Titel zum Film30. VERSO SUD. Italienisches Kino in Frankfurt: Freitag, 22. November, bis Mittwoch, 4. Dezember im Kino des DFF, Teil 4

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – 30. VERSO SUD. Italienisches Kino in Frankfurt: Freitag, 22. November, bis Mittwoch, 4. Dezember im Kino des DFF, Teil 3 Claudia Schulmerich Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das hätte vor 30 Jahren kaum einer gedacht, daß aus VERSO SUD ein solch kontinuierliches und qualitativ hochwertiges Filmfestival entstehen wird. Damals war übrigens der italienische Film in aller Munde, es liefen in den deutschen Kinos noch nicht neben deutschen fast ausschließlich US-amerikanische Filme, sondern gerade Italien hatte auch hierzulande Publikumserfolge wie : 'DAS LEBEN IST SCHÖN von Roberto Benigni, EINE REINE FORMALITÄT von Giuseppe Tornatore, DAS STENDHAL SYNDROM von Dario Argento, DIE EWIGKEIT UND EIN TAG von Theodoros Angelopoulos, TEE MIT MUSSOLINI von Franco Zeffirelli, GOMORRHA von Matteo Garrone, IL DIVO von Paolo Sorrentino und vor allem BROT UND TULPEN von Silvio Soldini.



Heute kann man froh sein, wenn man hin und wieder einen italienischen Film - die nämlich nichts von ihrer Qualität eingebüßt haben - auf der großen Leinwand sehen kann. Auch die italienischen Stars von gestern, u.a. Anna Magnani, Giulietta Masina, Gina Lollobrigida, Sophia Loren, Claudia Cardinale, Vittorio De Sica, Vittorio Gassman, Marcello Mastroianni, kannte auch hierzulande jeder. Und heute? Sagen wir so, VERSO SUD ist heute noch viel notwendiger als damals. Wie damals bringt das Festival aber nicht nur deutsche Zuschauer in italienische Filme, sondern es ist nebenbei auch ein Zusammentreffen der italienischen „Diaspora“im Rhein-Main-Gebiet, also heutzutage der italienstämmigen Einwohner. Und das ist schön, das mitzuerleben, wie sich einmal im Jahr Leute treffen, die eine gemeinsame Herkunft und Vergangenheit haben.

VERSO SUD hat sich durchaus gewandelt und über die Jahre eine bewährte Struktur erhalten. Das bedeutet, daß die eigentliche Zielsetzung, das gegenwärtige italienische Kino in Deutschland bekannter zu machen, beibehalten wurde, daß sich aber als ein Höhepunkt des Festivals auch die jährlich wechselnde Hommage auf einen Künstler im Bereich des Films herausstellte, die zudem so umfangreich ist, daß sie den zeitlichen Rahmen des Festivals sprengt und diese Filme, meist zweimal bis Ende Dezember im Kino des DFF zu sehen sind. In der Regel waren es die Regisseure, Drehbuchautor oder Kameramann der neuen Filme, die hier mit ihren vorherigen Filmen vorgestellt wurden. Das paßte gut, denn so war die persönliche Anwesenheit in Frankfurt gleich doppelt: am Freitagabend mit zwei Vorstellungen die Eröffnung und Hommage mit Filmgespräch der neue Film mit Filmgespräch.

