Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. Februar 2025, Teil 7
Redaktion
Berlin (Weltexpresso) - Warum wollten Sie Maria Callas spielen?
Ich habe Pablo Larrain vor vielen Jahren kennengelernt und ihm gesagt, wie sehr ich ihn als Filmemacher achte und darauf hoffe, eines Tages mit ihm zusammenarbeiten zu können. Er wandte sich dann wegen MARIA an mich und nahm den Casting-Prozess sehr ernst, was ich sehr schätze. Er will wirklich sicherstellen, dass die Künstlerin oder der Künstler der Aufgabe gewachsen ist und sie versteht. Ich bin auch ein großer Fan der Arbeit von Autor Steven Knight. MARIA hat ein sehr ungewöhnliches Drehbuch mit einer ungewöhnlichen Konstruktion. Die Entscheidungen, die beide mit ihrer Erzählweise getroffen haben, sind sehr mutig, was viel darüber aussagt, wie fähig sie sind. Ich war froh, dass ich mit einem sehr ernsthaften Filmemacher zusammengearbeitet habe, der mir echte Arbeit abverlangt, viel von mir erwartet und mich herausfordert hat. Das ist nicht immer der Fall. Es war nicht nur eine Gelegenheit, die Geschichte von Maria Callas zu erzählen, eine Frau, die ich sehr interessant finde und die mir am Herzen liegt, sondern es ist wirklich wichtig, einen Regisseur zu haben, der mich auf eine Reise einlädt, der die Arbeit ernst nimmt und der auch streng zu einem ist. Ich mag es, dass er streng zu mir war! Er ist ein Traumregisseur und ich würde immer wieder mit ihm arbeiten wollen. Außerdem habe ich als Regisseurin viel gelernt, als ich ihm bei der Arbeit zusah.
Wie viel Vorbereitung mussten Sie für die Rolle aufbringen?
Nun, Pablo wollte von mir, dass ich sehr, sehr hart arbeite, und er wollte von mir, dass ich singe. Ich habe zunächst sechs oder sieben Monate lang Unterricht genommen, um wirklich singen zu können, Italienisch zu lernen, die Oper zu studieren und zu verstehen, mich völlig zu vertiefen, denn für MARIA gab es keinen anderen Weg. Das Lustige ist, dass man als Schauspieler, wenn man anfängt, gefragt wird: „Kannst du reiten? Kannst du diese oder jene Sprache sprechen?" Und als junger Schauspieler sagt man zu allem Ja.
Dann geht man nach Hause und denkt: „Oje, ich muss lernen, wie man singt!" Als Pablo fragte: „Kannst du singen?", dachte ich, „Klar, ein bisschen." Aber die eigentliche Wahrheit war, dass ich lernen musste, wie man Opern singt. Pablo sagte: „Du musst lernen, wie man Opern singt, denn wenn wir mit der Kamera nah an Deinem Gesicht dran sind, müssen wir erkennen, dass der Gesang ein Teil von ihr ist." Es ging um viel mehr als das, es ging darum, Maria Callas zu verstehen, um die Figur spielen zu können. Die Musik war ihr Leben. Die Beziehung zu ihrer Stimme und ihrem Körper, ihre Gabe zu singen, ihre Präsenz auf der Bühne und ihre Kommunikation mit dem Publikum, all das war ihr Leben und es war auch der Schlüssel zu ihr.
Wie war für Sie die Erfahrung, auf diese Weise singen zu lernen?
Um ganz offen zu sein: Es war die Therapie, von der ich nicht wusste, dass ich sie brauche. Ich hatte keine Ahnung, wie viel ich bislang zurückgehalten und nicht herausgelassen hatte. Die Herausforderung war also nicht die technische, sondern emotionale Erfahrung, meine Stimme zu finden, in meinem Körper zu sein, mich auszudrücken. Man muss jeden einzelnen Teil von sich selbst geben. Wenn Opernsänger Schmerz ausdrücken, geht es nicht um ein wenig Tiefe, sondern um die größtmögliche Tiefe. Es erfordert alles, was du hast. Es braucht deinen ganzen Körper und es erfordert, dass du emotional voll da bist, offen, so laut und mit großer Stimme, wie du nur kannst.
