megaloSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. September 2024, Teil 12

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Also, da sind sich ja die Starkritiker wohl einig, MEGALOPOLIS soll nichts taugen. Der Jahre alte Francis Ford Coppola habe abgewirtschaftet und sein 40 Jahre altes Projekt in den Sand gesetzt. Keiner habe den Stoff finanzieren wollen, für den Coppola in den vergangenen Jahrzehnten immer schon Aufnahmen machte, aus denen jetzt ein richtiger Film werden soll, darum habe er seine Weinberge verkauft und mit der eigenen Produktionsfirma alles stemmen müssen. Das wäre ja eigentlich Stoff für einen neuen Film über einen alternden Filmregisseur.

In Cannes im Mai zumindest, wo die Uraufführung stattfand, wurde Coppola gefeiert. Also im Ernst, nachdem, was wir alles aus der amerikanischen Filmwirtschaft in unsere Kinos gespült erhalten, ist dieser Film zumindest im Ablauf verständlich. Er ist ein in die Zukunft verlagertes Science-Fiction-Drama. Er setzt die Verehrung der römischen Antike, die sich in den USA in vielen Bauwerken u.a. zeigt, fort. Aber er mahnt uns auch, daß Dekadenz und Degeneration, das Aufgeben der ursprünglichen Werte zugunsten von Zurechtkommen und äußerlichem Getue zum Untergang führt. Erst recht, wenn es um diejenigen geht, die die Welten erbauen: die Architekten.

 

Adam Driver gibt den Cesar Catilina, der, große Rosinen im Kopf, New York zu einem utopischen Rom/New York machen will und den wir gleich zu Beginn in einer Szene sehen, die Filmgeschichte werden wird. Er steht in New York, dem neuen alten Rom, oben auf einem der Mega-Hochhäuser und setzt den Fuß an die Kante. Ach, das kennen wir doch aus so vielen Filmen, die uns die Selbstmörder vorführen, die nur selten zurücktreten oder sonstwie gerettet werden, sondern in die Straßenschluchten nach unten fallen. Er schaut in die Tiefe, das kennen wir auch, wie irre tief unten die Straßen liegen und schon beugt er sich vor und fängt an zu fallen….doch dann schnippt er mit den Fingern oder wie genau war das? Auf jeden Fall hält die Zeit, hält die Kamera an, hält der Fall an und dann geht es rückwärts, er steht wieder aufrecht, zieht den Fuß zurück und blickt von oben auf diesen Moloch Stadt. Er verfügt über eine unbezahlbare Eigenschaft: er kann die Zeit anhalten. Allein diese Idee und auch, wie sie im Film umgesetzt wird, lohnt das Zuschauen.

 

Dieser Cesar ist nicht nur ehrgeizig, er verfügt auch über ein neues Baumaterial, das das Problem des Bauschutts löst, denn es ist erneuerbar und unendlich einsetzbar. Ihm schwebt in diesem krisenhaften und hochverschuldeten New York eine grundlegende Stadterneuerung vor. Doch der Bürgermeister der Stadt, Franklyn Cicero (Giancarlo Esposito), der inmitten seiner Mafiastrukturen die Vergangenheit bewahren will und damit auch die Stadt nicht grundlegend ändern will, sondern nur mit den herkömmlichen Baumaterialien sanieren und renovieren will, wird Cesar Catilina Gegenspieler. Eine besondere Rolle spielt der steinreiche und darum einflußreiche Unternehmer Hamilton Crassus III. (Jon Voight), der aber Cesar dann hängen läßt. Dazu kommt als femme fatal die Tochter des Bürgermeisters, die natürlich Julia heißen muß. Die nämlich ist auf der Sinnsuche und hat sich in den viel Sinn versprechenden Cesar verliebt (dieser auch in sie, für den sich aber auch die Moderatorin Wow Platinum – Nathalie Emmanuel - auffällig bemüht) ), was ihr gleichzeitig Pein gegenüber dem Vater bereitet, denn sie ist nicht gegen ihn, sondern fühlt sich zwischen diesen beiden Männern zerrissen.

 

Soll man sich über die römischen Namen Gedanken machen? Einmal Cesar als Vorname, ein andermal Cicero als Nachname, und Catilina kommt auch vor. Nein, irgendwie führt das ins Nirgendwo, es lassen sich die Namen nicht auf ihre historischen Vorbilder zurückführen.

 

Info:

Stab

Regie Francis Ford Coppola

Drehbuch Francis Ford Coppola

Produktion Francis Ford Coppola

 

Besetzung

Adam Driver: Cesar Catilina

Giancarlo Esposito: Franklyn Cicero

Nathalie Emmanuel: Julia Cicero

Aubrey Plaza: Wow Platinum

Shia LaBeouf: Clodio Pulcher

Jon Voight: Hamilton Crassus III.

Laurence Fishburne: Fundi Romaine

Kathryn Hunter: Teresa Cicero

Dustin Hoffman: Nush „The Fixer“ Berman