Konklave1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. November 2024, Teil 5

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) – Der Papst ist ganz plötzlich verstorben. Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) fällt als Dekan die Aufgabe zu, die Kardinäle aus aller Welt für das Konklave zusammen zu rufen, damit diese in geheimen Abstimmungen in einer jahrhundertealten Tradition den geeigneten Kandidaten als neues Oberhaupt der katholischen Kirche in einer 2/3 Mehrheit wählen können.


Damit hat Lawrence alle Hände voll zu tun, denn er versucht gleichzeitig, ein Geheimnis des verstorbenen Papstes zu lüften. Er selbst wollte eigentlich, dass ihn der letzte Papst schon in ein Kloster weit weg vom Vatikan gehen lässt. Diese Bitte wurde ihm aber nicht gewährt.

Schon kurz nach deren Ankunft kommt es unter den Kardinälen zu Klüngeleien und Rivalitäten, bei denen jeder seine eigenen Pfründe sichern will. Lawrence gehört inhaltlich zu den eher liberalen Kardinälen, die sich um den amerikanischen Kardinal Bellini (Stanley Tucci), einen langjährigen Verbündeten des ehemaligen Papstes, scharen und Lawrence hofft, dass er dessen Nachfolger wird. Bellini spricht eine ganze Menge Ideen an, wie die katholische Kirche reformiert werden sollte, damit sie endlich auch im 21. Jahrhundert ankommt.

Bellinis Hauptgegner ist der arrogante erzkonservative italienische Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto), der die Kirche am liebsten um 50 Jahre oder mehr zurückwerfen will. Zwei weitere mögliche Kandidaten sind nicht viel besser. Der nigerianische Kardinal Adeyemi (Lucian Msamati) wäre zwar der erste afrikanische und schwarze Papst der Geschichte, aber seine gesellschaftlichen Ansichten – vor allem zum Thema der Homosexualität - sind fast ebenso erschreckend wie die Tedescos. Quebecs Kardinal Tremblay (John Lithgow) ist ein machthungriger Mann und er war der letzte Kardinal, der den vorherigen Papst besucht hat.

Als schon beinahe alles für den Beginn des Konklaves vorbereitet ist, wird es für Lawrence doch noch einmal etwas komplizierter, da plötzlich der ihm völlig unbekannte Kardinal Benitez (Carlos Diehz) eintrifft, den der vorherige Papst angeblich heimlich vor einem Jahr zum Kardinal in Kabul ernannt hatte. Nachdem seine Unterlagen geprüft wurden, kann der aus Mexiko stammende Benitez nach vatikanischem Recht an dem Konklave teilzunehmen.

Als Erzbischof Wozniak (Jacek Koman) Lawrence darauf hinweist, dass der verstorbene Papst ihm kurz vor seinem Tod gesagt habe, dass er Tremblay als Kardinal ablösen wolle, und es darauf auch Probleme mit Kardinal Adeyemis Vergangenheit gibt, merkt Lawrence, dass die Wahl des neuen Papstes doch nicht so einfach werden wird.

Während die ersten Wahlgänge in der Sixtinischen Kapelle stattfinden, prallen hinter den geschlossenen Türen Welten aufeinander und keiner der Kandidaten kann die erforderliche 2/3 Mehrheit der vorhandenen 105 Kardinäle auf sich vereinigen.

Konklave2Als tausende Anhänger und Anhängerinnen auf dem Petersplatz darauf warten, dass nicht grauer, sondern weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, kommt es in Rom zu Anschlägen, dabei legen Terroristen auch auf der Piazza vor der Sixtinischen Kapelle eine Autobombe.

Zu welcher Entscheidung werden die Kardinäle letztendlich kommen und wird der nächste Papst ein liberaler oder ein konservativer Mann sein?


Konklave ist ein Roman von 2016 von Robert Harris. Im Gegensatz zum Film wird im Roman die Story aus der Sicht von Kardinaldekan Jacopo Lomeli erzählt. Harris hat dabei versucht, das Konklave so authentisch - soweit für Außenstehende bekannt - darzustellen, dies gilt vor allem beim Ablauf der Wahlgänge und bei der Isolation der Kardinäle.

Das Buch wurde von Peter Straughan für den Film adaptiert. Regie führt der 1970 in Wolfsburg geborene österreichisch-schweizerische Filmregisseur Edward Berger, dessen Spielfilm ″Im Westen Nichts Neues″ 2023 mit vier Oscars ausgezeichnet wurde, unter anderem für den Besten Internationalen Film. Es ist sein erster internationaler Film, in dem aber nicht nur Englisch gesprochen wird, sondern auch Latein, Italienisch und Spanisch.

Dabei ist ″Konklave″ für der Regisseur kein Film, der sich in erster Linie um Politik und Religion dreht, sondern es geht vor allem um die Verführung durch die Macht, denn Machtspiele hinter verschlossenen Türen würden nicht nur die katholische Kirche betreffen, sondern das käme auch in Wirtschaft und Politik vor.