Hat sich Ihr Verhältnis zur Oper verändert?
Ich habe jetzt eine solche Liebe zur Oper! Es ist eine echte, wahre Liebe und ich habe sie nun auf eine andere Art in meinem Leben. Ich gehe hin und sitze da und lasse mich von ihr einnehmen und mitreißen. Es gibt etwas an der Oper, dass ich vorher nicht verstanden habe. Ich glaube, wir sehen sie manchmal als etwas Elitäres, das von uns getrennt ist. Oper ist so riesig! Aber vielleicht muss man bestimmte Dinge im Leben durchmachen, die die Tiefe dieses Schmerzes oder die Tiefe dieser Liebe haben, damit man die Größe und das Gefühl der Oper versteht und braucht.
Es muss eine ziemlich heftige Erfahrung gewesen sein, diese Szenen zu spielen, oft zusammen mit einem kompletten Orchester. Wie war es für Sie?
Es hat mich als Künstlerin und Mensch verändert, denn ich habe mich mit Musik lange Zeit nicht beschäftigt.
Ich habe keine Musik abgespielt, zum Teil, weil ich, wie viele Eltern, oft nur das höre, was andere Leute hören wollen. Ich glaube nicht, dass ich mir selbst jemals Musik geschenkt habe, und ich ließ sie aus meinem Leben verschwinden. Ich habe mich dann neu in die Musik verliebt und bin ganz klein geworden, als ich sie auf so umfassende Weise wiederentdeckte und am Set von Musikern umgeben war, von Pianisten, Sängern und dem ganzen Orchester. Ich war einfach dankbar, dass ich wiedererweckt worden bin. Heute glaube ich wirklich an den Sinn der Musiktherapie. An einigen dieser besonderen Orte zu stehen, fühlte sich an, als wäre ich die glücklichste Künstlerin der Welt. Szenen zu haben, in denen man als Künstlerin Emotion und Schmerz ausdrückt, ist die eine Sache. Eine ganz andere Sache ist es, wenn man von Musikern umgeben ist, die diesen Schmerz spielen.
In MARIA wurde Ihre Stimme durch Technik mit der Stimme von Maria Callas kombiniert. Wie hat es Ihren Auftritt beeinflusst?
Das Gute an der Rolle der Maria Callas ist, dass niemand von dir erwartet, dass du wie Maria Callas singst, denn niemand auf der Welt kann wie Maria Callas singen, richtig? Zu ihrer Zeit konnte ihr niemand das Wasser reichen und es wäre ein Verbrechen, ihre Stimme im Film nicht zu hören, denn in vielerlei Hinsicht ist sie sehr präsent. Ihre Stimme und ihre Kunst sind sehr präsent. Sie ist in diesem Film meine Partnerin, sie und ich machen das gemeinsam. Es war eine Ehre und manchmal auch ein bisschen verrückt, dass ich sie spielte und wir auf der Bühne zu einer dritten Person wurden. Als Schauspielerin habe ich nicht meine Opernrolle der „Anna Bolena" gespielt, sondern die von Maria. Ich habe versucht zu verstehen, warum sie diese Entscheidungen für ihre Darstellung getroffen hat. Ich habe noch nie eine Sängerin gespielt. Je mehr ich über Marias Entscheidungen erfuhr, desto mehr wurde ich zu einem Fan ihrer Arbeit.
Sie war auch eine brillante Schauspielerin.
Sie erwähnen, dass Sie und Maria Callas gemeinsam auf der Bühne standen. Was denken Sie jetzt über sie, nachdem Sie so viel Zeit mit dieser Figur verbracht haben?
