Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Dezember 2024, Teil 2
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Als gerade ein Sturm und ein Gewitter aufzieht während Nala (Beyoncé Knowles-Carter) sich mit Löwenkönig Simba (Donald Glover) sich zurückzieht, um ihren Nachwuchs auf die Welt zu bringen, sollen Erdmännchen Timon (Billy Eichner) und Warzenschwein Pumbaa (Seth Rogen) sich um deren erste Tochter Kiara (Blue Ivy Carter) kümmern. Die drei retten sich in eine Höhle. Zu ihnen gesellt sich bald der Mandrill Rafiki (John Kani).
Um Kiara, die sich bei dem Sturm fürchtet, zu beruhigen, beginnt Rafiki, der schon seit langer Zeit die Geschichten des Landes sammelt und sie an spätere Generationen weiter geben will, die Geschichte von Kiaras Großvater Mufasa zu erzählen, der ohne einen Tropfen adliges Blut zum weisen und mutigen König wurde.
Der jungen Mufasa (Braelyn Rankins) ist Teil eines kleinen, aber liebevollen Rudels zu dem auch seine Eltern Afia (Anika Noni Rose) und Masego (Keith David) gehören. Als plötzlich nach langer Dürre ein Starkregen einsetzt, fällt er in einen reißenden Fluss und wird so von seiner Familie getrennt und weit mitgerissen.
Kurz bevor er von ihn verfolgenden Alligatoren gefressen wird, rettet ihn der etwas gleichaltrige Löwenjunge Taka (Theo Somolu) aus den Fluten und nimmt ihn mit zu seinen Eltern Eshe (Thandiwe Newton) und Obasi (Lennie James). Obasi will den jungen Freund seines Sohnes nicht um sich haben, vor allem weil er Angst davor hat, dass er als Fremder nicht adlig genug ist, deshalb wird Mufasa zu den Weibchen verbannt und lernt dort unter Eshes Aufsicht zu wittern, zu jagen und Fährten zu lesen.
Doch als Mufasa (jetzt Aaron Pierre) und Taka (jetzt: Kelvin Harrison Jr.) halb erwachsene Männchen sind, stoßen Eshe und Mufasa bei einem ihrer Streifzüge auf zwei ungewöhnlich große Löwen mit seltsam bleichem Fell. Als das gefährliche grauen Rudel unter ihrem Anführer Kiros (Mads Mikkelsen) wenig später das Rudel von Takas Eltern angreifen, müssen die beiden jungen Löwen fliehen. Eshe bittet sie, zusammen den Weg in das geheimnisvolle geweihte Land zu finden – wie schon Mufasas Eltern vorher.
Doch Kiros Rudel lässt nicht locker und verfolgt die beiden jungen Löwen. Die aber treffen während ihrer Flucht zuerst auf einen jungen Mandrill namens Rafiki (jung: Kagiso Lediga), der bei einer Gruppe Paviane aufgewachsen und später noch auf eine einsame junge Löwin namens Sarabi (Tiffany Boone), die mit dem Rotschnabeltoko Zazu (Preston Nyman) als fliegendem Begleiter und Spion unterwegs ist.
Während sie weiter versuchen, das gelobte Land zu finden und vor Kiros Löwenrudel zu fliehen, wird ihr Zusammenhalt ganz langsam auf eine harte Probe gestellt, denn sie müssen neben der Bedrohung durch die sie verfolgenden Löwen, sich auch ihren eigenen Interessen stellen. Es wird sich zeigen, dass es für ihre eigene Rettung und die des geheimnisvollen geweihten Landes hinter den Bergen mehr als nur Mut und Herz braucht…
"Mufasa: Der König der Löwen", der jetzt genau 30 Jahre nach ″Der König der Löwen″ in die Kinos kommt, ist der fünfte Film des König-der-Löwen-Franchises, das mit ″Der König der Löwen″ dem Zeichentrickfilm von Roger Allers und Rob Minkoff von 1994 begann. Die Story wurde mit zwei weiteren Animationsfilmen ″Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich″ (1998) von Darrell Rooney und Rob LaDuca sowie ″Der König der Löwen 3 – Hakuna Matata″ (2004) von Bradley Raymond fortgesetzt. Die Story des ersten Films wurde dann im computeranimierten Life-Action Kinofilm ″Der König der Löwen″ (2019) von Jon Favreau wiederholt. Außerdem gab es bereits 1997 ″Der König der Löwen″ als Broadway-Musical, zu dem von Elton John und Tim Rice die Musik vom ersten Film übernommen wurde.
