peach2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos am Donnerstag, 9. Mai, Teil 9

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Ihre Bandmitglieder von „The Shit“ verlassen nach und nach Toronto, Peaches kauft sich die Groovebox Roland MC-505 und stellt fest, dass sie damit keine Band mehr braucht. Sie kann jetzt alle Instrumente selbst spielen, was ihrem individualistischen Charakter mehr entspricht. Sie schreibt Songs, veröffentlicht Musik und arbeitet an ihrer Bühnenshow.



Inspiriert von Nina Simones Song „Four women“, der die Diskriminierung und Unterdrückung schwarzer Frauen thematisiert, und der mit der Textzeile „My name is Peaches“ endet, wird aus Merrill Nisker die Künstlerin Peaches.

Mit Abstand betrachtet, erscheint Peaches ihr internationaler Durchbruch wie eine Kombination aus unglaublichen Zufällen: Bei einem ersten Live-Auftritt in einem kleinen Club in Toronto spielt sie „Fuck the pain away“ zum ersten Mal live vor Publikum. Die Soundmixerin zeichnet ihren Auftritt aus Spaß auf, das Tape erwirbt Peaches nach dem Auftritt für 5 Dollar. Es wird ihr Demo und überzeugt die Berliner Independent-Plattenfirma Kitty-Yo sofort, ihr einen Plattenvertrag zu geben, als sie ihren Freund Chilly Gonzales im Jahr 2000 in Berlin besucht. In dieser Originalversion wird der Song nicht mehr verändert, bis heute ist „Fuck the Pain away“ mit seiner rauen Energie und dem ungeschliffenen Sound nie wieder neu aufgenommen worden.

„Fuck the pain away“
Suckin‘ on my titties like you wanted me,
Callin me, all the time like Blondie
Check out my Chrissy behind
It‘s fine all of the time
Like sex on the beaches,
What else is in the teaches of Peaches? huh? what?
huh? right. what? uhh.
huh? what? right. uhh.
SIS IUD, stay in school cause it‘s the best.
IUD SIS, stay in school cause it‘s the best.
IUD SIS, stay in school cause it‘s the best.
IUD SIS, stay in school cause it‘s the best.
It‘s fine all of the time.
What else is in the teaches of Peaches?
Like sex on the beaches. huh? what?
Fuck the pain away.
Fuck the pain away.

Der Song begründet Peaches Ruf als sexpositive Feministin, er bezieht sich auf Blondies Hit „Call me“ und auf die legendäre Frontfrau Chrissie Hynde von „The Pretenders“. Die Zeile „Stay in school, cause it‘s the best“ spielt auf Peaches frühere Beschäftigung als Lehrerin an, IUD ist eine Spirale zur Schwangerschaftsverhütung.
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Innerhalb kürzester Zeit findet Peaches ihre neue Heimat in Berlin und wird dort schon bald als heißester Geheimtipp der Club-Szene gefeiert. Ihr erstes Album „The Teaches of Peaches“ mit dem Hit „Fuck the Pain away“ wird ein weltweiter Erfolg. Es sind vor allem die Texte und ihr provokantes Auftreten, das neu und anders ist und für Aufmerksamkeit und Begeisterung sorgt. Der Song wurde von anderen Freund*innen offiziell und inoffiziell sehr oft gecovert und in vielen Spielfilmen verwendet, unter anderem bei Sofia Coppolas „Lost in Translation“ und gerade wieder aktuell als Chorversion von Highschoolschüler*innen gesungen in der sehr erfolgreichen Netflix-Serie „Sex Education“.
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Für Peaches, die mittlerweile seit über 20 Jahren in Berlin lebt, ist der Freiheitsbegriff existentiell, für sie persönlich ebenso wie für ihre Kunst. Ein Thema, das sich kontinuierlich durch ihre Musik zieht, ist die Frage nach echter Freiheit. In Interviews wirkt Peaches bescheiden, ruhig, intelligent, reflektiert und verletzlich. In ihren mitreißenden Shows verwandelt sich die Musikerin in eine scheinbar andere Persönlichkeit, denn sie ist auf der Bühne laut, stark, dominant, schräg und provokant.

Auch wenn Gender-Themen heute in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen sind, polarisiert Peaches mit ihrer Kunst noch immer. Eine Künstlerin, die sich kritisch und intelligent zu den Themen Sexualität, Macht und Patriarchat äußert, wird nach wie vor angegriffen. Peaches war zu Anfang des Jahrtausends ihrer Zeit weit voraus, denn erst jetzt werden Gender-Themen in Politik und Gesellschaft immer selbstverständlicher.

Foto:
©Verleih

Info:
Besetzung
Peaches (Merrill Nisker), Berlin
Black Cracker (Ellison Renee Glenn), Peaches‘ Freund, Berlin
Bláthin Eckhart, Tour-Gitarristin, Berlin
Tif „Teddy“ Lamson, Tour-Schlagzeugerin, New Orleans
Federica „Fede“ Dauri, Tänzerin, Rom
Natasha Vergilio, Tänzerin, Berlin
Hilary Fox, Garderobiere, Berlin
Bryan Schall, Lichtdesign, Berlin
Olivia Oyama, FOH (Front of House), Berlin

Stab

Regie      Philipp Fussenegger
Montage & Co-Regie Judy Landkammer

Abdruck aus dem Presseheft