Bridge Spies TV1TV-Tipp zu nächtlicher Stunde in der Nacht von Sonntag, 5. auf Montag 6. Januar 2025 bei SAT.1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - James Donovan (Tom Hanks) ist Wirtschaftsanwalt in einer großen New Yorker Anwaltskanzlei, dessen Chef Thomas Watters (Alan Alda) ist. 1957 nimmt die CIA den als Kunstmaler in den USA lebenden russischen Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) in New York fest und bittet Donovan ihn als Pflichtverteidiger vor Gericht zu verteidigen.


Donovan nimmt nur zögernd an, da das eigentlich nicht sein Metier ist. Er kümmert sind dann aber um seinen Klienten, denn er glaubt - wie er dem CIA-Agenten Hoffmann (Scott Shepherd) erklärt, dass die "United States Constitution" die Grundlagen des Staates seien und dass jeder das Recht auf ein faires Verfahren hätte.

Nach dem erwarteten Schuldspruch verhandelt er noch mit Richter Byers (Dakin Matthews) und erreicht, dass Abel nur zu einer langjährigen Haftstrafe und nicht zum Tode verurteilt wird, um ihn evtl. gegen US-Spione austauschen zu können. Donovans Familie wird deshalb von der Öffentlichkeit tyrannisiert.

Als der amerikanische U2-Pilot Francis Gary Powers (Austin Stowell) 1960 während eines Spionagefluges über der Sowjetunion abgeschossen, gefasst und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt wird, bittet die CIA Donovan inoffiziell nach Ost-Berlin zu fahren, um einen Austausch in die Wege zu leiten. Im Januar 1962 trifft er dabei auf Iwan Schischkin (Mikhail Gorevoy), den Koordinator der KGB-Spionage in Westeuropa, und auf den Ostberliner Anwalt Wolfgang Vogel (Sebastian Koch), da sich herausstellt, dass die DDR den jungen amerikanischen Studenten Frederic Pryor (Will Rogers) im August 1961 als angeblichen Spion verhaftet hatte.

Obwohl der CIA nur ein Interesse am Austausch Abel gegen Powers hat, gelingt es Donovan, Pryor in die Verhandlungen mit einzubeziehen. Er erreicht einen Austausch von Abel gegen Powell, der am 10. Februar 1962 auf der Glienicker Brücke zwischen Berlin Wannsee und Potsdam stattfindet. Um allerdings die Souveränität der DDR nicht zu verletzten, wird Pryor zur gleichen Zeit von Vogel am Checkpoint Charlie übergeben.

Erst jetzt erfahren Donovans Frau Mary (Amy Ryan) und seine Familie aus dem Fernsehen von der Arbeit ihres Mannes und Vaters…


Bridge Spies TV2"Bridge of Spies" ist die fünfte Zusammenarbeit von Steven Spielberg und Tom Hanks. Die Geschichte des Agentenaustauschs 1962 auf der Glienicker Brücke beruht auf Tatsachen und sollte auch heute noch zumindest in Deutschland bekannt sein. Das Drehbuch von Matt Charman, Ethan und Joel Coen hält sich sehr nahe an die Tatsachen. Es ist grandios und enthält genau die richtige Menge an Nervenkitzel, politischem Gehabe und gut getimten Humor. Allerdings musste das Drehbuch doch etwas vereinfacht werden, dabei wurden auch einige Personen weggelassen (z.B. die Eltern des Studenten Frederic Pryor) oder ihre Beteiligungen herunter gespielt (z.B. bei Wolfgang Vogel), um die ganze doch recht verwickelte Geschichte übersichtlicher zu gestalten.

Teile des Films wurde an Originalschauplätzen in Berlin und im Studio Babelsberg gedreht. Steven Spielberg umgeht die Unterschiede zwischen West- und Ost-Berlin zur Zeit des Mauerbaus, da er nur die heruntergekommenen Straßen des Ostteils zeigt. Dabei filmt er vor allem trostlose graue Gebäude im eiskalten Winter und vermittelt damit ein Gefühl der Depression und Unsicherheit. Thomas Newtons Filmmusik ist zurückhaltend aber eine starke Ergänzung zu den Ereignissen.

Tom Hanks spielt James Donovan (1916 – 1970) als zurückhaltenden aber versierten Anwalt, der hart für seine Klienten und deren Interessen kämpft. Dies macht die Szenen, in denen Donovan sich mit den russischen und ostdeutschen Unterhändlern trifft, besonders spannend.