Jetzt wird fünf Jahre nach Jon Favreaus fotorealistischem Film nicht versucht die Story um Simba fortzuführen, sondern es wurde einen Schritt zurück gegangen und erzählt, wie Mufasa ohne adliges Blut trotzdem zum Herrscher des geweihten Landes und Scar zum Bösewicht der Originalerzählung werden konnten.
Regisseur ist in dem hier besprochenen Film ist Barry Jenkins, der 2017 für die Adaption des Drehbuchs zu seinem Film ″Moonlight″ einen Oscar erhielt, nach einem Drehbuch von Jeff Nathanson, der sich natürlich auf die Charaktere der Vorgängerfilme bezieht. Kameramann ist James Laxton, der Score stammt dieses Mal von Dave Metzger, während für die Songs der Schauspieler und Komponist Lin-Manuel Miranda verantwortlich zeichnet. Sowohl der Score als auch die Songs sind leider nicht so eingänglich wie die Lieder von Elton John im Zeichentrick-Klassiker, doch einige davon haben auch schon Ohrwurm-Charakter.
Im Vorgängerfilm wurde von Kritikern vor allem die Mimik der Tiere bemängelt. Jetzt 5 Jahre später ist das fotorealistische CGI sehr viel weiter, so dass – zumindest in der englischen Originalfassung – die Tiere lippensynchron sprechen und auch ihre Mimik hervorragend umgesetzt ist. Zusätzlich haben Regisseur Barry Jenkins und Kameramann James Laxton immer wieder unerwartete Einstellungen gefunden, die den Film zu einem tollen Road-Movie werden lassen.
Barry Jenkins und Jeff Nathanson lassen die eigentliche Geschichte um Mufasa und Taka von dem Mandrill Rafiki in einer Rahmenhandlung erzählen, vermutlich vor allem damit auch Timon und Pumbaa, die eigentlichen Lieblinge der gesamtem Serie wieder auftreten können und für die humoristischen Szenen zuständig sind. Die beiden unterbrechen in der Rahmenhandlung immer wieder Rafikis Erzählung mit witzigen und auch bissigen Kommentaren, damit nicht nur für Kiara, sondern auch für die zuschauenden Kinder, die Story nicht zu erschreckend wird. Damit stehlen die beiden vor allem zu Beginn der eigentlichen Handlung ein wenig die Show, allerdings singen sie dieses Mal nicht Hakuna Matata.
Die Hauptstory, die sich mit Mufasas Verbindung zu Taka und dem Aufstieg vom verwaisten einfachen Löwenjungen durch viele Gefahren und Verluste zum König der Löwen beschäftigt, ist spannend erzählt und jeder, der die früheren Filme kennt, wartet darauf, wann aus Taka mit Scar einer der besten Disney-Bösewichte wird, und wie er zu seinem Namen und seiner Verwundung gekommen ist. Allerdings wird Taka erst recht spät im Film von Mufasas bestem Freund und Adoptivbruder zu seinem erbitterten Gegner und der Grund ist dann eigentlich recht banal, liegt allerdings auch in Scars Erziehung durch seinen Vater begründet.
Dabei lassen die Macher des Films in einer frühen Einstellung den jungen Taka den kleinen Mufasa aus dem Wasser vor den ankommenden Krokodilen in einer Einstellung retten, die später noch einmal in ähnlicher Weise verwendet wird und die dann genau der Szene entspricht, wenn Scar seinen Bruder in ″Der König der Löwen″ von dem Felsen in den Tod stürzen lässt.
Der Hauptbösewicht ist in diesem Film noch nicht Scar, sondern der im Original ganz hervorragend von Mads Mikkelsen gesprochene Kiros. Der auch deshalb über Obasis Rudel siegen kann, weil der an seiner machohaften und fremdenkritischen Einstellung als pennendes Männchen scheitert, der die Weibchen die ganze Arbeit verrichten lässt. Kiros wiederum verfolgt mit seinem immer kleiner werdenden Rudel Mufasa und seine kleine Truppe bis zum bitteren Ende und scheitert letztendlich daran, dass Mufasa bessere Verbindungen zu den anderen Tieren des Tals ausbilden kann.
