Hallelujah TV1Als TV-Erstausstrahlung am Freitag, 20. September 2024 bei ARTE

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Leonard Cohen, der am 21. September 2024 90 Jahre alt geworden wäre, wurde in eine reiche englisch-sprechende jüdische Familie in Montreal geboren und wuchs dort auch auf. Er starb am 7. November 2016 in Los Angeles. Er war nicht nur als Sänger und Songschreiber, sondern auch als Schriftsteller, Dichter und Maler bekannt.


Die beiden Regisseure Daniel Geller und Dayna Goldfine beleuchten das Leben und das musikalische Schaffen des Singer-Songwriters anhand seines Liedes ″Hallelujah″, das zur Hymne wurde. Aus diesem Grund lassen sie ihre Dokumentation mit dem letzten Konzert Leonard Cohens am 21. Dezember 2013 und mit seinem wohl bekanntesten Song ″Hallelujah″ beginnen.

Sie konnten dabei auf vorher nie gezeigte Materialien des Cohen-Estate zurückgreifen, wie Cohens persönliche Notizbücher, Tagebücher und Fotos, Filmmaterial von großartigen Auftritten sowie äußerst seltene Audioaufnahmen und Interviews. Inspiriert wurden die Regisseure durch das Buch von Alan Light The Holy or the Broken: Leonard Cohen, Jeff Buckley & the Unlikely Ascent of Hallelujah (2013). Das Material zur Dokumentation wurde 2014 kurz vor seinem 80. Geburtstag von Leonard Cohen selbst zur Produktion freigegeben.

Leonard Cohen war schon über 30 Jahre alt als er anfing Songs zu schreiben und er 1967 sein erstes Album veröffentlichte. Er hatte sich allerdings bereits in seinem Heimatland Kanada mit Gedichten und Romanen einen Namen gemacht und war mit dem Roman Beautiful Losers (1966) als Buchautor auch International bekannt geworden. Das Buch wurde als Schöne Verlierer 1970 erstmals im März-Verlag in Deutschland veröffentlicht.

″Suzanne″ war sein erster Song, der 1966 vor allem durch die amerikanische Folksängerin Judy Collins bekannt wurde und der 1967 auf seinem Album Songs of Leonard Cohen erschienen ist. ″Suzanne″ gilt auch heute noch nach ″Hallelujah″ als Leonard Cohens am meisten gecoverter Song.

In den nächsten Jahren veröffentlichte Cohen einige Alben, die nicht alle erfolgreich waren, darunter im November 1977 als fünftes Studioalbum Death of a Ladies’ Man, bei dem es Differenzen mit dem Produzenten Phil Spector gab und das Cohen später in einem Interview als Katastrophe bezeichnet hat.

Hallelujah TV21984 wollte Leonard Cohen das Album Various Positions bei Columbia heraus bringen. Doch nachdem Walter Yetnikoff, der Boss von Columbia Records, das schon fertige und auch bezahlte Album abgelehnt hat, wurde es 1986 bei einem kleinen Label namens Passport Records veröffentlicht. Darauf befindet sich ein Song, an dessen Text Cohen etwa 5 Jahre lang und über 150 Verse geschrieben hat, bevor er endlich zufrieden war - ″Hallelujah″.

Öffentlich wurde das Lied erstmals von Bob Dylan bei einem Auftritt 1988 in Montreal gesungen, danach wurde es - mit veränderten Strophen - von John Cale ebenfalls bei einen Live-Konzert mit Klavierbegleitung - vorgetragen. Cale hat das Lied dann 1991 in ein Tribute-Album mit aufgenommen. John Cale hat dabei die persönlichen und religiösen Teile des Textes entfernt.

Auch als der damals noch unbekannte Jeff Buckley ″Hallelujah″ für sein Debütalbum Grace 1994 als Coverversion aufnahm, wurde der Song vor allem bei Insidern wahrgenommen, obwohl Buckleys Version als die bis heute unerreichte, ätherische Meisterversion des Liedes gilt. Jeff Buckley ist 1997 mit 30 Jahren im Wolf River in der Nähe von Memphis ertrunken, bei dessen Tribut hat z.B. Bono ″Hallelujah″ interpretiert.

Zu einem Welthit wurde ″Hallelujah″ aber endgültig, als das Lied in der Version von John Cale in den Animationsfilm ″Shrek″ (2001) aufgenommen wurde. Daneben kann man übrigens ″Hallelujah″ von Rufus Wainwright, der wiederum der Vater von Cohens Enkelin Viva ist, auf dem Shrek Soundtrack Album hören.

