IMG 1457Die 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin, BERLINALE 2025, Wettbewerb, Teil 1

Claudia Schulmerich

Berlin (Weltexpresso) – Mit der Pressekonferenz zur Vorstellung der Jury des Wettbewerbs, also die JURY, die die Bären verteilt, beginnt immer der eigentliche Wettbewerb, auch wenn für die Öffentlichkeit erst mit dem Eröffnungsfilm LICHT am Donnerstagabend die Berlinale losgeht. Denn, das muß man immer dazusagen, zwar ist der WETTBEWERB die wichtigste Sektion, aber es gibt auch noch BERLINALE SPECIAL, PERSPEKTIVEN, PANORAMA, GENERATION, BERLINALE SHROTS UND FORUM, die alle eigene Jurys haben und Preise verteilen.

Für diesmal war die Neuerung, daß die neue Chefin der BERLINALE die US-amerikanische Filmjournalistin-Festivaldirektorin-Prgrammanagerin, Autorin und Dozentin Tricia Tuttle als Moderatorin fungierte, die IMG 1457zuvor von 2018 bis 2022 künstlerische Leiterin des London Film Festivals war.

Von links nach rechts saßen auf dem Podium Nabil Ayouch (Regisseur, Marokko), Rodrigo Moreno (Regisseur, Argentinien), Maria Schrader (Regisseurin, Schauspielerin, Drehbuchautorin, Deutschland), Todd Haynes - Jurypräsident (Regisseur, Drehbuchautor, Produzent USA), Fan Bingbing (Schauspielerin, China), Bina Daigeler (Kostümbildnerin, Deutschland) und Amy Nicholson (Filmkritikerin, Autorin) aus den USA (Foto rechts).

 

Schön, daß die Festivaldirektorin die Jury persönlich begrüßte, aber unschön, daß das auf Englisch geschah, wo sie doch im letzten Jahr bei ihrer Bestellung versprochen hatte, in diesem Jahr Deutsch zu kennen. Als während der Fragerunde auf diese Äußerung Bezug genommen wurde und gefragt wurde, welches deutsche Wort sie zuerst gelernt habe, antwortete sie ‚gemütlich‘, was so wenig der Berlinale entspricht und einem die Frage wie bestellt vorkam. Daß auch Maria Schrader und die zweite Deutsche auf Englisch antworteten, wäre bei den bedeutenderen Festivals wie Cannes oder Venedig einfach nicht vorstellbar.

Naturgemäß erhält der Jurypräsident die meisten Fragen, aber man konnte sein kollegiales Verhalten schon daran erkennen, daß er Fragen abgab oder den Antworten anderer hinzufügt, er würde das genauso so sehen. Angesichts der Weltlage, die noch bei keiner Berlinale so bedrohlich war wie heute (Ukrainekrieg, USA, Gaza), galten viele Fragen dieser Situation und wie sich das Kino in einer so hochgeschaukelten politischen Situation von jeweiligen Gegnern behaupten kann oder sogar zu einem Miteinander beitragen kann.

 

 

Dabei spielte der aktueller politischer Hintergrund in den USA an Fragen an Haynes die Hauptrolle, wie diese die Filmlandschaft verändern werde. Haynes befand, die demokratische Krise sei weltweit und in den USA besonders. Die Lawine von Aktionen von Trump rufe große Sorge hervor, aber genau das sei Absicht, Schock und Destabilisierung solle erzeugt werden, da müssen wir und zusammenschließen und dagegenhalten. Er ist überzeugt, daß dessen Wähler sehr bald enttäuscht sein werden, vor allem im sozialen und wirtschaftlichen Bereich. Die Frage sei, wie man selbst integer bleiben könne. Man müsse klar antworten, aber dabei phantasievoll nach vorne blicken. „Wir brauchen starke Stimmen und Gelder fürs’s Filmemachen. Er und andere hätten die Absicht, die Menschen mit Filmen zu ermutigen.