Wie in einem typischen Disney-Film üblich setzt die Handlung von ″Mufasa: Der König der Löwen″ auf die beliebte Mischung aus emotionaler und archetypischer Heldengeschichte eines Underdogs. Natürlich dürfen mit Timor, Pumbaa und in Ansätzen auch Zazu die lustigen Nebencharaktere nicht fehlen, aber sie treten deutlich weniger auf, als in anderen Filmen des Mäuse-Imperiums. Da wir in einem Disney-Film für Kinder sind, gibt es zwar auch einige Kämpfe und Tiere kommen zu Tode, aber das wird nie gezeigt. Auch Takas Narbe ist zwar sichtbar aber blutet nicht.
Insgesamt ist das Prequel zur Life-Action Version vom ″König der Löwen″ ein atemberaubend-spektakuläres und berührendes Leinwand-Abenteuer,das zeigt wieSimbas Vater Mufasa zum König der Löwen geworden ist. Es ist ein überraschend gelungenes Familiendrama, das auf jeden Fall eine spannende Story erzählt hat, die es wert war, dass Rafiki sie bewahrt und an Mufasas Nachkommen weitergegeben hat. Es lohnt auf jeden Fall sowohl für Kenner des Originals als auch für Neulinge, sich die unglaublich lebensechten Bilder und die gelungene Story des Prequels im Kino anzusehen.
Mit ″Der König der Löwen 2 – Simbas Königreich″ gab es bekanntlich 1998 eine animierte Fortsetzung zum ersten Film. Es besteht also die Möglichkeit, dass nach dem Prequel über Mufasa auch Kiaras Story weiter erzählt wird.
Zusatz 1: Dankenswerter weise gedenkt der Film in seinem Vorspann an den am 9. September 2024 verstorbenen James Earl Jones, der sowohl im Zeichentrickfilm von 1994 als auch im computeranimierten Kinofilm von 2019 die Figur des Mufasa gesprochen hat.
Zusatz 2: Da auch in diesem Film gesungen wurde ist hier der Soundtrack mit den Originalsongs zu ″Mufasa: Der König der Löwen″, von Lin-Manuel Miranda mit einem zusätzlichen Song von Lebo M. Die CD ist bereits im Handel.
Die CD enthält 7 Songs. Hier ist die Track-List:
Ngomso (Lebo M)
Milele (Anika Noni Rose und Keith David)
I Always Wanted A Brother (Braelyn Rankins, Theo Somulo, Aaron Pierre und Kelvin Harrison, Jr.)
Bye Bye (Mads Mikkelsen, Joanna Jones und Folake Olowofoyeku)
We Go Together (Aaron Pierre, Kelvin Harrison Jr., Tiffany Boone, Preston Nyman und Kagiso Lediga)
Tell Me Its You (Aaron Pierre und Tiffany Boone)
Brother Betrayed (Kelvin Harrison Jr.)
Foto 1: Rafiki (John Kani) und der erwachsene Mufasa (Aaron Pierre) © 2024 Disney Enterprises Inc.
Foto 2: Der junge Mufasa (Braelyn Rankins) © 2024 Disney Enterprises Inc.
Foto 3: Pumbaa (Seth Rogen) und Timon (Billy Eichner) © 2024 Disney Enterprises Inc.
Foto 4: Kiros (Mads Mikkelson) © 2024 Disney Enterprises Inc.
Foto 5: Cover der Musik-CD © 2024 Disney Enterprises Inc.
Info:
Mufasa: Der König der Löwen (USA 2024)
Originaltitel: Mufasa: The Lion King
Genre: Abenteuer, Animation, Familie, Musik, Prequel
Filmlänge: ca. 118 Min.
Regie: Barry Jenkins
Drehbuch: Jeff Nathanson,
Originalsprecher: Aaron Pierre, John Kani, Seth Rogen, Billy Eichner, Donald Glover, Mads Mikkelsen, Blue Ivy Carter, Beyoncé Knowles-Carter, Braelyn Rankins, Preston Nyman, Anika Noni Rose, Keith David, Theo Somolu, Thandiwe Newton, Lennie James u.a.
Deutsche Sprecher: Wincent Weiss u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 19.12.2024