″Hallelujah″ ist nicht nur Cohens mit Abstand bekanntester Song, sondern das Lied gibt es inzwischen auch in mehr als 100 Cover-Versionen von anderen Musikern. Daneben ist es regelmäßig bei Casting-Shows, Hochzeiten, Beerdigungen und Gedenkveranstaltungen zu hören. Dies hing auch damit zusammen, dass Leonard Cohen selbst neue - und weniger religiöse und persönliche - Strophen geschrieben und gesungen hat.

Leonard Cohen hatte sich 1993 in ein Buddhistisches Kloster zurückgezogen, auch - wie er selbst sagt - um vom Alkohol und Drogen runter zu kommen. 1999 hat er dann allerdings das Kloster auf dem Mount Baldy nahe Los Angeles wieder verlassen.

Mit über 70 Jahren musste Cohen wieder weltweit Konzerte geben, da er durch seine Assistentin um sein gesamtes Vermögen und auch um das Copyright seiner Lieder gebracht wurde. Er begann dann 2008 nach 15 Jahren erstmals wieder mit einer Tour und hatte danach ausverkaufte Konzerte auf der ganzen Welt. Die Tour endete am 24. September 2009 in Tel Aviv, Leonard Cohen war damals 75 Jahre alt und immer noch bereit in seinen Konzerten alles zu geben.

Nach der letzten Tournee 2013 nahm Leonard Cohen noch 3 weitere Alben auf. Er starb am 7. November 2016 kurz nach dem Erscheinen seines 14. und letzten Studioalbums You Want It Darker am 21. Oktober 2016.


Hallelujah TV3Daniel Geller und Dayna Goldfine haben sich für die hier besprochene Dokumentation fünf Jahre lang durch etwa 100 Stunden Archivmaterial und zusätzlich 70 Stunden an Audio-Aufnahmen durchgearbeitet.

Die beiden Regisseure versuchen dabei das Leben Cohens anhand seines bekanntesten Songs ″Hallelujah″ darzustellen. Nach der Einführung haben sie den Film in vier Kapitel und einen Epilog unterteilt und zwar:
1. The Birth of a Songwriter
2. The Holy and the Broken
3. The Secret Chord
4. The Minor Fall the Major Lift
Epilogue

Es ist dadurch eine spannende Dokumentation entstanden, die sich hauptsächlich mit zwei Themenschwerpunkten befasst: mit Leonard Cohens Musik und seinem jüdischen Hintergrund (den man ja auch in der Originalfassung von ″Hallelujah″ hören kann).

Cohen war sich dabei immer der mit seinem Nachnamen verbundenen religiösen Tradition bewusst - seine Vorfahren, die aus Litauen und Russland stammten, waren die Präsidenten der größten jüdischen Gemeinde in Montreal. Deshalb wurden neben vielen Musikaufnahmen und Interviews über seine Musik auch Szenen und Bilder über sein Verhältnis zur jüdischen Religion und auch zu seinem Ausstieg, um sich einige Jahre buddhistischen Lehren zuzuwenden, in die Dokumentation aufgenommen.

Dabei wurden neben den Filmausschnitten, den Bildern und den Interviews mit Cohen selbst, viele weitere Interviews mit Mitarbeitern, Bekannten, Interviewpartnern, Produzenten oder Interpreten von Cohens Lieder geführt, wie z.B. mit Judy Collins, Rufus Wainwright oder Glen Hansard, die alle Cohen Songs gecovert haben.

Insgesamt ist mit ″Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied″ den Regisseuren Daniel Geller und Dayna Goldfine ein spannender Film über Teile von Cohens jüdisch-buddhistische Lebensansichten und seine musikalischen Erfolge gelungen, der als Aufhänger den Hintergrund des Erfolgs von ″Hallelujah″ hat, der aber weit darüber hinausgeht. Es wurden allerdings keine Interviews mit Cohens Kinder Adam und Lorca oder deren Mutter Suzanne Elrod geführt und von seinen Lebensgefährtinnen nur mit der französischen Fotografin Dominique Issermann, der Cohen sein Studioalbum I’m Your Man (1988) gewidmet hat.

