samiSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. September 2024, Teil 12

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Die Dreharbeiten zu unserem Film waren lang und sehr kompliziert. Wir haben in Kenia, Italien (Apulien und Rom), Tunesien und Deutschland (Berlin) über einen Zeitraum von einem ganzen Jahr gedreht. Die Dreharbeiten starteten im Dezember 2022 und endeten im November 2023.

Logistisch und finanziell war das eine unglaubliche Herausforderung. Unser größtes Problem war, dass wir NICHT in Somalia/Mogadischu drehen konnten. Die Sicherheitslage ist leider immer noch so, dass man da nicht drehen kann bzw. darf. Wir haben keine Versicherung bekommen und natürlich wollte niemand sein Leben aufs Spiel setzen, denn leider hat es einen sehr ernsten und traurigen Grund, dass Menschen wie Samia und viele andere aus Somalia fliehen. Sie fliehen, weil sie dort in Lebensgefahr sind und von Terror oder Krieg bedroht sind. Vieles hat sich zwar gebessert, aber es bleibt leider alles unglaublich labil und es gibt immer wieder herbe Rückschläge.

Da wir nicht in Somalia drehen konnten, mussten wir den Ort finden, der die besten Voraussetzungen hat, um „Somalia“ als Filmrealität dort zu erschaffen. Die Hauptdreharbeiten fanden in Kenia, in Malindi statt. Dort hat unsere tolle Szenenbildnerin Paola Bizarri zusammen mit ihrem Team das Haus der Familie Omar gebaut. Allein das hat vier Wochen gedauert und wir hatten mit der Regenzeit zu kämpfen, die 2023 einfach nicht aufhören wollte. Der Regen zog sich gute vier Wochen länger hin als sonst und hat uns einen ziemlichen Strich durch die ohnehin schon sehr dünne Rechnung gemacht. Aber beim Film sind wir ja darauf spezialisiert auf alles zu reagieren. Komme da was wolle.

Stets an meiner Seite war meine großartige Partnerin Deka Osman. Deka war einfach meine bessere, somalische Hälfte. Für die Teammitglieder und Schauspieler, die kein Englisch konnten, war sie die Ansprechpartnerin. Wir saßen zusammen vor der Videocombo und haben nach jedem Take kurz gesprochen. Deka hat sich auf den Dialog konzentriert und geschaut, dass der richtig war, und wenn nicht, dann hat sie mir das mitgeteilt. Wenn etwas im Dialog anders ausgedrückt werden musste oder ein „Versprecher“ drin war. Sie und ihre Mutter Suad Osman waren auch die Sprachexpertinnen, wenn es um den Akzent aus Mogadischu ging. So wie in jedem Land unterscheidet sich der Dialekt je nach Region. Das ist wie mit Bayerisch oder Kölsch. Wir haben versucht, das so authentisch wie möglich zu machen, waren uns aber auch bewusst, dass einige unserer Darsteller nicht ursprünglich aus der Region kommen oder schon lange in der Diaspora leben. Besonders bei den Kindern war uns klar, dass wir da zwar ein Auge drauf haben werden, aber im Prinzip immer das Schauspiel im Vordergrund stand.

Das war ohnehin eine unserer größten Anstrengungen – den Schauspielern so viel Freiheit wie möglich zu lassen und es ihnen zu ermöglichen, dass sie die vielen Familienszenen mit viel Freiheit spielen konnten. Deswegen haben wir auch in diesen Szenen mit zwei Kameras gearbeitet. Unser DOP Florian Berutti war großartig darin, einzuschätzen, wie viel Freiheit er den Darstellern geben konnte. Auch die ganzen Laufaufnahmen haben wir im Vorfeld so vorbereitet und getestet, dass Florian alle dieser Aufnahmen selbst machen konnte. Wir hatten keine Steadycam. Florian hat die Laufaufnahmen alle mit einer kleinen Ronin gedreht. Das System war gerade ganz neu und hat perfekt zu unserem Projekt gepasst.

REGISSEURIN YASEMIN ŞAMDERELI

Yasemin Şamdereli, geboren und aufgewachsen in Dortmund, führte es nach ihrem Abitur direkt an die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) nach München. Während ihres Studiums wirkte sie u. a. als Regieassistenz bei zwei Internationalen Kinoproduktionen von Jackie Chan mit. Ihr Abschlussfilm, der Kurzfilm „Kismet“, wurde auf vielen renommierten Filmfestivals gezeigt und mit dem Short Tiger Award ausgezeichnet. Nach zwei TV-Produktionen realisierte sie 2011 ihren erfolgreichen Kinoerstling ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND, der 2011 auf der Berlinale Premiere feierte und zahlreiche Preise erhielt, darunter den Deutschen Filmpreis in Silber für den Besten Film und den Deutschen Filmpreis in Gold für das Beste Drehbuch. Zwei Jahre später drehte Şamdereli ihren ersten Dokumentarfilm DIE NACHT DER NÄCHTE. Beim Bayerischen Filmpreis wurde der Film als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Mit ihrem aktuellen Film SAMIA über die somalische Leichtathletin Samia Yusuf Omar verwirklicht Yasemin Şamdereli gemeinsam mit Deka Mohamed Osman ein absolutes Herzensprojekt. Weltpremiere feierte der Film im Juni 2024 auf dem Tribeca Film Festival.

Filmographie:

2024 SAMIA
2018 DIE NACHT DER NÄCHTE
2011 ALMANYA – WILLKOMMEN IN DEUTSCHLAND 2007 ICH CHEF, DU NIX! (TV)
2003 ALLES GETÜRKT! (TV)
1999 KISMET (Kurzfilm)