Begleitprogramm zur Sonderausstellung im August im Deutschen Filmmuseum Frankfurt
Felicitas Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nimmt man den Surrealismus mal so richtig beim Wort und überlegt sich, wo und wie er überlebt hat, nachdem er als Bewegung ja erst nach dem Ersten Weltkrieg zur Bewußtheit kam, dann stellt sich schnell heraus: es ist der Film. Der Film ist wie kein anderes Medium geeignet, zu halluzinieren und ist zudem eigentlich überhaupt eine Halluzination.
KURZFILMWETTBEWERB „Bewußt halluzinieren“
Das Filmmuseum heizt bei der Vorführung von Filmen das Publikum ganz schön an. Denn es ist nicht nur 'Abnehmer', ein Kunde, sondern wird an der Programmgestaltung mitbeteiligt: durch seine Stimmabgabe. So läuft derzeit die Abstimmung im KURZFILMWETTBEWERB „Bewußt halluzinieren“
Das Filmmuseum rät: Wählen Sie den besten Film unter den eingereichten Beiträgen unter bewusste-halluzinationen.de/kurzfilmwettbewerb Die zehn Beiträge mit den meisten Stimmen sind bei der öffentlichen Abschlussveranstaltung zum Wettbewerb am Samstagnachmittag, 13. September, im Kino des Deutschen Filmmuseums zu sehen. Die drei beliebtesten Filme werden zudem einen Monat lang mehrmals täglich auf der Leinwand im Foyer des Museums gezeigt.
Surrealismus-Filmreihe
von Samstag, 2. August, bis Samstag, 30. August
Die Filme der Surrealisten wirken noch heute faszinierend, unterhaltsam, absurd-komisch oder auch verstörend. Das Kino des Deutschen Filmmuseums bringt sie anlässlich der aktuellen Sonderausstellung auf die große Leinwand. Hierzu gehören zahlreiche surrealistische Klassiker aus verschiedenen Ländern, die sonst sehr selten zu sehen sind, sowie Filme von zeitgenössischen Regisseuren, die sich auf die Surrealisten beziehen.
Samstag, 2. August, 18 Uhr
DUCK SOUP
USA 1933. R: Leo McCarey. D: Groucho, Harpo, Chico & Zeppo Marx. 70 Min.
16mm. OF
Die Surrealisten waren Bewunderer der großen US-amerikanischen Filmkomiker, und keine US-Komödie der 1930er Jahre ist derart surreal und anarchisch wie DUCK SOUP. Groucho Marx spielt Rufus T. Firefly, den von einer reichen Witwe protegierten und ins Amt gehievten Premierminister des Zwergstaats Freedonia; er provoziert einen Konflikt mit dem Nachbarland Sylvania und erklärt diesem den Krieg.
Vorfilm: LE LOCATAIRE DIABOLIQUE
Frankreich 1910. R: Georges Méliès. 7 Min. 16mm. OF
Mittwoch, 6. August, 18 Uhr
RIEN QUE LES HEURES (FR 1926. R: A. Cavalcanti. 41 Min. 16mm. OF)
PETT AND POTT (GB 1934. R: Cavalcanti. 30 Min. 35mm. OF)
COAL FACE (GB 1936. R: Cavalcanti. 12 Min. 35mm. OF)
SPARE TIME (GB 1939. R: Humphrey Jennings. 15 Min. 35 mm. OF)
Mit seinem ersten Film RIEN QUE LES HEURES realisierte der brasilianische Regisseur Cavalcanti eine „Stadtsinfonie“ mit deutlich surrealistischen Aspekten. 1934 ging er nach England; dort entstanden die beiden folgenden Filme des Programms. Cavalcanti war auch Produzent von SPARE TIME.