Sie liegt mir sehr am Herzen. Ich bin sehr bewegt von ihr und so froh, dass wir die Möglichkeit hatten, sie als Mensch zu zeigen. Ich habe etwas über sie gelernt, dass sie selbst nicht sehen konnte. Jemand hatte sich die Brille angesehen, die Maria später in ihrem Leben trug, und sagte zu Pablo: „Diese Linse, diese Brille - diese Person war fast gänzlich blind." Wow! Als sie jung war, konnte sie die Brille nicht tragen und auf der Bühne stehen. Das wurde nicht akzeptiert und so musste sich Maria alles auf völlig unterschiedliche Weise einprägen. Wenn man das versteht, erkennt man den Überlebensinstinkt dieser Person. Es war nicht, dass sie einfach so sein wollte, sie musste überleben und es verstecken, einen Weg finden, es zu umgehen und doppelt hart zu arbeiten. Maria wurde als junge Frau von ihrer Mutter zum Singen gedrängt und als sie in der Lage war, alles zu geben, vermittelte sie den Menschen etwas, das sie veränderte. Als sie aber älter wurde, Entscheidungen in ihrem Leben traf und andere Dinge passierten, bestrafte dasselbe Publikum sie dafür, dass sie nicht mehr in der Lage dazu war, es für sie zu tun. Auf Maria lastete enormer Druck und ich glaube, sie war ein sehr sensibler Mensch. Man kann die Emotionen, die sie ausdrückte, nicht ohne große Sensibilität herauslassen.
Es war zwar eine andere Zeit, aber ist dies ein weiteres Beispiel dafür, dass Frauen im Rampenlicht heftiger kritisiert werden als Männer?
So ist es eben, wenn man erfolgreich ist, und ich glaube, Maria hat es verstanden. Sie hat sehr, sehr hart gearbeitet, um ihren Job zu machen. Sie verstand, dass sie so perfekt wie möglich sein musste, wenn sie vor den Leuten stand, die gekommen waren, um sie zu sehen. Sie wollte alles geben, was sie hatte, und sie hat wirklich alles gegeben, während sie sich durchkämpfte. Es kann nicht einfach gewesen sein, die Beziehung zu einer Mutter zu haben, die einen beschimpft und einem sagt, man sei nicht gut genug. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, denn die Freundlichkeit meiner eigenen Mutter hat mir so sehr geholfen, im Leben zurechtzukommen. Der Film handelt von Marias Beziehung zu ihrer Stimme und ihrem Schmerz und ihrer tiefen Liebe. Ihre wahre Liebe ist ihre Musik.
Zu den Nebendarstellern in MARIA gehören Pierfrancesco Favino, Alba Rohrwacher, Valeria Golino, Kodi Smit-McPhee und Haluk Bilginer. Was hat Ihnen an der Arbeit mit ihnen gefallen?
Das Interessante ist, dass wir alle echte Menschen gespielt haben und dass es sich um echte Beziehungen handelte. Ferruccio, der Butler, den Pierfrancesco spielt, lebt noch, und er hat nie Geschichten über Maria an die Presse verkauft. Er teilte einige Gedanken und Geschichten mit uns, wollte aber nicht zum Drehort kommen. Es ist schön zu wissen, dass Maria am Ende ihres Lebens ein paar Menschen hatte, die sie wirklich geliebt haben, und ich bin froh, dass der Film sie ehrt, weil es so wunderbare Menschen waren, die sie wirklich verstanden haben. Und auf eine besondere Art und Weise, denke ich, ohne es zu sagen, haben sich die anderen Schauspieler um mich gekümmert. Ich konnte ihre Unterstützung spüren. Ich konnte ihre Fürsorge spüren, als ich sehr emotionale Dinge tun musste. Ihre aufrichtige Freundlichkeit und ihr Mitgefühl waren echt.
Foto:
©Verleih
Darsteller
Angelina Jolie Maria Callas
Ferruccio. Pierfrancesco Favino
Bruna. Alba Rohrwacher
Aristoteles Onassis. Haluk Bilginer
Mandrax. Kodi Smit-McPhee
Yakinthi Callas. Valeria Golino
Doktor Fontainebleau. Vincent Macaigne
Jugendliche Maria Callas (1940). Aggelina Papadopoulou
SS-Offizier Jörg Westphal
Stab
Regie. Pablo Larraín.
Drehbuch. Steven Knight