Neu auf DVD und digital ab Freitag, 11. Oktober 2024
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Taxi-Stand am John F. Kennedy International Airport in New York City: Nach einem langen Flug kommt eine junge Frau (Dakota Johnson) nachts am Flughafen an und wird beim Verlassen des Terminalgebäudes umgehend vom Einweiser (Marcos A. Gonzalez) zum nächstbesten Taxi gewunken. Sie möchte nach Midtown Manhattan gefahren werden, wo sich ihr Apartment befindet.
Nach und nach kommen sie und der Fahrer (Sean Penn) ins Gespräch, denn für den Taxifahrer, der sich Clark nennt, ist diese Fahrt nach einen langen Arbeitstag seine letzte und er möchte ins Gespräch mit der Frau kommen, die er interessiert im Rückspiegel betrachtet.
Doch die wird immer wieder abgelenkt von Textnachrichten auf ihrem Smartphone, die sie von einem Mann erhält. Der will so bald wie möglich mit ihr ins Bett und versucht auch mit ihr erotische Bilder auszutauschen. Doch die Chats werden regelmäßig unterbrochen, weil sich der Freund gleichzeitig um seine drei Kinder kümmern muss.
Da Clark richtig vermutet, dass sie eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat, kommen die Beiden ins Gespräch und die junge Frau öffnet sich langsam und erzählt dem Taxifahrer von ihren unglücklichen Liebesentscheidungen. Auch erzählt sie ihm, dass sie gerade aus Oklahoma zurück gekommen ist, wo sie nach vielen Jahren wieder ihre entfremdete Halbschwester und deren Lebensgefährtin besucht hat.
Dann stehen sie plötzlich längere Zeit in einer Baustelle in einem Stau. Dadurch intensiviert sich das Gespräch über das Leben, die Liebe und die Beziehungen, die nicht gut gehen können, weil es eigentlich gar keine sind. Die junge Frau erzählt auch, dass sie einen guten Job als IT-Expertin hat. Allerdings will sie nicht ihren Namen nennen.
Clark macht der jungen Frau klar, dass sie bei ihrem deutlich älteren Freund eigentlich einen Vaterersatz sucht, bei dem sie ganz sicher keine Liebe finden wird, denn er sei doch nur an Sex mit ihr interessiert. Deshalb soll sie auch unter keinen Umständen das L-Wort (Liebe) ins Spiel bringen (was sie aber schon getan hat).
Während des Gesprächs öffnet sich nicht nur die junge Frau, die von der Menschenkenntnis des Taxifahrers überrascht ist. Beide vertiefen ihr Gespräch allmählich und geben immer mehr von sich preis, als sie eigentlich geplant hatten. Auch Clark gibt immer mehr Einblicke in sein Innenleben und seine lebenslangen Fehlentscheidungen, denn er hat neben einigen Beziehungen auch zwei Ehen hinter sich.
Während der Fahrt sind der Taxifahrer und die junge Frau bald schon absolut offen zueinander, denn beide wissen, dass sie sich vermutlich nie wieder über den Weg laufen werden, nachdem Clark die junge Frau an ihrer Wohnung in Midtown Manhattan abgeliefert hat…
″Daddio – Eine Nacht in New York″ ist ein zwei Personen Film als eine Art Automobil-Kammerspiel von Regisseurin Christy Hall, die auch selbst das Drehbuch geschrieben hat. Es war zuerst als Theaterstück geplant, doch dann befand sich das Script 2017 auf der Blacklist der besten unproduzierten Drehbücher. Als Dakota Johnson 2021 auf das Skript stieß, wollte sie nicht nur die Hauptrolle spielen, sondern es auch – zusammen mit Anderen - produzieren. Sie gab auch Sean Penn das Drehbuch, denn sie war der Meinung, dass die Figur des Taxifahrers einem Typ wie Sean Penn ähneln würde.
In den letzten Jahren gab es immer wieder derartige Kinofilme, die sich komplett oder zumindest zum allergrößten Teil im Inneren eines Pkws abspielten, dabei aber nicht als ein klassisches Roadmovie gelten konnten. Im hier besprochenen Film treffen zwei Fremde aus verschiedenen Generationen und mit einem völlig unterschiedlichem persönlichen Hintergrund in einem Taxi aufeinander. Während der Fahrt vom Flughafen nach Manhattan kommen die Beiden ins Gespräch und unterhalten sich über die komplizierten Beziehungen zwischen Männern und Frauen.