Berger führt das auch regelmäßig vor, denn andauernd gibt es neue Wahlgänge, dazwischen verhandeln die einzelnen Kardinäle miteinander, wen sie denn wählen sollten und mit wem man Koalitionen schließen könnte. Zentrum des Films ist dabei der Dekan Kardinal Lawrence, brillant gespielt von Ralph Fiennes, der sich zu den liberalen Kardinälen zählt und auch mit ihnen zusammenarbeitet, der aber versucht, sich aus den Intrigen heraus zu halten und der sich zuerst eigentlich nicht als Kandidat für den nächsten Papst sieht.

Konklave3Doch er stößt immer wieder auf Ungereimtheiten, sei es im Zusammenhang mit dem nigerianische Kardinal Adeyemi oder mit dem kanadischen Kardinal Tremblay, der es kategorisch ablehnt, bei seiner letzten Besprechung mit dem verstorbenen Papst über eine mögliche Absetzung gesprochen zu haben.

Neben Ralph Fiennes als Kardinal Lawrence, der es immer wieder schafft, mit einem angedeuteten Lächeln viele Regungen erkennen zu lassen, wie Trauer, Mitleid, Reue oder Selbstzweifel, überzeugt vor allem Stanley Tucci als sein strategisch denkender Freund und Kardinals-Kollege Aldo Bellini, der sehr viel deutlicher sieht, dass es bei der Ernennung des nächsten Papstes um einen Kampf zwischen erzkonservativen und liberalen kirchlichen Kräften geht, denn es geht um Macht und Einfluss, die teilweise mit höchst fragwürdigen Mitteln geführt werden. Dabei wird sofort deutlich, wo ein Kardinal Bellini und wo sein Gegenpart der vonSergio Castellitto gespielte Kardinal Tedesco stehen, der sofort die tridentinische, auf Latein gehaltene Messe wieder einführen will und der glaubt, dass die katholische Kirche außerdem in einem Religionskrieg mit dem Islam steht.

Dazwischen steht der sehr gut von John Lithgow gespielte geltungssüchtige und intrigante Kardinal Tremblay, dessen Ziele nie ganz klar werden, und der nigerianische Kardinal Adeyemi. Klar ist nur bei Beiden, dass sie ganz sicher keine Erneuerung ihrer Kirche wollen. Und da ist noch der etwas seltsame Kardinal Benitez, der von einer ″Kirche der Armen″ spricht und der auch immer die Frauen in seiner Rede betont.

In einem solchen Film haben – wie in diesen Regionen der katholischen Kirche zu erwarten – die Frauen keine größeren Aufgaben als das Essen zu kochen und die Zimmer der Kardinäle sauber zu halten, so dass von den Nonnen, die für diese Aufgabe ausgewählt wurden, nur Isabella Rossellini als Schwester Agnes einige sehenswerte Auftritte als Frau zwischen Gehorsam und Selbstbewusstsein hat, bei denen aber deutlich wird, dass sie sehr viel mehr sieht und weiß als die Männerriege von ihr erwarten.

Insgesamt ist ″Konklave″ ein spannender Film, bei dem es vor Allem um Machtkämpfe und Intrigen am Beispiel der Papstwahl in der katholischen Kirche geht. Es geht nach Aussage des Regisseurs nicht um Religion, das Drama spiele nur im ältesten Patriarchat der Welt.

Konklave4Da es weniger um Glaubens- und auch nur wenig um kirchenpolitische Fragen, sondern vor allem um Gier und Machthunger, Kleinlichkeit und Konkurrenz geht, werden zwar Themen wie in welcher Sprache die Messen gelesen werden oder auch der Umgang mit der Homosexualität angesprochen, viele Themen, die den ″normalen″ Katholiken interessieren könnten, bleiben aber außen vor, wie z.B. der sexuelle Missbrauch durch Priester und das Verschweigen der Taten durch ihre vorgesetzten Kardinäle, wie die Abschaffung des Zölibats oder auch die Wiederverheiratung von Geschiedenen. Trotz dieser Einschränkung sollte man sich den spannenden und bildgewaltigen Film, in dem es vor Allem um zutiefst menschliche Abgründe geht, unbedingt im Kino ansehen.

Foto 1: Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) wird nach dem unerwarteten Tod des Papstes mit der Leitung des Konklaves beauftragt © Focus Features / LEONINE Studios
Foto 3: Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto) (2.v.l.) hat große Ambitionen © Focus Features / LEONINE Studios
Foto 3: Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) und Kardinal Bellini (Stanley Tucci) begrüßen sich © Focus Features / LEONINE Studios
Foto 4: Monsignor O'Malley (Brían F. O'Byrne) (l.) und Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes) © Focus Features / LEONINE Studios

Info:
Konklave (USA, Großbritannien 2024)
Originaltitel: Conclave
Genre: Drama, Politthriller
Filmlänge: ca. 120 Min.
Regie: Edward Berger
Drehbuch: Peter Straughan nach dem Roman Conclave (2016) von Robert Harris
Darsteller: Ralph Fiennes, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini, Carlos Diehz, Brían F. O'Byrne, Lucian Msamati, Sergio Castellitto, Jacek Koman, Merab Ninidze, Joseph Mydell, Loris Loddi, Thomas Loibl, Bruno Novelli, Balkissa Souley Maiga u.a.
Verleih: LEONINE Studios
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 21.11.2022