GloriabSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos am 29. August 2024, Teil 1

Margherita Vicorio

Venedig (Weltexpresso) - In meiner Arbeit als Songschreiberin werde ich seit Jahren mit der gleichen Frage konfrontiert: Was denkst du über die Situation der Frauen in der heutigen Musik? Um eine umfassende Antwort zu finden, begann ich mit der Recherche, die mich dazu brachte, GLORIA! zu schreiben.


Als ich die Geschichte der italienischen und europäischen Komponistinnen zurückverfolgte, war die Entdeckung, die mich am meisten interessierte, die faszinierende Welt der vier Ospedali (Waisenhäuser) Venedigs und der Figlie di Choro, der Chormädchen.

Die Waisenhäuser waren Wohlfahrtseinrichtungen für Frauen, in denen die höchste musikalische Ausbildung vermittelt wurde. Es genügt zu sagen, dass das bekannteste, das Ospedale della Pietà, dafür berühmt ist, dass Antonio Vival- di (der Rote Priester) dort unterrichtete...

Genau genommen waren in der Blütezeit des barocken Venedigs im ausklingenden 18. Jahrhundert, die einzigen, die sich leisten konnten, Musik auf höchstem Niveau zu studieren, Adlige und Waisen! Doch trotz ihrer hervorragenden Ausbildung konnten diese Künstlerinnen Musik nicht zu ihrem Beruf machen. Während professionelle Musiker in den entsprechenden neapolitanischen Männerkonservatorien ausgebildet wurden, konnten die Mädchen in den Waisenhäusern Venedigs nur auf eine gute Ehe hoffen oder darauf, ein Leben lang die Herrlichkeit Gottes zu vertonen.

Ich sagte mir: ‚Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Mädchen keine schöpferischen Ambitionen hatten, denn sie waren durchaus außergewöhnlich talentierte Schriftstellerinnen und Komponistinnen. Warum sind nur so wenige von ihnen in die Geschichte eingegangen? Wer weiß, wie viel Talent und Fantasie in diesen Mädchen – ob adelig oder Waise – steckte, die ihre Nachmittage mit dem Musikstudium verbrachten?

Ausgehend von dem Gedanken, dass sich an solch einem kreativen Ort alles hätte ereignen können, wurde die Idee zu GLORIA! geboren: die Geschichte von Teresa, einem Mädchen mit einem feinen Gehör und einer ungezwungenen musikalischen Wahrnehmung, dem es durch die Entdeckung eines Klaviers beinahe gelingt, durch die Zeit zu reisen und die Dimension der reinsten Kreativität außerhalb des Kanons ihrer Epoche zu erkunden.


DIE REGISSEURIN MARGHERITA VICARIO

Margherita Vicario (geb.1988) ist eine italienische Schauspielerin und Musikerin, die ihr Studium an der Europäischen Akademie für Dramatische Kunst abschloss. Während ihrer Studienzeit schrieb sie die EP „Esercizi Preparatori“ und ihr erstes Album als Songschreiberin, „Minimal Musical“. Ihre Bachelorarbeit in Darstellender Kunst verfasste sie über die Verwendung populärer Musik in Brechts politischem Theater und vertiefte das Studium der Dalcroze-Methode, einem musikpädagogischen System, das auf dem Erlernen musikalischer Regeln durch Zuhören und den Einsatz des Körpers basiert. 2014 tourte sie mit ihrer ersten Konzertshow „LEM LEM – Free Musical Experiments“ durch Clubs und Theater. In der Zwischenzeit arbeitete sie als Schauspielerin in Filmen und Fernsehserien (u.a. für Regisseure wie Woody Allen, Lamberto Bava, Marco Pontecorvo, Pappi Corsicato).

Die bisherige Karriere der talentierten Italienerin umfasste neben der Schauspielerei vor allem ihre Arbeit als Musikerin. 2021 veröffentlichte sie ihr zweites Album „Bingo“ bei Universal und arbeitet u.a. mit Künstlern wie Francesco Guccini, Vinicio Capossela, Vasco Brondi, Lo Stato Sociale, Raphael Gualazzi, Elodie, Rancore und la Rappresentante di Lista.

2023 schrieb sie zusammen mit Anita Rivaroli die Musik und führte Regie bei ihrem ersten Kinofilm GLORIA!, produziert von tempesta, Rai Cinema und tellfilm. Der Film feierte seine Weltpremiere bei den 74. Internationalen Filmfestspielen Berlin.


Abdruck aus dem Presseheft