kan alleinSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 24. Oktober 2024, Teil 3

Redaktion

München (Weltexpresso) - Kandinsky wird am 4. Dezember 1866 als Sohn des wohlhabenden Teehändlers Wassily Silvestrowitsch Kandinsky und dessen Frau Lidija in Moskau geboren. Mitte der 1880er-Jahre studiert er Rechtswissenschaft. Dieser Laufbahn kehrt er jedoch bald den Rücken und übernimmt die künstlerische Leitung der Moskauer Druckerei Kušnerev. 1896 sieht er in einer Ausstellung französischer Kunst in Moskau ein Gemälde aus Claude Monets Serie der „Heuhaufen“. Für den Synästhetiker Kandinsky ein Schlüsselerlebnis: Er ist beeindruckt, wie sich bei Monet Farbe und Malerei vom Gegenstand befreien und verselbstständigen. Diese Haltung zeigt sich in Kandinskys Werk bis in die Jahre des Blauen Reiters.


Im Dezember 1896 übersiedelt Wassily Kandinsky gemeinsam mit seiner ersten Ehefrau nach München, um Malerei zu studieren. Nach dem Besuch der Privatschule des slowenischen Kunstlehrers Anton Azbe (1897–1899) setzt er seine Studien an der Münchner Kunstakademie in der Klasse von Franz von Stuck fort (1900–1903). In diesen Jahren trifft er zum ersten Mal den zwei Jahre älteren und malerisch sehr erfahrenen Alexej von Jawlensky, der ebenfalls bei Azbe studiert hat. Jawlenskys Lebensgefährtin, die Künstlerin Marianne von Werefkin, hatte ihre eigene Karriere aufgegeben, um den Partner zu fördern. Beide werden 1908 in Murnau wichtige Diskussionspartner für Kandinsky.

Enttäuscht von den Lehrmethoden Stucks gründet Kandinsky im Mai 1901 die Ausstellungsvereinigung „Phalanx“ (1901–1904), der er sehr bald als Präsident vorsteht.

Die im Winter 1901/02 gegründete private Malschule gleichen Namens akzeptiert auch Frauen. Im Rahmen seiner dortigen Lehrtätigkeit trifft Kandinsky die 24-jährige Gabriele Münter. Um seiner Ehe zu entfliehen, brechen Wassily Kandinsky und Gabriele Münter im Mai 1904 gemeinsam zu einer mehrjährigen Reise auf: Auf Stationen in Holland, Tunesien, Dresden, Odessa und Rapallo folgt schlußendlich ein einjähriger Aufenthalt in Paris und Berlin.

Seine zwischen 1900 und 1906 entstandenen Landschaftsstudien, die malerische Auseinandersetzung mit dem Naturabbild, befriedigen ihn offensichtlich nicht mehr, da er sich schon längst mit anderen Fragestellungen beschäftigt. Wie lässt sich die Kraft der Natur einfangen? Wie funktioniert ein Bild? Und: Welche Strategien führen zu einer gelungenen Komposition? Welchen [geistigen] Gehalt vermag ein Bild zu transportieren? Wassily Kandinsky ist zunehmend an kompositionellen Problemen interessiert und lehnt es ab, die Eindrücke sichtbarer „Realität“ abzubilden. Um 1906 beendet Kandinsky die Versuche, landschaftliche Szenen festzuhalten. Gerade in diesen Landschaftsstudien hatte er allerdings, ohne dies vielleicht im Nachhinein selbst wahrnehmen zu können, schon längst unbewusst die Entfernung von der sichtbaren Welt vorangetrieben.

Obwohl Kandinsky bis 1911 mit seiner ersten Ehefrau verheiratet bleibt, leben er und Gabriele Münter als Paar zusammen. Im Frühjahr 1908 entdecken sie den Ort Murnau, wo sie gemeinsam mit Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin einen produktiven Malaufenthalt verbringen. Hier gelingt den Vieren der Durchbruch zum expressiven Malstil.

Zu dieser Zeit beginnt Wassily Kandinsky, Prosagedichte zu verfassen (1908 bis 1912), die er 1913 im Piper Verlag unter dem Titel „Klänge“ veröffentlicht.

1909 gründet er die „Neue Künstlervereinigung München“, kurz NKVM, als Sammelbecken avantgardistischer Tendenzen (1909–1912). Der noch unbekannte Maler Franz Marc schreibt 1910 eine Entgegnung in der Presse, welche die zweite Ausstellung der NKVM vernichtend kritisiert hatte. Am Neujahrsabend 1911 lernen die beiden einander persönlich kennen und beginnen intensiv zusammenzuarbeiten. Am 8. Oktober wird ihm auch Paul Klee vorgestellt; die Freundschaft zwischen den beiden Nachbarn in München intensiviert sich allerdings erst während der Bauhaus-Zeit.

Im Herbst 1911 bereiten Kandinsky und Marc – parallel zur Ausstellungsvorbereitung der NKVM – eine eigene Gruppenausstellung samt Almanach vor. Da Kandinskys abstraktes Werk „Komposition V“ aufgrund seiner Größe von NKVM zurückgewiesen wird, kommt es zum Bruch und zum Austritt. Wenige Wochen später initiiert er gemeinsam mit Franz Marc und Gabriele Münter die insgeheim bereits lose formierte Gruppe Der Blaue Reiter.