Der kammerspielartige Raum im Innern eines Autos ist eine perfekte Möglichkeit für großes Schauspielkino, wenn die beiden Rollen von exzellenten Darstellern wie Sean Penn und Dakota Johnson gespielt werden. Doch es gibt im Film während der gesamten Fahrt neben den beiden Personen im Taxi noch einen dritten Charakter, den man aber weder sieht noch hört, sondern den man nur durch seine Textnachrichten kennen lernt – und zwar den deutlich älteren Freund der Passagierin.
Als Zuschauer kann man auch sowohl die Texte des Mannes als auch die Antworten der Frau mitlesen – im Gegensatz zum Taxifahrer, der während der Chat-Nachrichten die junge Frau nur im Rückspiegel beobachten kann. Dank seiner von fordernd über bettelnd bis obszön variierenden Texte (und Bilder), und den zusätzlichen Bemerkungen der jungen Frau auf die bohrenden Fragen des Taxifahrers zu seiner Identität, kann sich der Zuschauer den Mann beinahe schon bildlich vorstellen. Dadurch konnte die Theaterregisseurin Christy Hall in ihrem ersten Spielfilm ein gleichermaßen mitreißen wie berührend Drama realisieren.
″Daddio – Eine Nacht in New York″ ist ein Zwei-Personen-Stück ganz ohne Action (als Darsteller gibt es sonst nur noch den Einweiser am Taxistand am Flughafen, ein andere Autofahrer und ein kleines schwarzes Mädchen in einem Auto während des Staus).
Trotzdem ist der Film nie langweilig, denn die Drehbuchautorin hat für ihre beiden Hauptdarsteller exzellente und ausgesprochen authentisch wirkende Dialoge verfasst. Die Sätze treffen beinahe immer ins Schwarze. Dadurch ist man als Zuschauer eigentlich die ganze Zeit gefesselt (auch wenn man vermutlich nicht mit allem, was vor allem von Sean Penns Clark gesagt wird, einverstanden ist).
Dies ist ganz sicher auch in Verdienst der beiden Schauspieler Dakota Johnson und Sean Penn.Zwei hervorragende Darsteller auf engem Raum, das kann zu spannendem und sehenswertem Schauspielkino führen, vor allem wenn – wie schon bemerkt - das Skript mitreißend genug ist und die Akteure in der Lage sind,uns mit Charisma, Charme, Humor sowie auch kleinen Gesten und Blicken voller Natürlichkeit voll und ganz in ihren Austausch hineinzuziehen. Beim hier besprochenen Film ist das ganz sicher der Fall.
Insgesamt ist Drehbuchautorin und Regisseurin Christy Hall trotz der Enge der Location ein kleines, ruhiges und doch immens packendes und emotional aufwühlendes Kammerspiel gelungen, das sich durch die brillante Darstellung der beiden Hauptdarsteller durch Präzision und Subtilität auszeichnet. Das führt dazu, dass man sich ″Daddio – Eine Nacht in New York″ sehr gut auch zu Hause auf DVD ansehen kann.
Zusatz: Während Sean Penns Taxifahrer mit Clark schon recht früh im Film einen Namen bekommen hat, wird der Namen von Dakota Johnsons Charakter nie genannt, sie wird allerdings im Abspann als ″Girlie″ bezeichnet – möglicherweise ist das der Namen, den sich der Taxifahrer für sie ausgedacht hat.
Foto 1: Cover DVD © LEONINE Studios Germany
Foto 2: Dakota Johnson als Girlie © LEONINE Studios Germany
Foto 3: Sean Penn als Clark © LEONINE Studios Germany
Foto 4: Dakota Johnson als Girlie und Sean Penn als Clark © LEONINE Studios Germany
Info:
"Daddio – Eine Nacht in New York" ist ab Fr. 11.10.2024 als DVD und digital im Handel erhältlich. Die DVD enthält Sprachfassungen in Deutsch und Englisch in Dolby Digital 5.1. Die Untertitel sind in Deutsch. Das Bildformat der DVD ist 2,40:1 (16:9 anamorph).
Daddio – Eine Nacht in New York (USA 2023)
Originaltitel: Daddio
Genre: Drama
Filmlänge: ca. 96 Min.
Regie: Christy Hall
Drehbuch: Christy Hall
Darsteller: Dakota Johnson, Sean Penn, Marcos A. Gonzalez, Shannon Gannon, Zola Lloyd
Verleih: LEONINE Studios Germany
FSK: Ab 12 Jahre