Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 28. November 2024, Teil
Enkelejd Lluca
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – DAS MEER IST DER HIMMEL ist für mich ein zutiefst persönliches Werk, das universelle Themen wie Zugehörigkeit, Familie und Migration in den Mittelpunkt stellt. Obwohl gerade die Themen Migration und Flucht hochaktuell sind, wollte ich sie in meinem Film nur subtil ansprechen. Mir war die eigene Interpretation der Zuschauenden am Ende des Films sehr wichtig. Die Aktualität sollte durch die Figuren und das Land Albanien spürbar werden. Mich hat besonders interessiert, zu erforschen, wie sich Menschen durch Migration und das Fehlen familiärer Zugehörigkeit isoliert und innerlich zerrissen fühlen. Was passiert mit einem Menschen, der sich von diesen unbewussten Gefühlen treiben lässt und nur noch vor sich hinlebt?
Warum entfernen wir uns von unseren Familien, ohne es zu merken? Vergessen wir zu schnell? Oder sind es tiefere Gründe, die uns dazu bringen? In diesem Film versuche ich, diesen inneren Konflikt zu ergründen. Durch Leon, den Protagonisten, möchte ich zeigen, was es bedeutet, eine Familie zu haben – und keine Familie zu haben. Es geht darum, Handlungen für andere zu vollbringen, ohne dabei den eigenen Vorteil im Blick zu haben.
An Marians‘ Beispiel erfahren wir, welche Kraft Nächstenliebe und Empathie entfalten können. Leon nimmt uns mit auf eine Reise durch Albanien, eine Welt voller Tradition, die am Rande der Moderne steht. Ich wollte Albanien aus der Sicht eines Menschen zeigen, der nach vielen Jahren zum ersten Mal in sein Geburtsland zurückkehrt und sich gleichzeitig als Fremder fühlt. Der Ausgangspunkt in Frankfurt, einer Stadt, die nicht nur Leons, sondern auch meine Heimat ist, verleiht der Geschichte eine zusätzliche Dimension.
Die Entwicklung dieser Geschichte nahm ihren Lauf, als mein Großvater verstarb. Einen Tag bevor er uns aus Albanien in Deutschland besuchen wollte, hatte er einen tödlichen Herzinfarkt. Was mich damals besonders schmerzte – er starb allein. Ich hatte ihn über zehn Jahre nicht gesehen, meine Wurzeln verdrängt und vergessen. Meinen Großvater vergessen, der mich im Kindesalter bevor ich nach Deutschland emigrierte, mit aufgezogen hatte. Ähnlich wie mein Protagonist hatte ich mein Geburtsland von mir weggeschoben. Aus Scham? Damals war Albanien noch nicht so beliebtes Reiseziel wie heute und nur bekannt durch böse Typen aus Filmen. Schlicht aus Desinteresse? Aus verdrängten kulturellen Konfrontationen? Ich wusste es selbst nicht genau und hatte das dringende Bedürfnis, dies herauszufinden. Nach seinem Tod kehrte ich nach Albanien zurück. Das Land hatte sich verändert.
Foto:
©Verleih
Info:
Besetzung
Blerim Destani, Ariana Gansuh, Gezim Rudi, Ndricim Xhepa, Edon Rizvanolli, Tristan Halilaj, Amos Zaharia, Ilirda Bejleri, Linda Jarani Akil Birce, u. a.
Stab
Buch und Regie Enkelejd Lluca
Abdruck aus dem Presseheft