Bildschirmfoto 2024 09 04 um 01.42.11Eine Vorschau auf das Programm der Viennale 2024, Teil 2 :  KINEMATOGRAFIE HAUNTED BY HISTORY

Anna von Stillmark

Wien (Weltexpresso) - Man kann durchaus behaupten, dass nur wenige Themen in den letzten Jahren so ausführlich und heftig diskutiert wurden wie das Konzept des „Kolonialismus“ und insbesondere die Idee der Dekolonisierung, die heute oft als Beseitigung des Erbes kolonialer Machtstrukturen verstanden wird. In der Nachkriegsgeschichte Koreas und Bezug nehmenden Filmen ging es stets um viel mehr als das.

Die Viennale und das Korean Film Archive (KOFA) präsentieren eine Reihe klassischer und überwiegend selten gesehener koreanischer Filme, die alle in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts spielen, als das imperialistische Japan Kolonialherr auf der Halbinsel war. Das teils in Originalkopien, teils in neu restaurierten Digitalfassungen gezeigte Programm umfasst ein breites Spektrum an Genres: vom Kriegsfilm zum Spaghetti-Western, vom Horror- zum Dokumentarfilm, vom Gangsterfilm zum Arthouse-Klassiker. Die in sieben verschiedenen Jahrzehnten produzierten Werke setzen sich mit einer schmerzhaften nationalen Vergangenheit auseinander, sie stellen insofern auch eine Art Traumabewältigung dar. Und selbst wenn viele von ihnen von der japanischen Kultur stark beeinflusst waren, so haben sich die hervorragendsten Regisseur:innen Koreas doch immer bemüht, eine geeignete Form der Aufarbeitung zu finden. Koreanische Filmproduktionen wurden lange Zeit nicht als erhaltenswert für spätere Generationen betrachtet. Mit enormen Anstrengungen haben das Korean Film Archive und andere Institutionen damit begonnen, Material zu bergen und zu restaurieren. So entstanden Programme wie HAUNTED BY HISTORY, welche die Welt erobern, als wären sie Teil von Hallyu, der koreanischen Welle der letzten Jahrzehnte. Kuratiert von Gerwin Tamsma

Foto:
WOLHAUI GONGDONGMYOJI (PUBLIC CEMETERY UNDER THE MOON) 
TEOCALLI