Tagestipp für eine hinreißende Komödie am Donnerstag, 15. August 2024 beim rbb Fernsehen
Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Diane Duchêne (Virginie Efira) ist geschieden und arbeitet als Juristin in einer Anwaltskanzlei in Marseille zusammen mit ihrem Ex-Mann Bruno Cassoni (Cédric Kahn). Eines Abends erhält sie zu Hause einen Anruf, dass sie nach einem Streit mit ihrem Ex ihr Handy in einem Restaurant liegen gelassen hätte.
Der Anrufer ist Alexandre (Jean Dujardin), ein Architekt, der ihr vorschlägt, sich am nächsten Tag in einem Café zu treffen, um ihr das Handy zurückzugeben. Sie ist hingerissen von der charmanten Stimme am Telefon. Als Diane am nächsten Tag im Lokal eintrifft, ist Alexandre noch nicht da. Da steht er plötzlich vor ihr: gutaussehend aber nur 1,36 m groß. Da er recht unbeschwert mit seiner Größe umgehen kann, ist Diane bereit, sich auf weitere Verabredungen einzulassen. So lädt Alexandre sie sofort zu einem Tandem-Fallschirmsprung ein. Auch die nächsten Verabredungen sind außergewöhnlich, z.B. in eine illegale Kneipe am Hafen, in der jeden Abend ein anderer Schiffskoch seine Spezialitäten kocht.
Alexandre lebt zusammen mit seinem erwachsenen, etwas verpeilten Sohn Benji (César Domboy), der ihn dauernd um Geld anschnorrt, und dessen Bernhardiner, der ihn regelmäßig umrennt, in einen großen Haus mit Haushälterin. Beruflich ist Alexandre ein erfolgreicher Architekt, der gerade in Lüttich für die Erweiterung der Oper verantwortlich ist.
Langsam entwickelt Diane große Sympathie und auch Liebe für diesen interessanten Mann. Doch als Dianas Exmann Bruno und auch ihre Eltern von ihrer neuen Beziehung erfahren, Bruno sie Schneewittchen nennt und ihre Mutter Nicole (Manoëlle Gaillard) beinahe eine Massenkarambolage verursacht, plagen Diane doch ernste Selbstzweifel und die Frage, wie ihr Umfeld auf das ungleiche Paar reagieren wird.
Als Alexandre sie fragt, ob sie die Beziehung weiterführen will und zu ihm stehen kann, muss Diane sich entscheiden, ob sie bereit ist, die Skepsis ihres Umfelds zu ignorieren, oder ob sie sich trotz aller gegenseitiger Sympathie trennen sollen. Besitzt Diane die Größe, die Skepsis der Umstehenden zu ignorieren und auf ihr Herz zu hören?
"Mein ziemlich kleiner Freund" ist ein Remake des argentinischen Filmes "Corazón de león" aus dem Jahr 2013, das von Regisseur Laurent Tirard zusammen mit Grégoire Vigneron für den europäischen Markt adaptiert wurde. Der Regisseur hat dabei bewusst für die Rolle des Alexandre mit dem 1,82m großen Oscar-Preisträger Jean Dujardin einen Schauspieler der ersten französischen Garde verpflichtet. Doch Dank Tricktechnik, kniender Performance und Körperdouble schrumpft Dujardin auf 1,36m. Zusätzlich hatte er ein Double in den Szenen, in denen er von hinten gezeigt wurde.
Der Film bezaubert durch eine tolle Mischung aus komischen, tief berührenden und wahrhaft aufrechten Momenten. Er erzählt mit Leichtigkeit, Charme und Witz von zwei Menschen, die sich unabhängig von allen Widrigkeiten und gesellschaftlichen Normen ineinander verlieben. Dabei vergisst der Regisseur auch nicht zu zeigen, wie die Umwelt reagiert, wenn ein Paar nicht den Normen der Gesellschaft entspricht und welche Probleme dadurch entstehen können.
Einige der Szenen sind leider nicht so gelungen und fallen dann doch etwas zu slapstickhaft aus, z.B., wenn Benjis Hund Alexandre als Running Gag immer wieder über den Haufen rennt, wenn Bruno und Alexandre sich in typischer Machomanier mitten auf der Straße prügeln oder wenn Dianes Mutter Nicole mit dem Auto wie wild geworden durch Marseille düst. Doch diese albernen Einlagen sind zum Glück nicht allzu dominant und stören den Ablauf des Filmes nicht allzu sehr.
Der Film erhielt von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) das Prädikat besonders wertvoll, da die Schauspieler erstklassig ausgewählt und besetzt sind, das Drehbuch gut konstruiert ist und das Timing stimmt, außerdem versprüht die Musik von Éric Neveux französische Lebenslust.
Insgesamt ist "Mein ziemlich kleiner Freund" eine witzige, romantische Komödie mit einer wichtigen Aussage über soziale Vorurteile. Der Film mag an einigen Stellen ein paar Klischees zeigen, er ist aber dank der ausgezeichneten schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptdarsteller Jean Dujardin und Virginie Efira ein charmantes und wunderbar unterhaltsames Wohlfühlkino aus Frankreich. Die Komödie ist ein in sich komplett stimmiges und unbedingt sehenswertes Filmvergnügen.
Foto 1: Als sich Diane (Virginie Efira) und Alexandre (Jean Dujardin) das erste Mal sehen, ist sie von der Körpergröße des charmanten und eloquenten Alexandre überrascht © rbb / LEONINE STUDIOS
Foto 2: Diane (Virginie Efira) an ihrem Schreibtisch in der Anwaltskanzlei © rbb / LEONINE STUDIOS
Foto 3: Auf der Straße kommt es zwischen Alexandre (Jean Dujardin, l.) und Dianes Ex-Mann Bruno (Cédric Kahn) zur Konfrontation © rbb / LEONINE STUDIOS
Info:
Mein ziemlich kleiner Freund (Frankreich 2016)
Originaltitel: Un homme à la hauteur
Genre: Komödie
Filmlänge: 99 Minuten
Regie: Laurent Tirard
Drehbuch: Laurent Tirard, Grégoire Vigneron
Darsteller: Jean Dujardin, Virginie Efira, Cedric Kahn, César Domboy, Edmonde Franchi, Stéphanie Papanian, Manoëlle Gaillard, Bruno Gomila u.a.
FSK: ab 0 Jahren
″Mein ziemlich kleiner Freund″ wird am Do. 15.08.2024 um 20:15 Uhr im Rahmen von Kino ist King beim rbb Fernsehen gezeigt.