Spätestens seit dem vorletzten Jahr, als Federico Fellini (1920-1993) im Mittelpunkt stand, sind die Filmvorführungen der Hommage eine echte Gelegenheit, Werk und Person sehr genau kennenzulernen. Im Ernst, für Filmenthusiasten, ja noch für Filmfreunde lohnt es sich, während VERSO SUD aus dem Bundesgebiet hierherzukommen. Und als im letzten Jahr die Tochter von Claudia Cardinale (1938) einen speziellen Film über ihre Mutter vorstellte, die einfach keine Lust mehr hat, herumzureisen und sich die Lobsprüche über gestern anzuhören, da fühlte man sich beim Verfolgen der vielen Cardinalefilme wie in einer Zeitmaschine. Denn Filme und darüber wird viel zu wenig gesprochen, sind ja Kinder ihrer Zeit, und somit sind solche geballten Ladungen wie eine hohe Anzahl von Filmen mit derselben Person, aber über Jahre gestreckt, wie ein strukturiertes Eintauchen in die Vergangenheit: echte erlebte Kulturgeschichte.
Dazu kamen die wunderbaren Vorfilme, nämlich das Leben und die Bedeutung der ausgewählten Person mit Kommentaren zusammengeschnitten, die für sich kleine filmische Kunstwerke sind. Der Verso-Sud-Fellini war hinreißend und auch der über Claudia Cardinale gefiel. Nur was ist dieses Jahr? Ausgerechnet beim so fotogenen Mastroianni gab es keinen Film?! Wir konnten noch nicht nachfragen, warum. Auf jeden Fall vermißten wir diesen Vorspann, der im übrigen vor jeder VERSO SUD Vorstellung gezeigt wurde, so daß der Aufwand sich lohnt.

Diesmal also Marcello Mastroianni (1924-1996)! Es gibt wenige Schauspieler, bei denen sich das Publikum so einig war, wie bei diesem Italiener, einig nämlich, daß er ein besonders schöner Mann war, der zudem den südländischen Machismo unterlief und sich in seinen Rollen meist als sensiblerer Mann darstellte als damals üblich. Eine Hommage auf einen solchen Weltstar verspricht eben auch eine ganze Reihe hochwertiger Filme, weil er mit den Meistern seiner Zeit gedreht hatte. Darauf kommen wir noch zurück, denn auch wir lassen uns eine solche Gelegenheit nicht entgehen.

Da paßt es gut, daß es einen brandneuen Dokumentarfilm über ihn gibt, CIAO MARCELLO - MASTROIANNI L'ANTDIVO von Fabrizio Corallo, der im Oktober in Rom seine Weltpremiere feierte. Fabrizio Corallo war nach Frankfurt gekommen und ihm und seinem Film galt der erste Abend von VERSO SUD.


Fortsetzung folgt

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Erleben Sie Marcello Mastroianni in LA DOLCE VITA, einem der größten Klassiker aller Zeiten (Hinweis: am Sonntag um 11:30 Uhr mit englischen Untertiteln, in den weiteren Vorführungen mit deutschen Untertiteln), versäumen Sie ihn nicht an der Seite von Claudia Cardinale in IL BELL'ANTONIO am Dienstag um 18 Uhr, mit Stefania Sandrelli am Mittwoch um 18 Uhr in DIVORZIO ALL'ITALIANA und im Venedig-Preisträger CRONACA FAMILIARE am Donnerstag um 18 Uhr.

 

Lassen Sie sich bei den aktuellen Filmen von LA BELLA ESTATE (Der schöne Sommer) nach Cesare Pavese heute um 16 Uhr und am Dienstag um 20:30 Uhr in die Turiner Künstlerszene der späten 1930er entführen, feiern Sie mit GLORIA! am Sonntag um 21 Uhr die Entfesselung weiblicher Kreativität und Entstehung der modernen romantischen Popmusik, erleben Sie mit STRANIZZA D'AMURI (Fireworks) am Montag um 18 Uhr und Mittwoch um 20:30 Uhr einen von der Kritik hochgelobten, mehrfach prämierten, mitreißenden Film über Homophobie im Sizilien der 1980er Jahre.

 

Hier finden Sie alle Vorführungen des Festivals und können sich direkt Online-Tickets sichern: https://www.dff.film/kino/kinoprogramm/filmreihen-specials-november-2024/verso-sud-30-festival-des-italienischen-films/

 

Ausführliche Informationen zu allen Filmen finden Sie im Festivalkatalog, der gedruckt im DFF ausliegt und online als PDF hier eingesehen werden kann:

https://www.dff.film/wp-content/uploads/2024/11/RZ_DFF_VersoSud30_programmheft-2024_Web.pdf