Samstag, 9. August,18 Uhr; Mittwoch, 13. August, 18 Uhr
À PROPOS DE NICE (FR 1930. R: J. Vigo, B. Kaufman. 45 Min. 16mm. OF)
TERRE SANS PAIN Las Hurdes
Spanien/Frankreich 1933/36. R: Luis Buñuel. 30 Min. 16mm. OF
HISTOIRE DU SOLDAT INCONNU
Belgien 1932. R: Henri Storck. 11 Min. 16mm. OF
In À PROPOS DE NICE entwerfen polemische Kontrastmontagen ein satirisches Porträt der Stadt Nizza. Buñuels dritter Film TERRE SANS PAIN ist eine soziale Dokumentation und gleichwohl eine Satire auf dieses Genre. HISTOIRE DU SOLDAT INCONNU ist ein aus Wochenschaumaterial zusammengestellter pazifistisch-satirischer Montagefilm.
Samstag, 16. August, 18 Uhr
LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN
Frankreich 1928. R: Germaine Dulac. 39 Min. 35mm. OF
LE SANG D’UN POÈTE (FR 1932. R: Jean Cocteau. 55 Min. 16mm. OF)
Germaine Dulacs LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN erzählt unter Verwendung von Zeitlupen- und Zerreffekten eine ödipale Geschichte. Einen sehr persönlichen, poetischen Surrealismus vertrat Jean Cocteau in seinem Film LE SANG D’UN POÈTE, einer Allegorie auf die Existenz des Dichters.
Klavierbegleitung: Uwe Oberg (nur LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN)
Mittwoch, 20. August, 18 Uhr
LES MYSTÈRES DU CHÂTEAU DU DÉ
Frankreich 1929. R: Man Ray. 22 Min. 16mm. OF
LA REPRISE (Deutschland 1995. R: Klaus Telscher. 60 Min. 16mm)
Man Rays letzter Film mischt dokumentarische mit surrealen und dadaistischen Passagen. Mehr als 60 Jahre später drehte Klaus Telscher, bewusst an Man Ray anschließend, seinen Film LA REPRISE.
Samstag, 23. August, 18 Uhr
BURLESKA Burleske (CZ 1932. R: Jan Kučera. 5 Min. 35mm. o.D.)
LISTOPAD November (CZ 1935. R: Otakar Vávra. 18 Min. 35mm. OF)
PŘÍBĔH VOJÁKA Geschichte eines Soldaten
CZ 1936. R: Čenĕk Zahradníček. 10 Min. 35mm. o.D.
VALERIE A TÝDEN DIVŮ Valerie und die Woche der Wunder
Tschechoslowakische Sozialistische Republik 1970. R: Jaromil Jireš. 73 Min.
35mm. OmeU
In der Tschechoslowakei gab es in den 1930er Jahren eine bedeutende Avantgardefilmbewegung. Drei Beispiele sind in diesem Programm zu sehen. Nach der Niederschlagung des „Prager Frühlings“ gelang Jaromil Jireš mit VALERIE A TÝDEN DIVŮ ein phantasievoller surrealer Spielfilm.
Mittwoch, 27. August, 18 Uhr; Samstag, 30. August, 18 Uhr
LE FANTÔME DE LA LIBERTÉ Das Gespenst der Freiheit
Frankreich 1974. R: Luis Buñuel. 103 Min. 35mm. OmU
Das Gespenst der Freiheit geht um. Mönche beteten gerade noch für einen Verstorbenen und verhökern nun ihre Devotionalien. Ein Mann schießt wahllos von einem Hochhaus auf Passanten. Er wird schuldig gesprochen und darf als freier Mann das Gericht verlassen. Buñuel greift in seinem vorletzten Film die Rituale des Bürgertums an, fabuliert und dekonstruiert die Weltordnung – ganz im Sinne des Surrealismus.
INFO:
DUCK SOUP
Samstag, 2. August, 18 Uhr
RIEN QUE LES HEURES
Mittwoch, 6. August, 18 Uhr
LA COQUILLE ET LE CLERGYMAN
Samstag, 16. August, 18 Uhr
VALERIE A TÝDEN DIVŮ
Samstag, 23. August, 18 Uhr
Kopien zur Verfügung gestellt
von Národní filmový archiv, Prag