Better Man1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 2. Januar 2025, Teil 1

Margarete Ohly-Wüst

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der kleine Robert Peter Williams (Asmara Feik als Motion-Capture Körperdouble) wächst in den 1970er Jahren in der nordenglischen wirtschaftlich verarmten Stadt Stoke-on-Trent zusammen mit seinem Vater Peter (Steve Pemberton), seiner Mutter Janette (Kate Mulvany) und seiner Grossmutter Betty (Alison Steadman) in einem gemeinsamen Haushalt auf.


Da Robert nicht gut Fußball spielen kann und auch sonst etwas ungeschickt ist, wird er von den anderen Jungen der Gegend regelmäßig gehänselt. Er verehrt besonders seinen Vater, einen desillusionierten und frustrierten Streifenpolizisten, der von einer großen Karriere als Entertainer träumt und mit dem er regelmäßig Lieder von Frank Sinatra singt. Es ist allerdings seine Großmutter, die dem kleinen Jungen immer wieder hilft, seine Selbstzweifel zu überwinden.

Als Robert drei Jahre alt ist, verschwindet sein Vater plötzlich und zieht als Varietékünstler durch Großbritannien. Robert beschließt daraufhin, dass er nicht einfach nur wie sein Vater bei kleineren Events auftreten will, sondern er möchte im Musikbusiness so richtig durchstarten und berühmt werden, denn im Gegensatz zu seinem Vater hat er wohl Talent.

Kurz vor seinem Schulabschluss (den er leider nicht erreicht) werden in der Region Jungen für eine Boygroup gesucht. Robert bewirbt sich und wird mit 16 Jahren (jetzt Jonno Davies) von Musikmanager Nigel Martin-Smith (Damon Herriman) als jüngstes Mitglied neben Gary Barlow (19), Howard Donald (21), Jason Orange (19) und Mark Owen (18) in der neu gegründeten Boygroup ″Take That″ hauptsächlich als Breakdancer gecastet.

Better Man2Nach ersten Auftritten in kleinen Schwulen-Clubs und der Änderung der Zielgruppe hin zu jungen Mädchen führt der Weg der Gruppe geradewegs an die Spitze der Charts und hinein in gigantische Stadien. Mit den anderen vier Jungs feiert er zu Beginn der 1990er-Jahre riesige Erfolge. Robert, der sich jetzt Robbie Williams nennt, erobert mit der Band die Charts im Sturm und tritt bald in großen Fußballstadien auf. Doch er möchte nicht nur als Tänzer im Hintergrund stehen. Während Garry Barlow (Jake Simmance) für die Songs verantwortlich ist, werden seine von ihn geschriebenen Lieder regelmäßig von dem Manager abgelehnt, ohne dass er sie sich überhaupt angesehen hat.

Getrieben von Selbstzweifeln, Frustrationen und Depressionen greift der junge Mann immer häufiger zu Drogen, Alkohol und bedeutungslosem Sex. Als sein Verhalten vor dem jugendlichen Publikum nicht mehr verheimlicht werden kann, muss er 1995 ″Take That″ verlassen, die sich dann allerdings bereits 1996 auflösen.

Nach seinen Ausstieg und einer zerbrochenen Beziehung zu Nicole Appleton (Raechelle Banno) - einer Sängerin der britischen Girlgroup ″All Saints″ - realisiert Williams, dass er endlich den Mut und die Kraft aufbringen muss, sich seinen ganz persönlichen Dämonen und seinen Süchten zu stellen.