So gelingt den Expressionist:innen die erste Ausstellung bereits im Dezember 1911. Der Almanach Der Blaue Reiter erscheint im Mai 1912. Gleichzeitig stellt Wassily Kandinsky auch sein erstes Buch „Über das Geistige in der Kunst“ (Publikationsjahr 1912) fertig. Mit den Aufzeichnungen zu einer Farbenlehre hatte er bereits 1904 begonnen.

1914 verlässt Kandinsky als „feindlicher Ausländer“ das Deutsche Kaiserreich und reist zunächst in die Schweiz, wo er Klee kontaktiert, bevor er im November in seine Heimatstadt Moskau zurückkehrt. Gabriele Münter übersiedelt in das neutrale Stockholm und lagert das Werk von Kandinsky ein. Im Winter 1916 trifft sich das Paar in Schweden. Kandinsky reist zurück nach Moskau und verspricht Münter, sich um die Ehepapiere zu kümmern. Nur wenig später lernt Wassily Kandinsky Nina Andreevskaja kennen, die er am 11. Februar 1917 heiratet. Der gemeinsame Sohn verstirbt im Alter von drei Jahren.

Münter erstreitet später gerichtlich das Eigentum an zahlreichen Werken Kandinskys, die während der gemeinsamen Jahre entstanden sind. Diese während der NS- Zeit als „entartet“ diffamierten Bilder ver- steckt sie später erfolgreich hinter Marmeladengläsern in der Lebensmittelkammer ihres Murnauer Hauses.

Nach der Russischen Revolution hatte Wassily Kandinsky sein gesamtes Vermögen verloren. Dennoch arbeitet er aktiv an der Neuordnung der russischen Kunstszene nach der Revolution mit und übernimmt Leitungsfunktionen in Moskau. Das Lehrprogramm des im Mai 1920 gegründeten Instituts für Künstlerische Kultur (INChUK) wird von den Vertretern des Konstruktivismus als subjektiv, Kandinskys Kunst- auffassung als „bourgeois [bürgerlich]“ zurückgewiesen. Dennoch wird er Anfang 1921 in das Komitee zur Gründung einer Russischen Akademie der Kunstwissenschaften berufen. Aufgrund der kunstpoli- tischen Schwierigkeiten und der schlechten Versorgungslage, verlassen Wassily und Nina Kandinsky im Dezember 1921 Russland und ziehen nach Berlin.

Im März 1922 besucht Walter Gropius Wassily Kandinsky in Berlin und lädt ihn ein, als Lehrer ans Bauhaus zu kommen. Am 1. Juli 1922 tritt Wassily Kandinsky in den Lehrkörper in Weimar ein. Wie Paul Klee wird ihm ein Teil der Grundausbildung übertragen: „Gestaltungslehre Farbe“, „Analytisches Zeichnen“, die künstlerische Leitung der Werkstatt für Wandmalerei. Schon zwei Jahre später findet sich der Maler im Zentrum einer Debatte von Mitgliedern der konservativen Thüringer Landesregierung wieder, die ihn als „Kommunisten und hrlichen Agitator“ brandmarken. Deshalb sieht sich Kandinsky gezwungen, Weimar zu verlassen und nach Dresden zu übersiedeln. Dort beteiligt er sich kurz an den Bemühungen zur Wiederbelebung der Kunst- akademie.

Im Juni 1925 zieht Wassily Kandinksy mit dem Bauhaus nach Dessau um, wo er sich mit Paul Klee und dessen Familie ein Doppelhaus teilt. Wegen der zunehmenden Ausrichtung des Bauhauses auf Indust- riedesign, fordert er dort die Einrichtung freier Malklassen. Ab Oktober 1932 unterrichtet er im ehemaligen Bauhaus nun das private „Freie Lehr- und Forschungsinstitut“ in Berlin.

Am 16. Dezember 1933 verlässt der Künstler, dessen Bilder von den Nationalsozialisten als „entartet“ gebrandmarkt werden, zusammen mit Nina Deutschland und trifft am 21. Dezember in Paris ein. Mehrmals wird ihm eine Lehrtätigkeit in den USA angeboten (1931 Arts Students League in New York, 1935 Black Mountain College in Asheville), die der Maler aber jedes Mal ausschlägt.

Die Kandinskys wohnen in Neuilly-sur- Seine. Der bis zu seinem Lebensende täglich malende Kandinsky wird von Christian Zervos in einer Einzelausstellung 1934 dem Pariser Publikum vorgestellt.

Während der 1920er- und auch noch in den 1930er-Jahren hat es Kandinsky schwer, mit seiner Kunst Anerkennung zu finden. Häufig werden seine abstrakten Kompositionen als „dekorativ“ abgetan. Der wichtigste Sammler des Künstlers wird der New Yorker Solomon Guggenheim, der sich für ungegenständliche Kunst begeistert. Guggenheim kauft auch aus der Ausstellung „Entartete Kunst“, in der 14 Werke Kandinskys gezeigt werden. Insgesamt werden 57 Werke Kandinskys aus deut- schen Museen konfisziert und verkauft. Ob- wohl Kandinsky mehrfach eingeladen wird, nach Amerika zu emigrieren, lehnt er stets ab.

Im Frühjahr 1944 erkrankt Wassily Kandinsky, arbeitet aber bis Ende Juli wei- ter. Am 25. August wird Paris durch die Alliierten von den deutschen Besatzern be- freit. Am 13. Dezember stirbt Kandinsky im Alter von 78 Jahren an einem Hirnschlag.

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