Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom Dienstag, 30. April bis Donnerstag, 2. Mai 2024, Teil 12
Kanwal Sethi
Berlin (Weltexpresso) - Auch wenn die Idee zu dem Film im Kontext des NSU-Verbrechens entstand, ist WAS VON DER LIEBE BLEIBT eine Liebesgeschichte – über eine Liebe, die über den Tod hinausgeht. Eine Geschichte von Ilyas und Yasemin und dem gesichtslosen strukturellen Rassismus, der das Dreieck vervollständigt. Ilyas und Yasemin, zwei Deutsche türkischer und kurdischer Abstammung, sind seit langem ein Paar, Geschäftspartner und Eltern einer Tochter.
Dennoch bleiben sie immer die Fremden im eigenen Land. Es ist ein Film über die Zweifel, die jede Liebe kennt, und gleichzeitig über Zweifel, die durch staatliche Behörden wie ein Gift injiziert werden – und damit Ilyas’ Liebe zu Yasemin auf die Probe stellen.
Der tief verwurzelte Rassismus in Deutschland kostet den Liebenden ihr Leben. Jedoch erzähle ich nicht vom expliziten Rassismus auf der Straße oder jenem, der von extremen Rechten propagiert und gelebt wird. WAS VON DER LIEBE BLEIBT handelt vielmehr vom institutionellen, systemischen Rassismus, der gesichtslos und fest in der Mitte der Gesellschaft verankert ist. Er grenzt unzählige Menschen mit nicht-weißem und anderen ethnischen Hintergründen täglich aus und fügt ihnen Kränkungen zu.
Die Ermordung eines jungen Mannes in Frankreich im Frühjahr 2023 und die darauffolgenden Unruhen werfen erneut Licht auf dieses gesellschaftliche Problem, das seinen Schatten tief in staatliche Institutionen Europas wie die der Polizei wirft. Und dennoch ist das Thema institutioneller Rassismus in den Medien und dem gesellschaftlichen Diskurs nach wie vor weitestgehend ein Tabu.
Ilyas’ Geschichte spürt dem nach, was den NSU-Opferfamilien und unzähligen anderen Opfern von Rechtsterrorismus widerfahren ist. Sehr oft konzentrieren sich die folgenden Ermittlungen bei rechtsextremen Verbrechen ausschließlich auf die Opfer und ihren ethnischen Hintergrund. Mehr noch, der systemische Rassismus kriminalisiert die Opfer und macht sie zu Tätern. Es ist an der Zeit, dass diese Schicksale von der deutschen Mehrheitsgesellschaft nicht mehr ignoriert und bezweifelt oder als Einzelschicksale abgetan werden.
Auch wenn Ilyas Liebe zu Yasmin stärker ist als der Tod: Rassismus tötet und Liebesgeschichten enden wegen ihm. Das muss endlich aufhören.
Foto:
©Verleih
Info:
WAS VON DER LIEBE BLEIBT wurde produziert von Benny Drechsel, ROHFILM Productions (u.a. GROSSE FREIHEIT, Regie: Sebastian Meise, LORE, Regie: Cate Shortland, u.v.a.), in Koproduktion mit ZDF, gefördert von BKM, MDM, DFFF, MBB, HessenFilm und FFA. FILMWELT bringt den Film am 2.5.2024 in die Kinos.
Deutschland, 2023
1,85:1 Flat
Dolby 5.1100 Minuten
Darsteller
SERKAN KAYA (ILYAS)
SEYNEB SALEH (YASEMIN)
Stab
KANWAL SETHI (REGIE, DREHBUCH)
Abdruck aus dem Presseheft