Wilde Roboter1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Oktober 2024, Teil 7

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nach einem Taifun strandet ein Transportflugzeug und seine Ladung auf einer menschenleeren Insel. Während große Teile der Ladung bestehend aus Robotern der Firma Universal ­Dynamics vollständig zerstört werden, ist der Inhalt einer Kiste heil geblieben. Als eine Otter Familie daran herumspielt, wird der darin liegende Roboter durch einen Knopfdruck aktiviert.


Rozzum 7134 – kurz ″Roz″ – ist kein gewöhnlicher Roboter. Sie wurde zur Unterstützung einer futuristischen urbanen Welt entwickelt. Sofort versucht sie sich ihrer Programmierung nach an die raue Umgebung anzupassen und will bei allen Tieren, die sie trifft, deren Bedürfnisse ermitteln und ihre Unterstützung anbieten. Doch die Inselbewohner scheuen die Anwesenheit des seltsamen Neuankömmlings und fliehen entweder oder entfernen sie ziemlich ruppig aus ihrer Umgebung. Doch Roz zeigt sich davon völlig unbeeindruckt und startet nach einigen Fehlschlägen ein Programm, mit dem sie die Sprache der Tiere nicht nur verstehen, sondern auch sprechen kann.

Durch einen unglücklichen Zufall landet sie in einem Gänsenest und tötet dabei die brütende Gans und zerdrückt auch einige der Eier. Doch eines der Eier bleibt heil und Roz Programmierung bemerkt darin Leben. Als ein Fuchs namens Fink das Ei stehen will, kommt es zu einer langen Verfolgungsjagd bis sie es ihm wieder abgenommen hat.

Kurz daraus schlüpft aus dem Ei ein Küken, das als erstes Roz’ Kopf sieht und den Roboter sofort als Mutter annimmt. Jetzt hat Roz ein Problem, denn das Gänschen folgt ihr überall hin. Als Roz versucht das Küken unter den sieben Kindern der Opossum-Mutter Pinktail zu verstecken, macht die Roz darauf aufmerksam, dass sie jetzt ein Problem hat und dass sie das Küken nicht mehr los werden wird – was sie trotzdem noch einige Male versucht.

Trotz aller Gegensätze ist der Kontakt mit Roz für den Rotfuchs Fink zunächst nur eine willkommene Abwechslung zum ständigen Alleinsein, denn er wird als Räuber von allen anderen Tieren der Insel gemieden. Bei Roz lernt er Empathie, während er selbst dem Roboter einige Tricks zum Überleben in der Wildnis beibringen kann.

So erhält der Roz von Fink den Rat, einen Plan zu erstellen, wie sie dem kleinen Gänserich, den sie Brightbill nennt, helfen kann, in der rauen Umgebung zu überleben und flügge zu werden. Deshalb baut Roz (mit ″tatkräftiger″ Hilfe von Brightbill) erst einmal einen hölzernen Unterstand, danach muss das Tierchen auch lernen neben Fressen, Schwimmen und Fliegen, zu lernen, wie es Freund und Feind unterscheiden kann. Außerdem muss Brightbill im Herbst zusammen mit den anderen Gänsen der Insel in den Süden fliegen, denn nur so hat er eine Chance, den harten Winter zu überstehen.

Während Brightbill, der für eine Gans etwas klein geraten ist, versucht sowohl schwimmen als auch fliegen zu lernen, trifft er auch auf andere Gänse, die sich über ihn und seine seltsame Mutter lustig machen. Doch Longneck, der Anführer der Gänseschar, sieht etwas in ihm und gibt Roz und Fink Ratschläge, wie Brightbill trotz seiner etwas zu kleinen Flügel die beschwerliche Reise in den Süden überstehen kann.

Wilde Roboter2Während die Gänse in den Süden ziehen, bleiben die anderen Bewohner der Insel in einem besonders kalten Winter zurück und Roz nutzt seine Programmierung, um alle Tiere in ihr warmes Holzhaus zu holen. Als die Tiere dort ziemlich schnell untereinander in Streit geraten und sich gegenseitig an die Gurgel gehen, zeigt sich, dass auch Fink in dem halben Jahr einiges von Roz gelernt hat. Dabei zeigt sich, dass Roz gelernt hat, auf der Insel andere Tiere um Hilfe zu bitten, denn Brightbill lernt gleich beim Besten – bei Thunderbolt, dem Falken, der bei weitem der beste Flieger der Insel ist.

Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, als Universal ­Dynamics den Roboter wieder in die Fabrik holen will. Denn durch Roz Rückholsender taucht ein von Vontra gesteuertes Flugzeug auf, das Roz ganz gegen ihren Willen zurückholen will. Doch jetzt überwindet Rozzum 7134 endgültig ihre Programmierung und verteidigt als ″Der wilde Roboter″ zusammen mit den Tieren der Insel ihre neue Heimat.

Doch wird Roz damit die Angreifer endgültig los werden können oder welche anderen Lösungen gibt es noch?


Nachdem im Mai 2024 der Oscar-nominierte Animationsfilm ″Robot Dreams″ von Regisseur Pablo Berger in Deutschland in den Kinos angelaufen ist, in dem auch die Freundschaft zwischen einem einsamen Hund in den 1980er Jahren in der Großstadt New York und einem Roboter erzählt wird, kommt jetzt ″Der wilde Roboter″ in die Kinos, dessen Handlung ebenso spannend aber auch deutlich komplizierter ist.

Der Animationsfilm beruht auf der dreiteiligen Kinderbuchreihe von Peter Brown, die bisher leider nicht vollständig auf Deutsch erschienen ist, was sich bei Erfolg des Filmes dann sicher ändern wird. Die Titel der Bücher lauten: The Wilde Robot (2016), The Wilde Robot Escapes (2018) und The Wild Robot Protects (2023).

Regie führt Chris Sanders, der auch selbst das Drehbuch geschrieben hat. Für ihn ist das nicht der erste Animationsfilm, in dem er für Drehbuch und Regie verantwortlich war, davor war er es bereits bei ″Lilo & Stitch″ (2002), ″Drachenzähmen leicht gemacht″ (2010) und ″Die Croods″ (2013). Außerdem hat er auch als Autor das Drehbuch zu ″Bolt – Ein Hund für alle Fälle″ (2008) geschrieben.

Der Animationsfilm ist in der amerikanischen Originalfassung bei den Sprechern der Hauptcharaktere hochgradig besetzt, so spricht Oscarpreisträgerin Lupita Nyong'o den Roboter Roz, Pedro Pascal den Rotfuchs Fink und Kit Connor den halbwüchsigen Brightbill. In kleineren Rollen sind dann noch Bill Nighy als Longneck, den Führer des Gänseschwarms, Mark Hamill als Grizzlybär Thorn, Ving Rhames als Thunderbolt, den gebieterischen und einschüchternden Falken und Matt Barry als den immer etwas mürrischen und kontrollsüchtigen Biber Paddler zu hören. Alle diese Tiere habe auch wunderbar ausgearbeitete Charaktere. In der deutschen Synchronfassung wird Rozzum 7134 von Judith Rakers gesprochen.

″Der wilde Roboter″ ist ein herzerwärmendes Meisterwerk, das das Publikum mit seiner einzigartigen Mischung aus Charme, Emotionen und atemberaubender visueller Erzählkunst fesseln wird. Dabei sind die Haupt- und auch einige Nebencharaktere hervorragend ausgearbeitet.

Wilde Roboter3So erlebt Roz während ihrer Zeit auf der Insel, sich durch Anpassung in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden. Dabei verwandelt sich der Roboter durch Selbsterkenntnis und Empathie von einer durch Technik und rationale Programmierung limitierten Maschine in ein mitfühlendes und einfühlsames Wesen.

Der Rotfuchs Fink ist hochintelligent, zielstrebig und clever, aber er wurde auch als geborener Jäger von den anderen Tieren gemieden. Erst als er von Roz deren beispiellose Warmherzigkeit erfährt, entwickelt sich seine Beziehung nicht nur zu Roz, sondern auch zu den anderen Tieren der Insel, von Feindschaft zu Freundschaft. Dabei bringt Fink Roz auch einige unschätzbare Überlebenstricks bei.

Brightbill wird von seiner Roboter-Adoptivmutter Roz vom Ei bis zum Erwachsenenalter aufgezogen und er entwickelt sich von einem neugierigen und verletzlichen Gänseküken zu einem entschlossenen Jugendlichen, der seinen Platz in seiner Welt sucht. Dabei zeigen aber Brightbills Erfahrungen, dass Lernen von seiner nicht traditionellen Mutter Roz auch sehr viel Gutes haben kann.