Seine erste Solo-Single - dem George Michael-Cover ″Freedom″ - beschreibt wunderbar seinen Traum, sich als Solokünstler frei zu entfalten. Sein Debütalbum ″Life Thru a Lens″ (1997) – mit den Hits ″Angels″ und ″Let Me Entertain You″, bei dem alle Kompositionen und Texte von Williams selbst stammen und die auch eine langjährige und unglaublich erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Komponisten Guy Chambers begründen, die Robbie Williams als eigenständigen Popstar etablierten…


Biografien von lebenden oder toten Musikern gab es in den letzten Jahren doch einige. Am bekanntesten waren sicher ″Bohemian Rhapsody″ (2018) über Freddie Mercury von Bryan Singer und Dexter Fletcher, ″Rocketman″ (2019) über Elton John von Dexter Fletcher oder ″Elvis″ (2022) von Baz Luhrmann. Jetzt gibt es also noch ein weiteres Biopic über Robbie Williams.

Better Man3Allerdings geht der australische Visual Effects-Spezialist und Regisseur Michael Gracey, der bereits in seinem gefeierten Regiedebüt ″The Greatest Showman″ (2017) Musicalelemente, Choreografien und visuelle Effekte miteinander verwoben hat, nach einem Drehbuch von ihm selbst zusammen mit Simon Gleeson und Oliver Coleganz ganz andere Wege.

Der Regisseur lässt Williams nur indirekt von dem Schauspieler Jonno Davies darstellen, denn Robbie Williams ist während des gesamten Films – egal ob in den Rückblicken in seine Kindheit, während seiner Zeit bei ″Take That″, beim großen Auftritt in der Royal Albert Hall oder im August 2003 im legendären Knebworth House in Hertfordshire vor 375.000 begeisterten Fans, immer nur als Affe zu sehen.

Der Regisseur hatte vermutlich die Idee, den Star als Schimpansen darzustellen, weil sich Robbie Williams laut eigenen Worten während seiner Karriere des Öfteren selbst wie ein singender und tanzender Affe in Menschenklamotte gesehen hat, der vor Publikum auf einer Bühne performen musste. Allerdings hat man als Zuschauer sich spätestens nach 15 Minuten mit dem verfremdeten Hauptdarsteller abgefunden.

Bei den visuellen Effekten hat man sich an Wētā FX, das in Neuseeland gegründete Unternehmen von Peter Jackson gewendet, die Robbies jugendlichen und erwachsenen Affen dann genauso mit Motion Caption dargestellt hat, wie Peter Jackson Gollum in den ″Herr der Ringe″ Filmen.

Während alle anderen Schauspieler real waren, wurde Robbie Williams zwar von dem britischen Schauspieler Jonno Davis (und bei Nahaufnahmen des Kopfes von Robbie Williams selbst) per Motion Caption gedoubelt, die emotionale Geschichte seines Lebens im Rampenlicht lässt der Regisseur Robbie erzählen. Natürlich singt er auch die immer passend zur Story eingestreuten Lieder selbst.

Better Man4Zu den Songs, die im Film zu hören sind, gehören u.a. ″She’s The One″, ″Angels″ und ″Let Me Entertain You″. Dabei wurden die Lieder von Robbie Williams neu eingesungen, damit sie – wie der Regisseur es ausgedrückt - zur Emotion des Augenblicks im Film genau passen. Der weitere Score wurde von Batu Sener komponiert.

Auch wenn Michael Gracey in dem semi-biografischen Film durch einige Musical Nummern und durch abgefahrene Kamerafahrten von Kameramann Erik A. Wilson zu zeigen versucht, dass die Lebensgeschichte des Stars völlig abgedreht ist, hat das Drama auch nachdenkenswerte Seiten. Denn der Film beschönigt nicht viel, mag allerdings manchmal auch etwas übertreiben. Er zeigt das Porträt eines Mannes, der auf seine exzentrische Art gehofft hat, dass der Ruhm ihm hilft, seinen Selbstzweifel (dass er weder musikalisch und menschlich gut genug ist) zu überwinden und der sich vom Ruhm vor allem erhoffte, dass ihn die Menschen lieben. Doch die Berühmtheit macht die bereits bestehenden Probleme einfach nur größer, daran ändert auch das viele Geld und die vielen Fans nichts. Deshalb hat sich der Junge aus Stoke-on-Trent immer wieder ziemlich affig benommen und Menschen auch von sich weggestoßen.