Die Überraschung des Filmes ist aber Mark Rylance als Rudolf Abel (1903 - 1971). Er lässt den Zuschauer nie vollständig hinter seine Maske blicken. Schließlich ist der in England geborene Rudolf Abel ein erfolgreicher Spion, der trotz seines hervorragenden Benehmens nie seine Ausbildung vergisst. Mark Rylance, der seit vielen Jahren in England und Amerika als Theaterschauspieler und Theaterleiter bekannt ist, hat mit dieser Rolle seinen Durchbruch zum bekannten Filmschauspieler geschafft und wurde zu Recht 2016 mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Dieselbe Auszeichnungen erhielt er bei den British Academy Film Awards, sowie eine Golden-Globe-Nominierung.

Der Film selbst wurde neben vielen weiteren Auszeichnungen und Nominierungen auch für fünf weitere Oscars nominiert (u.a. als Bester Film und für das beste Originaldrehbuch) und acht weitere British Academy Film Awards (u.a. als bester Film, für die beste Regie und das beste Filmdrehbuch) konnte aber keinen der Preise gewinnen.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) hat den Spionagefilm mit dem Prädikat ″Besonders wertvoll″ ausgezeichnet, da er den Zuschauer durch den epischen Score von Thomas Newman und den atmosphärisch aufgeladenen Bildern des Kameramanns Janusz Kaminski bis zum letzten dramaturgischen Höhepunkt, dem Austausch der Agenten auf der Glienicker Brücke, durch seine Spannung. Ausstattung, Kostüm und Maske nicht nur in die Rolle eines bloßen Betrachters versetzt, sondern ihn Historie hautnah miterleben lässt. Es gelingt Steven Spielberg auf überzeugende Weise, sowohl den Zeitgeist des Kalten Krieges wie auch den Look jener Zeit spürbar zu machen.

Bridge Spies TV3Insgesamt ist "Bridge of Spies - Der Unterhändler" ein spannender, mitreißender und klug erzählter aber auch kritischer und verfassungs-patriotischer Agententhriller, der bis zur letzten Minute fesselt, der aber auch die Amerikaner nicht immer gut aussehen lässt (z.B. im Zusammenhang von ihrem Verhalten zu Frederic Pryor). Auch die Gefahr, dass in dem Film, der zur Zeiten des Kalten Krieges spielt, die damalige UdSSR und die DDR nur als Unrechtsstaaten dargestellt werden, wurde umgangen. Allerdings wurde sehr wohl auf den Mauerbau und das Erschießen von Flüchtlingen an der Grenze nach West-Berlin hingewiesen (und es auch gezeigt). Es lohnt deshalb, sich den Thriller noch einmal oder auch zum ersten Mal zu nächtlicher Stunde im Fernsehen anzusehen.

Foto 1: Als der russische Spion Rudolf Abel (Mark Rylance, l.) vom FBI in New York gefasst wird, soll er einen fairen Prozess bekommen. Deshalb wendet man sich an den Versicherungsanwalt James B. Donovan (Tom Hanks, r.), der großes Verhandlungsgeschick bei den Nürnberger Prozessen gezeigt hat © DreamWorks II Distribution Co., LLC and Twentieth Century Fox Film Corporation / SAT.
Foto 2: Das U-2-Spionage-Flugzeug des US-Piloten Francis Gary Powers wurde über der Sowjetunion abgeschossen. Im Auftrag der CIA reist James Donovan (Tom Hanks) nach Ost-Berlin, um mit den Sowjets über eine Freilassung zu verhandeln © DreamWorks II Distribution Co., LLC and Twentieth Century Fox Film Corporation / SAT.1
Foto 3: Anwalt James Donovan (Tom Hanks, M.) und seine Frau Mary (Amy Ryan, r.) müssen hautnah erleben, dass die Verteidigung eines russischen Agenten von vielen Amerikanern als Landesverrat angesehen wird. Kann Thomas Watters (Alan Alda, l.) die Öffentlichkeit zurückpfeifen? © DreamWorks II Distribution Co., LLC and Twentieth Century Fox Film Corporation / SAT.1

Info:
Bridge of Spies - Der Unterhändler (USA 2015)
Originaltitel: Bridge Of Spies
Genre: Drama, Thriller, Spionage, Historie
Filmlänge: ca. 140 Min.
Regie: Steven Spielberg
Drehbuch: Matt Charman, Ethan und Joel Coen
Darsteller: Tom Hanks, Mark Rylance, Scott Shepherd, Amy Ryan, Sebastian Koch, Alan Alda, Austin Stowell, Will Rogers, Peter McRobbie, Burghart Klaußner, Dakin Matthews, Billy Magnussen, Stephen Kunken u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Bridge of Spies - Der Unterhändler″ wird zu nächtlicher Stunde in der Nacht von Sonntag, 5. auf Montag 6. Januar 2025 um 01:40 Uhr bei SAT.1 gezeigt.