hereticcsSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 26. Dezember 2024, Teil 11

Redaktion

London (Weltexpresso) - Beck und Woods schrieben bereits einen frühen Entwurf von HERETIC ohne eine Produktionsfirma im Boot. Nachdem sie aber an der multi-dimensionalen Hauptfigur der Geschichte feststeckten, Mr. Reed, dessen Gehirn durchspült ist mit religiösen Theorien, Philosophien und der Bedeutung von Leben und Tod, legten sie das Drehbuch beiseite und schrieben an A QUIET PLACE. „Wir pausierten, weil wir das Gefühl hatten, noch mehr über Religion lernen zu müssen, um mit Reeds Wissen mithalten zu können“, sagt Woods. Als sie zurück zu dem Projekt kamen, hatten sie auch eigene religiöse Lebenserfahrungen ausgekundschaftet, die in das Skript fließen konnten – inklusive Woods Ehe zu einer Mormonin. Beide Filmemacher wuchsen mit Religion auf, aber erst als sie sich mit  Mormonenmissionaren unterhielten, fühlten sie sich selbstbewusst genug, um das Drehbuch zu beenden.

„Wir haben jede Menge Freunde verschiedenster Glaubensrichtungen, vom klassischen Christentum und Scientology bis hin zu Mormonen, denen wir ziemlich nahe kamen und die uns faszinierten“, sagt
Woods. „Es entstand die Idee über zwei Missionarinnen, die an die falsche Tür klopfen – und wie sich aus der Situation eine Diskussionsplattform über die Weltreligionen entwickeln könnte. Wie Religion ein
Kontrollsystem wurde, fanden wir ebenfalls sehr interessant.“

Das Kontrollsystem ist verankert in der Figur Mr. Reed, der zunächst den Eindruck eines netten älteren Herren vermittelt, der mit seinen jungen Besucherinnen ins Gespräch kommen möchte. Aber im weiteren Verlauf der Geschichte, als Reeds enzyklopädisches Wissen über das Thema den Missionarinnen mit voller Macht entgegenschlägt, erkennen sie, dass sie in etwas gefangen sind, dass größer ist als sie.
Nach dem Erfolg von A QUIET PLACE, der am Box Office fast 400 Millionen Dollar einnahm, fand die fertige Fassung von HERETIC ihren Weg zu Produzentin Stacey Sher, die es in gleicherweise  herausfordernd wie spektakulär fand.

„Was für mich hervorstach war, wie furchterregend und gleichzeitig akribisch recherchiert HERETIC war“, sagt Sher. „Die Figuren haben Tiefe, aber es ist auch humorvoll. Es ist ein Genrefilm, der Spannung und Horror verbindet und dazu auch provokativ ist. Es geht um etwas. Das Publikum macht eine Achterbahnfahrt, geht aber mit einem Gefühl eines wirklich tiefgründigen Inhalts aus dem Film.“


SCHWESTERNSCHAFT UND MAGISCHE UNTERWÄSCHE

HERETIC eröffnet mit einem anrüchigen Gespräch zwischen Schwester Barnes und Schwester Paxton, jungen Missionarinnen, die eine Pause machen vom Klinkenputzen und dem Bekehren einer Vorstadt
Colorados. Schwester Paxton (Chloe East) ist naiv und lernt gerade die Mysterien von Kondomen kennen, während es Barnes (Sophie Thatcher), die von den Straßen Philadelphias kommt, schwerer hat, immer noch die Wunden vom Tod ihres Vaters leckend, zusammen mit ihrer eigenen Nahtoderfahrung.

„Ihre Hauptverbindung besteht in ihrem Glauben an die Kirche, aber von ihrer Persönlichkeit könnten sie nicht weiter auseinander ein“, sagt Thatcher, die mit Beck und Woods bereits für BOOGEYMAN
zusammenarbeitet. „Paxton kommt von einer sehr strengen Familie in Utah, eines von acht Geschwistern, während Barnes, ein Einzelkind, das Leben außerhalb der Kirche kennengelernt hat. Während Barnes wissbegierig ist, ist Paxton mehr temperamentvoll und spontan.“ East ergänzt: „Die beiden wären wahrscheinlich noch nicht einmal Freunde, wenn sie in einer Klasse zusammensitzen würden – sie sind ein ungleiches Paar. Wenn du als Missionarin oder Missionar arbeitest, kannst du dir nicht aussuchen, mit wem du zusammenkommst. Beide, Paxton und Barnes, suchen die nächste Person, die sie bekehren können, und es stellt sich heraus, dass es Mr. Reed ist.“

Mit Paxton und Barnes wollte das Regie-Duo kluge und suchende Figuren entwickeln, nach dem Vorbild der Missionare, die sie trafen, als sie das Drehbuch schrieben. „Manchmal nahm man bei den  Missionaren, mit denen wir Zeit verbrachten, an der Oberfläche eine gewisse Naivität wahr, über die man leicht lachen kann“, sagt Woods. „Aber wir fanden sie auch superklug und cool und sogar ruchlos
in ihren Ansichten über Religion, Gesellschaft und Kultur. Wir arbeiteten das auch in unsere Figuren ein, denn was wir am meisten wollten, war, dass Mr. Reed sie unterschätzt.“ Ein Geschenk für die Produktion war, dass beide Schauspielerinnen mit der mormonischen Kirche aufwuchsen, und beide verließen den Weg, um Schauspielerinnen zu werden. „Barnes ist eine andere Version von mir, wenn ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte“, sagt Thatcher, die als rebellische Nathalie in dem Showtime-Hit „Yellowjackets“ erfolgreich wurde. „Ich verließ die mormonische Kirche als ich 13 Jahre alt war, weil ich mit der Schauspielerei sehr eingebunden war – es wurde für mich zu einem Ausweg.“

East kam frisch von ihrer Arbeit für das HBO-Dramas GENERA+ION und Steven Spielbergs DIE FABELMANS zu HERETIC. „Paxton ist mehr als man anhand der Oberfläche ihrer temperamentvollen, offenen Persönlichkeit denkt – sie ist jemand, von dem du denkst, er hätte nicht genug Tiefe, aber im Verlauf des Films, siehst du, dass sie viel klüger ist, als man auf den ersten Blick denkt“, sagt East. „Ich begann Schwester Paxton wirklich zu respektieren. Sie wuchs in dieser mormonischen Blase auf. Du denkst, sie hat keine Lebenserfahrung. Aber sie denkt tiefgreifend über Religion und vertraut ihrem eigenen Glauben. Sie ist wahrscheinlich die perfekte Missionarin, im Gegensatz zu Barnes, die aus anderen Gründe zu dieser Arbeit kam.“

Foto:
©Verleih
 
Info:

STABRegie & Drehbuch Scott Beck, Bryan Woods

 

CAST
Mr. Reed.        Hugh Grant
Schwester Barnes      Sophie Thatcher
Schwester Paxton      Chloe East
Elder Kennedy            Topher Grace
Prophetin                    Elle Young

Abdruck aus dem Presseheft