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Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Mai 2024, Teil 6

Redaktion

Tokio (Weltexpresso) - Charakteristisch für Shinji Somais Stil sind lange Einstellungen und „akrobatische“, aufwendige Sequenzen, bei denen Kräne und Dollies zum Einsatz kommen. Bezeichnend sind auch die körperlichen, enthemmten Darstellungen seiner Schauspieler in Filmen, die oft von der archaischen Energie der Jugend angetrieben werden.


Somai war eine zentrale Figur des japanischen Kinos in den 1980er-Jahren – einem Kino zwischen dem Zusammenbruch des Studiosystems und dem Aufbruch einer Generation unabhängiger Filmemacher.
In seiner bewegten Karriere entwickelte Somai eine idiosynkratische Arbeitsweise: Er bediente sich populärer Genreformen, sperrte sich aber gleichzeitig gegen deren Konventionen. Er unterbrach den Erzählfluss, um die Kamera, ihre Kunstfertigkeit und ihren Erfindungsreichtum, in den Vordergrund zu stellen und ihre Bewegungen so zu choreografieren, dass es gleichzeitig präzise und spontan wirkte. Somais Filmen wohnt ein so unbändiges Lebensgefühl inne, dass die Aufnahmen oft aus den Nähten zu platzen scheinen.

Der Kritiker Shigehiko Hasumi drückte es so aus: „Obwohl Somais Kamera nie die fließenden Bewegungen von Mizoguchi oder Ophuls hatte, blieb sie beharrlich, riskierte den Anschein von Unbeholfenheit und schmiegte sich an das unvorhersehbare Verhalten seiner Figuren, mal zögerlich, mal abrupt entschlossen." Somai bevorzugte die Arbeit mit Laien und Schauspielanfängern, um Schauspielerei und bewusste Verstellung vermeiden und unerforschte Seienszustände besser herausstellen zu können. Er förderte viele junge Talente, darunter Masatoshi Nagase und Yuki Kudo (u. a. Mystery Train von Jim Jarmusch).

1982 gründete er zusammen mit Filmemachern wie Kiyoshi Kurosawa, Kazuhiko Hasegawa und Sogo Ishii die Director's Company – eine wegweisende, unabhängige Produktionsfirma, die jungen Filmemachern künstlerische und finanzielle Freiheit ermöglichen wollte.

In seiner Generation wurde Somai von Cineasten und Kritikern in den höchsten Tönen gelobt und zum größten japanischen Filmemacher der 1980er-Jahre gewählt. Sein bleibender Einfluss ist in den Arbeiten moderner japanischer Filmemacher von Kiyoshi Kurosawa (Chime) bis Ryusuke Hamaguchi (Drive My Car) bis heute spürbar.
 
Shinji Somai vollendete 13 Filme, bevor er 2001 im Alter von nur 53 Jahren verstarb. Er hinterließ mit seinem persönlichen und lebendigen Gesamtwerk große Spuren im internationalen Kino.


FILMOGRAFIE

2000 Kaza-hana (Schnee im Wind) 1998 Wait and See
1994 Natsu no niwa: The Friends 1993 Moving
1990 Tokyo Heaven
1987 Luminous Woman
1985 Lost Chapter of Snow: Passion ( 1985 Love Hotel
1985 TYPHOON CLUB
1983 The Catch
1983 P .P . Rider
1981 Sailor Suit and the Machine Gun 1980 Tonda Couple
6Info:

Foto:
©Verleih

Info:
Stab

Regie. SHINJI SOMAI
Drehbuch YUJI KATO

Besetzung

YUICHI MIKAMI.    Kyoichi Mikami 
YUKI KUDO.          Rie Takami 
SHIGERU BENIBAYASHI.   Ken Shimizu
YUKA ONISHI.       Michiko Omachi 
TOMOKO AIZAWA.  Yasuko
RYUKO TENDO.     Yumi
TOSHIYUKI MATSUNAGA.  Akira Yamada 
YURIKO FUCHIZAKI.   Midori
TOMOKAZU MIUR.   Lehrer Umemiya

Abdruck aus dem Presseheft