TV-Tages-Tipp zum zweiteiligen Filmklassiker am Sonntag, 29. Dezember 2024, nachmittags beim SWR
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Im Februar 1815 segelt der 20jährige Edmond Dantès (Jean Marais), der seit wenigen Tagen der neue Kapitän der ″Pharao″ ist, mit einem Segelschiff des Reeders Morel (André Brunot) zurück nach Marseille. Unterwegs will er noch den letzten Wunsch seines verstorbenen Vorgängers erfüllen und macht einen Abstecher auf die Insel Elba zu Napoléon.
In Marseille will er sich endlich mit Mercédès Herrera (Lia Amanda) verloben. Doch er wird von Gaspard Caderousse (Daniel Ivernel), seinem neidischen 2. Offizier, und von Fernand Mondego (Roger Pigaut), der Mercédès unbedingt selbst heiraten will, als bonapartistischer Agent denunziert.
Staatsanwalt Gérard de Villefort (Jacques Castelot) lässt Dantès daraufhin ohne Urteil lebenslänglich im berüchtigten Gefängnis Château d'If auf der Felseninsel vor Marseille einkerkern und ein Jahr später verkünden, dass Edmond gestorben sei. Erst danach willigt Mercédès in eine Heirat mit Mondego ein.
Dantès trifft nach einigen Jahren in Einzelhaft auf seinen Mitgefangenen Abbé Faria (Gualtiero Tumiati), mit dem er zusammen während der nächsten Jahre die Flucht aus dem Gefängnis plant. Kurz vor seinem Tod verrät Abbé Faria Edmond sein Geheimnis um einen riesigen 200 Jahre alten römischen Schatz, den er selbst auf der unbewohnten Insel Monte Christo entdeckt hat.
Tatsächlich gelingt Dantès nach dem Tod des Abbés die Flucht von der Gefängnisinsel. Er wird von Piraten gerettet und findet kurz danach auch den Schatz, der ihm unermesslichen Reichtum bietet. Er schwört, ihn nur zu benutzen, um die drei Menschen zu vernichten, die ihn um seine Braut, sein Schiff und seine Freiheit gebracht haben.
Edmond Dantès kann mit Hilfe seines großen Reichtums als Erstes mit einem geschickten Plan Caderousse, der jetzt als Gastwirt arbeitet, ins Gefängnis bringen. Danach geht er als geheimnisvoller italienischer Graf von Monte Christo nach Paris, um die beiden anderen Männer zu vernichten und sich für 18 Jahre Kerkerhaft zu rächen.
Als Graf von Monte Christo verunsichert er durch sein Auftreten und mit seinem Reichtum die feine Pariser Gesellschaft. Als es ihm gelingt, bei Gérard de Villefort, der inzwischen königlicher Staatsanwalt geworden ist, skandalöse Machenschaften von einst aufzudecken, verfällt der Staatsanwalt dem Wahnsinn.
Auch in Fernand Mondegos Karriere hat Dantés üble Verbrechen entdeckt, denn er hat Haydée (Maria-Cristina Gando), die Tochter des türkischen Befehlshabers Ali Pascha, als Sklavin verkauft. Dantes spielt diese Information der Pariser Presse zu. Fernand Mondegos, der sich nun Graf de Morcerf nennt, wird daraufhin von Mercédès und seinem Sohn Albert (Jean-Pierre Mocky) verlassen und begeht Selbstmord. Doch seine große Liebe Mercédès, die den Grafen von Monte Christo sofort erkannt hat, kann er nicht zurück gewinnen…
Der Roman ″Der Graf von Monte Christo″ von Alexandre Dumas dem Älteren (1802 - 1870), der zuerst zwischen 1844 und 1846 als Fortsetzungsroman in der Zeitschrift Le Journal des débats erschienen ist, gilt heute als ein Klassiker der Weltliteratur. Dabei ist Liebe, Rache, Intrigen und Komplotte die spannende Essenz des Romans.
Neben literarischen Adaptionen, Theateraufführungen, Hörspielen und Comics gibt seit 1908 auch etwa 30 Verfilmungen des Romans. Die Filme halten sich teilweise eng an die Vorlage, aber einige haben sich beim Drehbuch auch große Freiheiten herausgenommen.
Am bekanntesten und ganz sicher auch einer der besten Verfilmungen ist das hier besprochene zweiteilige französisch, italienisch Drama von 1954 mit Jean Marais in der Hauptrolle und Robert Vernay als Regisseur nach dem Drehbuch von Georges Neveux und Robert Vernay.
