fuchsSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos 17. Oktober 2024,  Teil 1

Redaktion

München (Weltexpresso) – Mit FUCHS UND HASE RETTEN DEN WALD knüpfst du an deine TV-Serie „Fuchs und Hase“ aus dem Jahr 2019 an – wann entstand die Idee, einen Spielfilm zu drehen?


Es war eigentlich nicht meine Idee! Es war die Idee von Janneke Van De Kerkhof, meiner Produzentin. Sie kam auf die Idee, als wir die Fernsehserie drehten. Wir hatten all diese Werkzeuge, all diese Figuren und Sets, und sie dachte: „Wir haben die Möglichkeit, einen Film zu machen“. Also wählte sie ein Buch aus der „Fuchs und Hase“-Reihe aus, beschloss, daraus einen Spielfilm zu machen und bat mich, Regie zu führen. So kam alles zusammen.


FUCHS UND HASE RETTEN DEN WALD ist dein zweiter Spielfilm nach OINK (2022) - wie unterscheidet sich die Erfahrung, einen abendfüllenden Film zu drehen, von der eines Kurzfilm- oder Fernsehseriendrehs?

Das ist natürlich ein längerer Zeitraum! Bei kürzeren Filmen ist das Tempo der Geschichte ein anderes. In einem Spielfilm ist es schwierig, das etwas über einen längeren Zeitraum interessant bleibt. Das ist also ein großer Unterschied! Außerdem bin ich ein totaler Autodidakt in dem Sinne, dass ich nie Film studiert habe. Ich weiß nichts über Drehbücher, das ist alles intuitiv. Natürlich habe ich viele Filme gesehen und weiß eine Menge über Filme, aber ich weiß nicht viel über die technischen Aspekte. Vor OINK hatte ich ein bisschen Angst, aber bei FUCHS UND HASE RETTEN DEN WALD hatte ich das Gefühl, dass ich weiß, wie man es macht. Ein weiterer Unterschied, zumindest für mich, ist, dass ich es gewohnt bin, Filme in Stop-Motion zu drehen. Dieser Prozess ähnelt viel mehr dem Dreh eines Re- alfilms, denn man kann immer interagieren, während man den Film dreht. Bei 3D-Animation geht das nicht. Man muss also die Geschichte und die Charaktere im Voraus festlegen. Für mich war das schwierig, denn ich bin ein Mensch, der gerne improvisiert und Dinge während des Drehs ändert. Ich habe nicht sofort das ganze Bild im Kopf. Es muss erst in mir wachsen. In diesem Sinne ist 3D-Animation für mich schwieriger.

Erzähle uns bitte, wie der spezielle Animationsstil für den Film zustande gekommen ist und warum er dafür geeignet ist, diese Figuren und die Welt, in der sie le- ben, so wunderbar zum Leben zu erwecken.

Nun, die Bücher sind in 2D, und als ich mit dem belgischen Regisseur Tom Van Gestel bei der Fernsehserie Regie führte, diskutierten wir darüber, ob wir sie in 2D oder 3D machen sollten. Ich sagte, wir müssen es in 3D machen, denn wenn man es in 2D macht, muss es genau wie in den Büchern sein. In 3D hat man mehr Platz und Räumlichkeit. Da ich mit Stop-Motion vie- le Erfahrungen gesammelt habe, wollte ich auch den Stop-Motion-Look für den Film. Die Figuren wurden also aus Knete gefertigt und dann in 3D gescannt. So hat der Film trotzdem den spezifischen Stop-Motion-Look, den ich unbedingt erreichen wollte.

Du adaptierst die Geschichten von „Fuchs und Hase“ von Sylvia Vanden Heede – wie geht man bei der Adaption von Kinderbüchern für die große Leinwand vor? Was sind einige der größten Herausforderungen?

