teachesab 27. September als DVD und Blu-ray 

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Man kann die DVD/Blu-ray nicht vorstellen, ohne an den Auftritt von Peaches auf der diesjährigen Berlinale zu erinnern. Dort wurde nämlich der Film  „Teaches Of Peaches“ uraufgeführt, vor internationalem Publikum, zuvor von der internationalen Presse. Die 57-jährige Kanadierin, die seit über 20 Jahren in Berlin lebt, sich in den hiesigen Verhältnissen gut auskennt und sich schon immer, auch auf der Bühne politisch äußerste, kam also im langen Ledermantel, schlug ihn auf und hatte nur einen äußerst winzigen Slip an, auf dem FCK AFD stand. "Fick die AfD" auf Hochdeutsch. 

 

1 Peaches A Avanti Media FictionDer Film ist eine Collage aus ganz unterschiedlichen filmischen Vorlagen, der Peaches Entwicklung von einer YMCA-Kindergärtnerin, die mit den Kids lustige Musik machte, bis zu ihrer krassen Konzerttournee im Jahr 2022 nacherzählt. Die Bilder springen hin und her zwischen alten Zeiten, ihren diversen Banderfahrungen, dem Durchbruch in Berlin und den Vorbereitungen für die aktuelle Tournee. Wollte sie damals noch mit einem winzigen Köfferchen auf Tour gehen, „mehr nicht“, hat sie jetzt eine Helferin, die ihre zahllosen Koffer mit Verkleidungen, Instrumenten, Sexspielzeugen und anderen Bühnenrequisiten vollpackt.

Wir erleben, wie der Coiffeur für sie und die anderen Musikerinnen abenteuerliche Frisuren kreiert. Bei den musikalischen Proben sind wir dabei. „Du musst gar nichts tun“, klärt sie ihre neue Gitarristin auf. „Geh nur über die Bühne, zeig‘ ihnen deinen Arsch. Sie sollen merken, du musst nicht mal spielen, sooo gut bist du...“ Halbnackt, grell bemalt und nur im Schlüpfer tritt sie dann selbst, die älter gewordene Punk-Performerin, vor ihr Publikum. „Seid ihr okay, motherfuckers? Dann lasst uns zusammenkommen“, brüllt sie in den Saal. 

Die Gitarren kreischen, Peaches singt „Fuck the Pain away!“ und bedient ihr altmodisches Keyboard. Die ad-hof-Band zelebriert diesen und andere alte Songs. Aber nicht aus Nostalgie, sondern um herauszufinden, ob sie immer noch aktuell sind und die Leute sich anstiften lassen, ihr Leben zu ändern. Denn Ihre Botschaft ist weiterhin mit wilder, harter, verrückter Musik und der skurrilen, sexuell aufgeladenen Bühnenschau: Frei sein, keine Kompromisse eingehen, mach was du willst und sei du selbst! Bereits in einem VIVA-Interview verkündete sie um 2000 herum: „Wir wollen Sex und wir wollen darüber reden. Wir! Nicht weil die Männer es hören wollen!“

11 Peaches in costume by Charlie le Mindu A Avanti Media FictionPeaches ist älter und etwas runder geworden, sie ist kein Zuckermädchen mehr, turnt aber mutig und lustvoll - weiterhin - halbnackt auf der Bühne herum. Manchmal auch in Fellmänteln, Umhängen mit vielen Plastikbrüsten oder umgeschnallten wackelnden Dildos. Journalistenkollegen mokierten sich darüber, aber sie schämt sich nicht! Und seien wir mal ehrlich, die wesentlich älteren Rock-Opas Rolling Stones gerieren sich ja so, als seien sie gar keine Großväter.

Zwischen den zahlreichen Archivbildern und Videos kommen Freundinnen, Wegbegleiter, Musikerinnen und ihr aktueller Lebenspartner zu Wort. 

Übrigens ist die Künstlerin politisch bei PETA engagiert und kulturell recht erfolgreich geworden. 2020 brachte sie die Rockoper „Jesus Christ Superstar“ als Solo-Show im Berliner Hebbel-Theater auf die Bühne und arbeitet seither auch im Bereich von Theater und Performance-Art. Sie war 2019 an der Inszenierung von Kurt Weils satirischem Ballett mit Gesang, „Die sieben Todsünden“, im Staatstheater Stuttgart engagiert.



 

Info:

„Teaches Of Peaches“, Dokumentarfilm D 2024, 102 Minuten, Filmstart 9. Mai 2024
Regie Philipp Fussenegger, Judy Landkammer. Der Film wurde von ARTE und dem ZDF mitproduziert. 

Besetzung
Peaches (Merrill Nisker), Berlin
Black Cracker (Ellison Renee Glenn), Peaches‘ Freund, Berlin
Bláthin Eckhart, Tour-Gitarristin, Berlin
Tif „Teddy“ Lamson, Tour-Schlagzeugerin, New Orleans
Federica „Fede“ Dauri, Tänzerin, Rom
Natasha Vergilio, Tänzerin, Berlin
Hilary Fox, Garderobiere, Berlin
Bryan Schall, Lichtdesign, Berlin
Olivia Oyama, FOH (Front of House), Berlin

Stab

Regie      Philipp Fussenegger
Montage & Co-Regie Judy Landkammer