Neben allen Musicalnummern und Partyexzessen gibt es auch einige wunderbare ruhige Szenen, die dann besonders im Gedächtnis bleiben, wie eine tolle Sequenz, wenn der kleine Robert von seiner Großmutter die Haare gewaschen bekommt und sie ihm dabei immer wieder erklärt, dass er kein Loser, sondern etwas besonders sei.

Der am 22. November 2024 veröffentlichte Song ″Forbidden Road“ (Musik und Text: Robbie Williams, Freddy Wexler und Sacha Skarbek) wurde als bester Filmsong bei den Golden Globe Awards 2025 nominiert. Bei den 30. Critics' Choice Awards 2025 erhielten Luke Millar, David Clayton, Keith Herft und Peter Stubbs eine Nominierung für ″Best Visual Effects″.

Insgesamt ist ″Better Man – Die Robbie Williams Story″ ein inszenatorisch grandioser Film und ein sensationell unterhaltsames Filmmusical, bei dem trotz einer Länge von beinahe 140 Minuten keine Langeweile aufkommt. Es ist eine Biografie, die sehr offen aber auch satirisch zeigt, wie aus dem kleinen Jungen von Stoke-on-Trent ein Superstar und danach ein besserer Mensch wurde. Bei dem dann aber beim versöhnlichen Ende doch etwas zu dick aufgetragen wurde. Trotz dieser leisen Kritik, ist das Biopic nicht nur für Robbie Williams oder ″Take That″ Fans oder Musical Liebhaber unbedingt sehenswert.

Zusatz: Da die Songs ein wichtiger Bestandteil des Film sind, ist hier der Original Motion Picture Soundtrack, der am 17.01.2025 erscheint:
Better Man51. Feel (Robbie Williams, Carter J. Murphy, Steve Pemberton) 03:00 Min.
2.I Found Heaven ( Robbie Williams,Tom Bales, Adam Tucker) 03:02
3. Rock DJ (Robbie Williams) 04:01
4. Relight My Fire (Robbie Williams,Tom Bales, Adam Tucker) 02:36
5. Come Undone (Robbie Williams, Adam Tucker) 03:08
6. She's the One (Robbie Williams, Adam Tucker, Kayleigh McKnight) 04:18
7. Something Beautiful (Robbie Williams) 04:01
8. Land of 1000 Dances (Robbie Williams, Adam Tucker) 04:05
9. Angels (Robbie Williams, Adam Tucker) 05:29
10. Let Me Entertain You (Robbie Williams, Adam Tucker) 03:38
11. Better Man (Robbie Williams, Adam Tucker) 04:20
12. My Way (Robbie Williams, Adam Tucker, Steve Pemberton) 07:04
13. Forbidden Road (Robbie Williams) 03:17

Foto 1: Jonno Davies als Robbie Williams © Paramount Pictures / Tobis Film
Foto 2: Jonno Davies als Robbie Williams und Damon Herriman als Nigel Martin-Smith © Paramount Pictures / Tobis Film
Foto 3: Jonno Davies als Robbie Williams und Raechelle Banno als Nicole Appleton © Paramount Pictures / Tobis Film
Foto 4: Robbie Williams © Paramount Pictures / Tobis Film
Foto 5: Cover der Musik-CD © Paramount Pictures / Tobis Film / Columbia

Info:
Better Man – Die Robbie Williams Story (Australien, USA 2024)
Originaltitel: Better Man
Genre: Biopic, Komödie, Musical
Filmlänge: ca. 136 Min.
Regie: Michael Gracey
Drehbuch: Michael Gracey, Simon Gleeson, Oliver Cole
Darsteller: Robbie Williams, Jonno Davies, Steve Pemberton, Damon Herriman, Raechelle Banno, Alison Steadman, Kate Mulvany, Frazer Hadfield, Tom Budge, Anthony Hayes u.a.
Verleih: Tobis Film
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 02.01.2025