Ganz sicher wurde der Hauptcharakter Edmond Dantès in diesem Film am eindringlichsten und am schönsten von Jean Marais (1913 - 1997) verkörpert, der über Jahrzehnte als Hauptdarsteller von Mantel-und-Degen-Filmen sowie durch seine die Verkörperung des Superverbrechers ″Fantomas″ zu den populärsten französischen Filmstars seiner Zeit gehörte. Natürlich kann man darüber diskutieren, ob Gérard Depardieu in der vierteiligen TV-Verfilmung von 1998 nicht ähnlich überzeugend war.
Für den Regisseur ist es übrigens bereits die 2. Verfilmung des Dumas-Klassikers. Wie schon in seiner ersten zweiteiligen Fassung von 1943 hält er sich auch in dieser Literaturverfilmung ganz nahe an die Vorlage. Da der Regisseur sicher nicht allzu viel kürzen wollte, besteht der Film im Original wieder aus den zwei Teilen ″Der Verrat″ mit ca. 95 Min. und ″Die Rache″ mit ca. 85 Min. Dennoch gelingt ihm das Kunststück, über die gesamte Dauer die Spannung aufrechtzuerhalten. Während der SWR den Film in zwei Teilen hintereinander zeigt, wird er beim RBB als ein Film gesendet.
Insgesamt ist der zweiteilige Klassiker von ″Der Graf von Monte Christo″ ganz sicher immer wieder ein sehenswerter Film, der zeigt wie sich aus Intrigen für einen Mann ein Drama entwickelt, das sich aber durch glückliche Umstände für diese Person auch zum Guten wenden kann. Dabei macht es Spaß, Jean Marais in einer seiner eindringlichsten und schönsten Rollen zu sehen. Auch wenn die TV-Fassung etwas in die Jahre gekommen ist und dadurch die Bilder manchmal ihre Farbe verloren haben, lohnt es, sich den Zweiteiler noch einmal oder auch zum ersten Mal im Fernsehen anzusehen.
Zusatz: Der Film ist ganz sicher auch eine gute Vorbereitung und eine Vergleichsmöglichkeit, denn am Do. 23.01.2025 kommt eine neue französisch, belgische Verfilmung des Stoffes in die deutschen Kinos. Regisseure des dreistündigen absolut sehenswerten Kinofilms sind Matthieu Delaporte und Alexandre de La Patellière. Die Hauptrolle des Edmond Dantès wird von Pierre Niney gespielt.
Foto 1: Edmond Dantès, der Graf von Monte Christo (Jean Marais) mit Mercédès de Moncerf (Lia Amanda) © SWR
Foto 2: Abbé Faria (Gualtiero Tumiati) und Edmond Dantès (Jean Marais) © MDR
Foto 3: Edmond Dantès (Jean Marais) mit Mercédès de Moncerf (Lia Amanda) © MDR
Info:
Der Graf von Monte Christo (Frankreich, Italien 1954)
Originaltitel: Le Comte de Monte-Cristo
Genre: Abenteuer, Romanverfilmung, Drama, Historie
Filmlänge: ca. 95 + 85 Min.
Regie: Robert Verney
Drehbuch: Georges Neveux und Robert Vernay
nach dem Roman "Der Graf von Monte Christo" (1844 – 1846) von Alexandre Dumas dem Älteren
Darsteller: Jean Marais, Lia Amanda, Roger Pigaut, Noël Roquevert, Jacques Castelot, Daniel Ivernel, André Brunot, Gualtiero Tumiati, Lucien Blondeau, Folco Lulli, Paolo Stoppa, Simone Paris, Maria-Christina Grado, Daniel Cauchy, Jean-Pierre Mocky, Janine Zorelli, Genica Athanasiou, Marcel Journet, Fernand Gilbert u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Der Graf von Monte Christo″ wird am So. 29.12.2024 um 12:50 Uhr (Teil 1) und 14:25 Uhr (Teil 2) beim SWR gezeigt und am Mo. 30.12.2024 um 01:35 Uhr und 03:10 Uhr wiederholt. RBB zeigt am Mi. 01.01.2025 ab 11:55 Uhr beide Teile zusammen und am Do. 02.01.2025 um 01:15 Uhr wiederholt. Der Film wurde bereits am Mi. 25.12. und Do. 26.12.2024 im Nachmittagsprogramm des MDR gezeigt, er ist auch noch bis zum 24.01.2025 in der ARD Mediathek abrufbar.