Der Film ist von der ersten Minute an kurzweilig, denn es macht Spaß, Roz zuzusehen, wie sie erst einmal nach ihrer Aktivierung unermüdlich versucht, ihrer Programmierung gerecht zu werden und ihre meist unerwünschte Hilfe allen möglichen Tieren wie Otter, Vögel, Schildkröten, Krabben, Opossums, Bären und Hirsche aufdrängt, wenn die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben oder die manchmal wie der Bär Thorn auch sehr unwirsch reagieren können.

Nach dem wilden Beginn wird der Film aber etwas ruhiger, denn Roz muss herausfinden, wie man das Gänseküken aufzieht. Da sie dabei nicht auf irgendwelche vorprogrammierten Informationen oder eine Bedienungsanleitung zurückgreifen kann und sie sich dann Hilfe sowohl bei Fink als auch der Opossum-Mutter Pinktail holt und sie später auch auf die Hilfe anderer Tiere zurückgreift, zeigt, dass sie sich weit über ihre Programmierung hinaus entwickeln hat.

Natürlich muss es dann zum Schluss des Films noch einmal ziemlich aufregend zugehen, wenn das Flugzeug der Firma Universal ­Dynamics unter dem Kommando von Vontra, dem spezialisierten Verwaltungsroboter, der Situationen einschätzen und Entscheidungen im Auftrag von Universal Dynamics treffen kann, auf die Insel kommt, um Roz – wegen ihrer möglichen Fehlfunktionen - zurück in die Fabrik zu holen und gleich eine Armee von Sicherheitsrobotern auf Roz und die Tiere der Insel ansetzt.

Auch visuell ist ″Der wilde Roboter″ atemberaubend, denn die Animation fängt die Schönheit der Natur in wunderbar lebendigen Bildern ein, von den hoch aufragenden Wäldern (sowohl begrünt als auch später verbrannt) bis hin zu den ruhigen Meereslandschaften.

Wilde Roboter4Insgesamt entführt der Animationsfilm den Zuschauer in eine Welt, die sich nicht nur fantastisch sondern auch absolut nachvollziehbar anfühlt, denn die nahtlose Integration von Natur und Technologie bildet den perfekten Hintergrund für eine ebenso tiefgründige wie berührende Geschichte. Dadurch ist ein ausgesprochen liebenswerter und wunderschön anzuschauender Animationsfilm entstanden, der über jede Menge Witz und Herz verfügt, und den man sich sowohl als Kind ab etwa 6 Jahren als auch als Erwachsener unbedingt ansehen sollte.

Foto 1: v.l.n.r.: Roz (Lupita Nyong'o), der kleine Brightbill (Kit Connor) und Fink (Pedro Pascal) © 2024 DreamWorks Animation
Foto 2: v.l.n.r.: Fink (Pedro Pascal), Roz (Lupita Nyong'o) und Pinktail (Catherine O’Hara) © 2024 DreamWorks Animation
Foto 3: v.l.n.r.: Roz (Lupita Nyong'o), Fink (Pedro Pascal), der jugendliche Brightbill (Kit Connor), Longneck (Bill Nighy) und seine Gänse © 2024 DreamWorks Animation
Foto 4: v.l.n.r.: Thorn (Mark Hamill), Paddler (Matt Barry), Roz (Lupita Nyong'o), Brightbill (Kit Connor) und die Tiere der Insel © 2024 DreamWorks Animation

Info:
Der wilde Roboter (USA 2024)
Originaltitel: The Wild Robot
Genre: Animation, Abenteuer, Familienfilm, Roboter, Kinderbuchverfilmung
Filmlänge: ca. 102 Min.
Regie: Chris Sanders
Drehbuch: Chris Sanders
Englische Sprecher: Lupita Nyong'o, Pedro Pascal, Kit Connor, Bill Nighy, Stephanie Hsu, Matt Berry, Ving Rhames , Mark Hamill, Catherine O'Hara, Boone Storm, Alexandra Novelle, Raphael Alejandro, Paul-Mikél Williams, Eddie Park, Collin Erker u.a.
Deutsche Sprecher: Judith Rakers, Axel Malzacher, Sebastian Fitzner, Joachim Tennstedt, Alice Bauer, Hans-Jörg Krumpholz, Bernd Egger, Jan-Marten Block, Madeleine Stolze u.a.
Verleih: Universal Pictures Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 03.10.2024