 

Auch die Lage in Argentinien wurde angesprochen, was Rodrigo Moreno aus Argentinien sehr gerne und lebhaft beantwortete: „Seit einem Jahr haben wir diese Regierung mit dem ..., dem Faschisten. Ein echter Alptraum für uns. Die Filmbranche ist besonders betroffen.“ Fast 30 Jahre gab es ein wichtiges und gutes Filmrecht, wie in Frankreich, womit ein nationales Filminstitut installiert und finanziert wurde, die Filmemachen in Gang setzten, zwanzig Jahre Filmkultur werde gegenwärtig zerschlagen, kein Geld mehr, kein einzigerFilm im letzten Jahre. Doch die Ärmsten in Argentinien seien sind die, die keine Arbeit und keine staatliche Unterstützung hätten

 

Todd Haynes: !Als ich das erste Mal zur Berlinale kam, war die Aidszeit. Wir hatten uns zusammengeschlossen, um den Staat zu zwingen, staatliche Einrichtungen der Hilfe einzurichten.“ Wir haben damals ohne Geld mit privater Finanzierung Filme gemacht, auch ich, die queere Filmkultur, die die optimale Antwort auf einen finanzielle offizielle Katastrophe war. Eine solche Antwort ist auch heute nötig und möglich. Die Digitalkultur mache alles billiger, fügte einer hinzu, der ausdrücklich von Zuversicht sprach.

 

Wovor sie sich fürchte, wurde Maria Schrader befragt, die ganz generell Angst nicht für einen guten Begleiter hält Sie möchte feiern. Ganz bestimmte Räume für Kontroversen, für Verschiedenheiten hier in Berlin möglich machen. Sie ist so erfreut, hier zu sein und fühlt sich sehr geehrt. „Wir müssen anerkennen, ehren, daß Tausende aus dem Haus gehen, ins Kino gehen, andere Leben sehen, das ist wertvoll für den Prozeß des Lebens. Ich glaube, meine und denke, je binärer und extremer unsere Positionen werden, desto mehr …. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, wir alle sehnen uns nach Frieden und Freiheit. Das Kino, dies Festival in Berlin ist eine Möglichkeit..

Sie bekam großen Beifall und Haynes konnte und wollte ihr nur zustimmen. „Das Festival umarmen, trotz allem. Wir kommen alle aus verschiedenen Ländern, haben verschiedene Positionen im Filmgeschäft, es wird mit all den unterschiedlichen Menschen sehr interessant in der Jury. Die Berlinale war immer politisch, hat immer die Welt miteingeschlossen. Gerade Berlin hat der Geschichte widerstanden, das paßt zusammen, ist eine wichtige Kreuzung. „

 

Auch die Frage nach der Bundestagswahl am Festivalende, 23. Februar, welchen Eindruck Maria Schrader habe. Wie alle anderen beschäftigt auch sie die Bundestagswahl sehr. Es ist sehr schwer, als Künstlerin un dFilmemacherin direkt zu reagieren, als Mensch könne sie auf die Straße gehen, aber Filme bräuchten Zeit. Alle hätten schon gesagt, was wir alle von der BERLINALE erwarten. Sie betont den Widerstandsgeist dieser pluralistischen BERLINALE.

 

„Sie sitzen hier für ganz Afrika auf dem Podium, in der Jury“, wurde Regisseur Nabil Ayouch aus Marokko gefragt. Er hatte einen Lacherfolg, als er antworte. „ Das Gute ist, daß wir in Marokko einen König haben.“ Und jeder dachte weiter und nicht einen verrückten, verbrecherischen Präsidenten. „Das verändert alles. Vor allem, weil es ein guter König ist. Wir haben all dieselben Probleme und Wünsche. Überall. Auch Künstler sind nicht abseits der Welt, sondern sind mitten im Geschehen. Wir müssen stark sein überall gegenüber den Potentaten, die wie Trump alles kaufen wollen: Grönland, Panama, Gaza. In der Jury wird genau darüber gesprochen, was man mit Filmen dagegen tun kann.“

 

Amy Nicholson sagte, sie seien ein geteiltes Land, alle bräuchten Sicherheit, ein würdiges Leben, Gesundheit und Wohnen. Künstler könnten gegen das Spalten von oben etwas tun. Dann meldete sich überraschend Tom Tyker und bezeichnete die Festivaldirektorin als ein Geschenk für Berlin. Maria Schrader schloß sich an. Alle seien sehr konzentriert auf die Premieren. Jetzt bin ich in der Jury. Derselbe Ort, Berlin, Berlinale, aber das Gegenteil von dem, wenn sie selbst Filme präsentiert. Sie empfinde die Jury als Privileg. Darüberhinaus sei das hier eine Art Gemeinschaft, alle Jurymitglieder zusammen, die physische Präsenz sei so wichtig, denn vorher habe sie alles im Zoom erlebt: „das ist so wichtig, in einem Raum zu sein.“

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Fotos:
Redaktion

So sieht es aus, wenn zu Beginn der Pressekonferenz die Fotoreporter die Jury fotografieren!!! Nach einer Minute müssen sie sich hinsezten. (rechts)