Das ist schwer zu erklären, denn bei OINK war es anders. Damals ging ich in einen holländischen Kinderbuchladen und sagte: „Ich möchte eine Art Roald- Dahl-Film machen“, und sie gaben mir das Kinderbuch „Oinks Rache“, was mich fesselte und mich denken ließ: „Das ist genau das, was ich machen möchte“. Bei diesem Film war es anders, denn ich wurde gefragt und das Buch war bereits ausgewählt. Aber ich war natürlich an der Entwicklung des Drehbuchs beteiligt.

Für mich ist es sehr wichtig, dass man ein Buch nicht wortwörtlich adaptiert. Das habe ich bei OINK gelernt. Ein Film ist etwas ganz anderes als ein Buch. Man liest ein Buch auf eine andere Art und Weise, als man sich einen Film anschaut. Man muss das Timing und die Handlung ändern oder sie größer machen. Das Wichtigste für mich sind immer die Figuren, ihre Entwicklung, ihre Stimmen. Ich sehe es auch nicht als reinen Kinderfilm. Ich möchte einen Film für die ganze Familie machen, einen Film, den auch die Eltern lie- ben werden. Ich möchte, dass das Publikum vergisst, dass es sich um einen Animationsfilm handelt und sich wirklich in die Figuren hineinversetzen kann. Das ist für mich sehr wichtig.

Der Film zeigt, dass materieller Besitz nicht so wichtig ist – oder sein sollte – wie echte Freundschaft. Glaubst du, dass diese Botschaft für Kinder heute wichtiger denn je ist?

Ja! Denk nur an unsere Handys. Sie sind der wichtigste materielle Besitz, den wir alle haben. Aber ich muss sagen, dass ich in diesem Sinne keine Regisseurin bin, die „Botschaften“ vermittelt. Ich versuche eigentlich, die Botschaft herunterzuspielen. Ich versuche zwar, sie zu vermitteln, aber auf eine lockere Art und Wei- se, mit einem Lachen. Ich möchte, dass die Kinder das Kino mit einem Lächeln verlassen. Wir leben im Moment in wirklich schweren Zeiten und manchmal tut es gut, einfach nur zu lachen. Das ist für mich noch wichtiger als alle anderen Botschaften.

Der Soundtrack des Films ist wirklich wunderbar – kannst du über die Zusammenarbeit mit dem Komponisten André Dziezuk und den Einsatz von Musik in deinen Filmen im Allgemeinen erzählen?

Es war schwer für mich, weil ich gerade erst OINK gemacht hatte und ich keine Zeit hatte, mich davon zu erholen. Der Hauptgrund, warum ich FUCHS UND HASE RETTEN DEN WALD machen wollte, war also, dass ich wieder mit André arbeiten wollte, der schon die Fernsehserie gemacht hatte. Er ist ein Genie! Wir sind wirklich gute Freunde geworden und arbeiten gerne zusammen. Das merkt man wahrscheinlich auch, weil die Musik so fantastisch ist. Es ist lustig, denn als er die Fernsehserie gemacht hat, hat er Attrap- pen für die Musik gemacht und Flöten benutzt... und ich hasse Flöten! Also habe ich ihm gesagt, dass ich für die Filmmusik lieber eine Art „Stevie-Wonder-Key- board“-Sound möchte. Er hat das dann geändert und die gesamte Musik für die Fernsehserie entwickelt, die einfach fantastisch ist.

Foto:
©Verleih

Info:
Fuchs und Hase retten den Wald (Niederlande, Belgien, Luxemburg 2024) 
Genre: Animation, Abenteuer, Kinder, Komödie
Filmlänge: ca. 70 Min.
Regie: Mascha Halberstad
Drehbuch: Fabie Hulsebos
Nach der Buchvorlage: Vos en haas en de bosbaas von Sylvia van den Heede (Text), Thé Tjong-Khing (Illustrationen), Erschienen im Verlag Lannoo Publishers (Tielt, Belgien)
Deutsche Sprecher:innen: Mario von Jascheroff, Fabian Harloff, Maria Koschny, Alexander Doering, Daniel Zillmann, Rainer Fritzsche, Bernd Egger, Tobias Diakow, Bonny von Lenski, Lisa Hintzke u.a.