwas dünn geraten ist und der Film vor allem von dem Charme der beiden Hauptdarsteller und von den hervorragend choreographierten und gefilmten Actionszenen (Kamera: Jonathan Sela, der schon früher mit David Leitch zusammen gearbeitet hat) lebt und die Handlung vor allem dazu dient, um den Protagonisten von einem Stunt zum nächsten zu bringen.
Im Mittelpunkt steht ganz eindeutig die Arbeit der meist unbekannten Stuntleute, die todesmutig für die Stars ihre Knochen hinhalten und nicht selten auch ihr Leben riskieren. Denn schließlich geht es in dem Film auch darum zu zeigen, was die Stuntmänner und -frauen bei dem Dreh eines solchen Actionfilms wirklich leisten müssen. Dadurch ist ″The Fall Guy″ auf jeden Fall auch eine Liebeserklärung an die Arbeit dieser ungenannten Männer und Frauen.
Dies wird dann konsequent im Abspann noch einmal deutlich gemacht, da dabei nicht nur gezeigt wird, wie einige der Stunts entstanden sind, sondern es wird auch kurz behauptet, dass der Jody Morenos Film ″Metalstorm″ für die Stunts einen Oscar gewonnen hätte – etwas wofür die Stuntleute schon seit Jahren kämpfen.
Insgesamt ist ″The Fall Guy″ ein unterhaltsames und energiegeladenes Action-Spektakel, das zwar von der Chemie der beiden Hauptdarsteller Ryan Gosling und Emily Blunt lebt, das aber auch durch einen Vielzahl verrückter Stunts eine wunderbare Verbeugung vor all den Menschen hinter und vor der Kamera ist, die solch einen Film erst möglich machen. Regisseur David Leitch setzt dabei dem Stunthandwerk mit jeder Menge Herz ein ebenso spaßiges und actionreiches wie durch und durch charmantes Denkmal. Die Actionkomödie macht durch seinen Charme, seinen Witz und ganz sicher auch durch eine guten Portion verrückter Actionszenen mächtig Spaß und ist deshalb im Kino unbedingt sehenswert.
Foto 1: Ryan Gosling als Colt Seavers © Universal Studios
Foto 2: Ryan Gosling als Colt Seavers und Emily Blunt als Jody Moreno © Universal Studios
Foto 3: Aaron Taylor-Johnson als Tom Ryder © Universal Studios
Foto 4: Ryan Gosling als Colt Seavers © Universal Studios
Info:
The Fall Guy (USA 2024)
Originaltitel: The Fall Guy
Genre: Action
Filmlänge: ca. 126 Min.
Regie: David Leitch
Drehbuch: Drew Pearce
Darsteller: Ryan Gosling, Emily Blunt, Aaron Taylor-Johnson, Hannah Waddingham, Winston Duke, Stephanie Hsu, Teresa Palmer, Zara Michales u.a.
Verleih: Universal Pictures International Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 30.04.2024
