TV-Premiere am Donnerstag, 30. Mai 2024 beim rbb Fernsehen
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Schon seit zwei Jahren befindet sich Bertrand (Mathieu Amalric) in einer schweren Depression. Seine Psychopharmaka mischt er sich in die Cornflakes wie Bonbons, tagsüber hängt er zu Hause auf der Couch ab und nervt seine Familie. Da entdeckt er durch Zufall im Schwimmbad eine Truppe männlicher Synchronschwimmer, deren Kurs von der ehemaligen Profi-Synchronschwimmerin Delphine (Virginie Efira) geleitet wird.
Mehr aus Langeweile macht er dort mit, denn eigentlich hat das wenig mit Profisport zu tun. Es sind alles Männer mittleren Alters mit deutlichem Bauchansatz, die sich ehrlich gesagt, doch recht ungelenkt durchs Schwimmbecken bewegen.
Neben Bertrand gehören unter anderem zur Truppe Laurent (Guillaume Canet), der seine Aggressionen vor allem seinem stotternden Sohn gegenüber nicht in den Griff bekommt und der versucht mit seiner bipolaren Mutter ins Reine zu kommen, der windige Marcus (Benôit Poelvoorde), dem schon die vierte Firmen-Pleite droht, Simon (Jean-Hugues Anglade), der in einem Wohnmobil wohnt und immer noch seinen Rockstarträumen nachhängt oder Bademeister Thierry (Philippe Katerine), der sowohl mit der neuen Reinigungsanlage des Schwimmbades als auch in seinem Umgang mit Frauen völlig überfordert ist.
Aber auch Delphine hat so ihre Probleme, denn nach einem schweren Unfall ihrer Partnerin musste sie ihre Karriere als Synchronschwimmerin aufgeben und hat große Alkoholprobleme. Deshalb besucht sie regelmäßig eine Gruppe anonymer Alkoholiker.
Doch dann entdeckt Bademeister Thierry im Internet, dass es bald eine Weltmeisterschaft im Synchronschwimmen für Männer in Norwegen geben soll. Nach einigem Hin und Her beschließt das Team, sich dort als französische Mannschaft anzumelden.
Zugegeben gut sich die Männer nicht, aber das Ziel schweißt sie zusammen. Dann taucht allerdings Delphine nach einem erneuten Absturz einige Zeit lang nicht mehr auf und die im Rollstuhl sitzende Amanda (Leïla Bekhti) übernimmt das Training der Gruppe.
Amanda hat allerdings ganz andere Trainingsmethoden und scheucht die etwas behäbigen Männer nicht nur im Wasser (auch mit einem Stock), sondern lässt sie auch bei jedem Wetter im Gelände laufen. Obwohl sie langsam besser werden, klappen viele der Figuren eigentlich immer noch nicht.
Doch dann kommt der Tag an dem sich die acht Männer zusammen mit Amanda und Delphine in Simons Wohnmobil auf dem Weg nach Norwegen machen…
Die Geschichte von Losern im Wasser ist vermutlich bekannt, denn bereits 2018 lief in Deutschland die britische Komödie "Swimming with Men" im Kino an. Aber auch der Film von Regisseur Oliver Parker war schon ein Remake über ein Team von männlichen Synchronschwimmern, denn davor gab es bereits die schwedische Komödie "Männer im Wasser" (2008) und vor allem die schwedische Dokumentation "The Men Who Swim" (2010).
Jetzt also gibt es hier die französische Variante. Regisseur und Schauspieler Gilles Lellouche versucht in seinem Langfilmregiedebüt bei seiner Neuinterpretationen der Story etwas andere Wege zu gehen, denn dieser Film mag zwar auch eine Komödie sein, er ist aber deutlich düsterer geworden. Denn da hat nicht nur Bertrand so seine Probleme, sondern auch die meisten der anderen haben im normalen Leben ihr Päckchen zu tragen. Daneben ist auch die Trainerin Delphine Trinkerin mit einer eingebildeten Beziehung, fällt wegen Stalkens mitten in der Wettkampfvorbereitung aus und wird durch Amanda ersetzt, die sich als ihre ehemalige Synchronpartnerin herausstellt.
Amandas Szenen als Schleifer, die die Männer nicht nur antreibt, sondern auch mit dem Stock schlägt, sollen vermutlich komisch sein, sind allerdings dann doch leider etwas peinlich geraten. Hier wird bei der Komik ziemlich mit dem Holzhammer drauf geschlagen, ein Florett wäre da sicher angemessener und vermutlich auch komischer gewesen.
