Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos seit Mittwoch 24. Juli 2024,  Teil 4
zwei zu eins
Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Endlich eine deutsche Komödie, die nicht peinlich ist, sondern auf leichte, ja witzige Art schwierige Themen verhandelt und dabei ein schauspielerisches Feuerwerk entfaltet, daß man der Regisseurin Natja Brunckhorst nur gratulieren kann. Es ist die zweite Regiearbeit der Schauspielerin, der schon mit ALLES IN BESTER ORDNUNG ein überzeugendes Debüt gelungen war.

Es geht zurück in den Sommer 1990, als die DDR schon nicht mehr die alte DDR, aber auch noch nicht ganz die neue Bundesrepublik Deutschland war, denn gezahlt wurde noch in DDR-Währung, die Sandragleichzeitig in drei Tagen abgeschafft sein wird – wobei die Umtauschmodalitäten für die Bevölkerung begrenzt und für den einen Tag längst abgeschlossen sind.

Doch im Plattenbau in Halberstadt tut sich was und das bringt ausgerechnet Volker (Ronald Zehrfeld) ins Rollen, dem gerade die Westträume geplatzt sind, weswegen er zurückkehrt in die Heimat, wie wir aber längst ahnen, hat das auch mit Maren (und ihre gut aufgelegte, muntere Verkörperung durch Sandra Hüller, links) zu tun, deren Fan er seit dem gemeinsamen Sandkasten ist. Das kann die Zuschauerin total verstehen, denn diese taffe junge Frau bringt einen Schwung in den Laden, den die neueste Unternehmung auch gut brauchen kann! Volker hat nämlich Lastwagen beobachtet, die ständig in die unterirdische Stollenanlage fahren, die noch von den Nazis für den Flugzeugbau ausgehöhlt, auch von der DDR genutzt wurde. Nichts wie hin und die verblüffte Plattenbaugemeinde sieht, wie die Lastwagen ihre Ladung von DDR-Geld in den Stollen abladen.

Daß da einige durchdrehen, wenn sie sich in den Bergen von Papiergeld wälzen, ist verständlich, erst recht, daß die kleine Gruppe anschließend soviel Geld einsteckt, wie nur geht und es phantasievoll an den polizeilichen Bewachern der Stollen vorbeischmuggeln. Dabei ist auch der weitere Maren-Verehrer Robert (Max Riemelt) und Bewohner des Plattenbaus, voran Käte (Ursula Werner), der erst widerständige, dann mitmachende Lunkewitz (Martin Brambach) . Voraussetzung für den Abtransport des Geldes war die Hilfestellung durch Markowski (Peter Kurth), der zum System der Bewacher gehört und den interessiert, wie die Leute auf das viele Geld reagieren.

Auf’s Erste wird also von den einzelnen soviel DDR-Geld in DM umgetauscht wie möglich ist, so richtig Fahrt nimmt das viele Geld und damit der Film aber erst auf, als mit Handlungsreisenden aus dem Westen einer auftaucht, der den Trick verrät, wie er noch drei Tage lang westdeutsche Waren für DDR-Geld liefern kann.

Findig setzen die Plattenbaubewohner eine Bestell- und Lageraufbewahrung von Gütern für die nächsten Jahrzehnte in Gang, die sicherstellt, daß es dieser Gemeinschaft in den nächsten, den Bundesrepublikjahren richtig gut gehen wird.

Die Geschichte hat es in sich, aber wie sie vom Schauspielensemble dann auch noch umgesetzt wird, hat sicher mit der Auswahl der Schauspieler zu tun, die allesamt im Osten großgeworden, zwar nicht unbedingt Halberstädter Dialekt sprechen, das Berlinerische dringt schon durch, aber dem ganzen Geschehen eine Wahrhaftigkeit geben, die unter die Haut geht. Ach ja, richtig, der Film folgt einem wirklichen Geschehen! Millionen DDR-Geld wurden geklaut, aber die Täter und Täterinnen nie gefaßt. 

Foto:
©Verleih

 Info:

Besetzung
MAREN.  SANDRA HÜLLER
ROBERT.   MAX RIEMELT
VOLKER.    RONALD ZEHRFELD 
KÄTE.   URSULA WERNER
MARKOWSKI.    PETER KURTH 
LUNKEWITZ.  MARTIN BRAMBACH
JANETTE.    KATHRIN WEHLISCH
JANNEK.    ANSELM HADERER 
DINI.  LOTTE SHIRIN KEILING 
NACHBAR ROBERT HÖLLER
JOACHIM MEIER.  OLLI DITTRICH
GENOSSE ABV.   TOM KEUNE
DIETER KULITZKA.   UWE PREUSS
HERBERT BAHLOW.    YORCK DIPPE
WACHHABENDE. TILLA KRATOCHWIL
HANS-DIETRICH GENSCHER.    HILMAR EICHHORN 
NVA SOLDAT.   DAVID BREDIN 
WERKLEITER SIEGL.  CHRISTOPH MÜLLER

Stab
REGIE.   NATJA BRUNCKHORST
DREHBUCH    NATJA BRUNCKHORST

 

 









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