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75 Jahre Berlinale Teil 2

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) – Bereits die Anfänge des bereits seit 1950 geplanten und 1951 erstmalig realisierten Filmfestivals Berlinale waren kinoreif. Die Stadt lag mitten in der Sowjetischen Besatzungszone, die damaligen Alliierten hatten die fast völlig zerstörte Stadt unter sich aufgeteilt. Ostberlin wurde durch die Sowjets beherrscht, Westberlin war unter amerikanischer, britischer und französischer Verwaltung.



Gerade hatte sich der Westteil der Stadt von der unfassbaren Belagerung durch russische Truppen erholt, ein Jahr lang - von Mitte 1948 bis Mitte 1949 – waren die über zwei Millionen Westberliner eingekesselt und wurden ausschließlich von alliierten Fliegern – den so genannten „Rosinenbombern“ – im Dreiminutentakt über den kleinen Flugplatz Tempelhof versorgt. 

Eine heute kaum noch vorstellbare logistische Herausforderung!

Zwei Jahre nach der „Luftbrücke“ wurden also die Festspiele Berlinale gegründet, angeregt von (nicht nur) filmbegeisterten US-Offizieren. Das zunächst winzige Festival fand in einem großen Stadtteilkino statt und hatte natürlich von Anfang an auch eine politische Funktion: Es sollte „das Schaufenster der freien Welt“ inmitten der sowjetischen Bedrohung werden. Deshalb gab es auch sofort einen großen Zuschauerstrom aus dem kommunistischen Osten; die Bewohner Ostberlins erhielten verbilligte Eintrittskarten. Die Mauer wurde ja erst 1961 gebaut und reduzierte das Publikum danach zunächst erheblich. Das Debüt startete mit Alfred Hitchcocks „Rebecca“ und anderen US-amerikanischen Filmen. In den folgenden Jahren wechselten die Festival-Kinos, die Besucher und Besucherinnen waren die Jury und stimmten über die Gewinner der Bären ab, die es von Anfang an gab.

Der Zoo Palast war dann von1957 bis 1999 – vor dem Umzug zum Potsdamer Platz – der Hauptspielort der Berlinale und das wichtigste Premierenkino West-Berlins (Bild oben).

1954 0001aVon Beginn an war die Berlinale ein – zunächst im Sommer stattfindendes – Publikumsfestival und wurde durch zahlreiche Stars wie Sophia Loren, Gary Cooper, Errol Flynn oder Rita Hayworth mit mächtig viel Glamour aufgewertet. Deutsche Filme goutierte das Publikum in den ersten Jahren kaum. Das war kein Wunder, denn die aufgesplitterte westdeutsche Filmindustrie lag darnieder und produzierte lediglich belanglose Streifen. Im Osten wurden dagegen, erstaunlicherweise, auch anspruchsvollere Werke der DEFA gefördert und finanziert.

Das Festival berief ab 1956 eine internationale Jury von Fachleuten, bekam dadurch den gleichen Status wie die A-Festivals in Venedig und Cannes und legte sofort mächtig los. Claude Chabrol erhielt bereits 1959 als erster Regisseur den Goldenen Bären für einen Film der Nouvelle Vague.

Er, sowie François Truffaut, Jean-Luc Godard und Agnès Varda waren seit den 1960er-Jahren ständig auf dem Festival vertreten. Sie wurden die Wegbereiter für das britische New Cinema und das italienischen Cinema Nuovo, später dann auch für den Neuen Deutschen Film, etwa von Werner Herzog oder Rainer Werner Fassbinder.  Der Schwede Ingmar Bergmann erhielt hier seine einzige größere cineastische Auszeichnung. 

Zunehmend waren auch immer mehr Länder auf der Berlinale vertreten… 

Wird fortgesetzt

Fotos:
© Berlinale Archiv
Oben: Der Zoo-Palast
Mitte: Das Plakat der ersten Berlinale 1951
Unten: Sophia Loren, Yvonne de Carlo und Gina Lollobrigida waren alle auf dem Festival 1954 mit Filmen vertreten

Quellen:
Berlinale-Archiv (Online)
Peter Cowie: Die Berlinale, Berlin 2010
Wikipedia