Außerdem sieht man im Gegensatz zum britischen Film sehr viel weniger Trainingsstunden der Synchronschwimmer im Wasser. Es ist dann doch etwas unglaubwürdig, wenn die beleibten und recht unbegabten mittelalterlichen Männer, bei denen während des ganzen Films eigentlich kaum eine Figur im Wasser funktioniert, plötzlich während der Weltmeisterschaft soviel Können entwickeln, dass sie den Wettbewerb sogar gewinnen. Beim britischen Film gewann das englische Team immerhin "nur" die Silbermedaille - hinter den überragenden Schweden, die in der französischen Variante gleich ganz weggelassen wurden.
Der Film ist dann leider auch etwas zu lang geraten, da hat es der britische Film mit 94 Minuten besser geschafft eine runde Geschichte zu erzählen. Allerdings werden die Längen durch die tollen Schauspielerleistungen von Mathieu Amalric, Guillaume Canet, Benôit Poelvoorde, Jean-Hugues Anglade und Virginie Efira aufgewogen, auch wenn dem Zuschauer möglicherweise die arroganten Sprüche von Benôit Poelvoordes windigen Marcus manchmal etwas auf die Nerven gehen.
Obwohl "Ein Becken voller Männer" an einigen Stellen mit Problemen überladen ist (da wäre weniger und dafür mehr Sport im Wasser besser gewesen), sieht man doch, dass die Truppe Spaß an ihrem wöchentlichen Jour fix hat. Dadurch hat der Film einen komödiantischen Charme, der dann ausgesprochen märchenhaft endet. Doch besonders eine wunderschöne Szene auf dem Rückweg zeigt, dass es hier vor allem darum geht, dass die einzelnen Mitglieder der Truppe und auch ihre Trainerinnen durch den gemeinsam ausgeübten Sport und den erreichten Erfolg wieder oder auch erstmals ins Leben finden.
″Ein Becken voller Männer″ ist vor allem in Frankreich sehr gut angekommen und war bei der César-Verleihung 2019 einer der meist nominierten Filme. Dabei gewann Philippe Katerine den César als bester männlicher Nebendarsteller, der Film selbst erhielt u.a. eine Nominierung als bester Film, Gilles Lellouche für die beste Regie und das beste Drehbuch, Leïla Bekhti, Virginie Efira und Jean-Hugues Anglade als beste Nebendarsteller:innen.
Obwohl das Thema Männer in der Midlife-Crisis und Synchronschwimmen in diesem Film nicht die Leichtigkeit der schwedischen und britischen Vorbilder erreicht hat, ist Regisseur Gilles Lellouche und seiner Darstellerriege trotz aller Kritik eine warmherzige Tragikomödie gelungen, die man sich sehr gut im Fernsehen ansehen kann, selbst wenn man die beiden Vorgängerfilme schon gesehen hat.
Foto 1: v.l.n.r.: Beim Training: Marcus (Benôit Poelvoorde), Avanish (Balasingham Thamilchelvan), Bertrand (Mathieu Amalric), Laurent (Guillaume Canet), Thierry (Philippe Katerine), Basile (Alban Ivanov) und Simon (Jean-Hugues Anglade) © StudioCanal Filmverleih GmbH Germany / rbb
Foto 2: Delphine (Virginie Efira) gibt Anweisungen beim Training © StudioCanal Filmverleih GmbH Germany / rbb
Foto 3: v.l.n.r.: Bertrand (Mathieu Amalric), Thierry (Philippe Katerine), Marcus (Benôit Poelvoorde), Simon (Jean-Hugues Anglade) und Laurent (Guillaume Canet) © StudioCanal Filmverleih GmbH Germany / rbb
Info:
Ein Becken voller Männer (Frankreich 2018)
Originaltitel: Le Grand Bain
Genre: Tragikomödie, Sport, Synchronschwimmen, Remake
Filmlänge: 122 Min.
Regie: Gilles Lellouche
Drehbuch: Gilles Lellouche, Ahmed Hamidi, Julien Lambroschini
Darsteller: Mathieu Amalric, Guillaume Canet, Benôit Poelvoorde, Jean-Hugues Anglade, Virginie Efira, Leïla Bekhti u.a.
FSK: ab 6 Jahren
″Ein Becken voller Männer″ wird als TV-Premiere am Do. 30.06.2024 um 20:15 Uhr beim rbb Fernsehen gezeigt.