Hallelujah TV4Auch wenn Leonard Cohen viele bekannte melancholisch gefärbte, poetische Songs geschrieben hat wie ″Suzanne″, ″Famous Blue Raincoat″, ″Bird on the Wire″, ″So Long, Marianne″ oder ″First We Take Manhattan″ und in seinen Liedern immer wieder existenzielle Fragen zu Liebe, Freundschaft, Lebenssinn, menschlichem Leid, Tod und Spiritualität thematisiert hat, ist vor allem ″Hallelujah″ und das Leben des Songwriters auf untrennbare Weise miteinander verbunden.

Mit über 55.000 Besuchern war "Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song" – so der Titel des Kinofilms - der erfolgreichste Dokumentarfilm, der 2022 in den deutschen Kinos angelaufen ist. Nachdem er auch auf DVD und Video on Demand erschienen ist, kommt die Dokumentation jetzt auch endlich ins Fernsehen. Der Film ist nicht nur für Fans von Leonard Cohens Musik unbedingt sehens- und hörenswert.

Zusatz 1: Am 14. Oktober 2022 hat Sony Music Entertainment mit Leonard Cohen: Hallelujah and Songs from His Albums das erste Karriere-umspannende Album als CD veröffentlicht. Das Album ist auf CD, schwarzem Vinyl und auf durchscheinendem blauen Vinyl als Doppel-LP erhältlich und enthält 17 Songs.

Zusatz 2: Hier ist der Text der ersten 2 von 6 Strophen von Hallelujah vom Konzert Live at Glastonbury 2008 von der CD (vom Official Lyric Video):

Now I've heard there was a secret chord
That David played, and it pleased the Lord
But you don't really care for music, do you?
It goes like this, the fourth, the fifth
The minor fall, now the major lift
The baffled king composing Hallelujah

[Chorus]
Hallelujah, Hallelujah
Hallelujah, Hallelujah

Your faith was strong but you needed proof
You saw her bathing on the roof
Her beauty and the moonlight overthrew you
She tied you to a kitchen chair
She broke your throne and she cut your hair
And from your lips she drew thе Hallelujah

[Chorus]
Hallelujah, Hallelujah
Hallеlujah, Hallelujah

Foto 1 - 4: Leonard Cohen Bilder aus dem Zusammenhang der Dokumentation © 2023 Courtsey of the Cohen Estate

Info:
Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied (USA 2022)
Originaltitel: Hallelujah: Leonard Cohen, A Journey, A Song
Genre: Dokumentation, Musik, Biopic
Filmlänge: ca. 111 Min.
Regie: Daniel Geller, Dayna Goldfine
Drehbuch: Daniel Geller, Dayna Goldfine - Inspiriert durch das Buch von Alan Light The Holy or the Broken: Leonard Cohen, Jeff Buckley & the Unlikely Ascent of Hallelujah (2013).
Mit: Leonard Cohen, Larry "Ratso" Sloman, Adrienne Clarkson, Judy Collins, Clive Davis, John Lissauer, Nancy Bacal, Rabbi Mordecai Finley, Sharon Robinson, Glen Hansard, Bob Dylan, John Cale, Brandi Carlile, Myles Kennedy, Susan Feldman, Janine Nichols, Hal Willner, Shane Doyle, Steve Berkowitz, Joan Wasser, Vicky Jenson, Rufus Wainwright, Bathabile Mthombeni, Eric Church, Amanda Palmer, Regina Spektor u.a.
FSK: ab 0 Jahren
″Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied″ wird als TV-Erstausstrahlung einen Tag vor Leonard Cohens 90. Geburtstag am Fr. 20.09.2024 um 21:45 Uhr bei ARTE gezeigt, am Sa. 28.09.2024 um 05:20 Uhr und am So. 06.10.2024 um 12:45 dort auch wiederholt. Die Dokumentation ist auch vom 20.09.2024 bis zum 19.10.2024 in der ARTE Mediathek verfügbar.

In Anschluss an die TV-Premiere zeigt ARTE um 23:35 Uhr noch das Konzert ″Leonard Cohen: Live in London″ (2008). Denn als der 73-jährige Leonard Cohen am 17. Juli 2008 nach einem Aufenthalt in einem buddhistischen Kloster und langer Konzertabstinenz wieder auf der Bühne steht, begeistert er seine Fans in der Londoner O2-Arena wie eh und je. Seine größten Hits wie ″Suzanne″, ″Hallelujah″, ″So long, Marianne″ ″First We Take Manhattan″ oder ″Dance Me to the End of Love″ stehen unter anderem auf dem Programm der einstündigen Konzertfassung. Der Konzert-Mitschnitt ist auch vom 19.09.2024 bis zum 18.12.2024 in der ARTE Mediathek abrufbar.