IMG 1493Die 75. Internationalen Filmfestspiele, BERLINALE 2025: Die  Gender Evaluation

Brigitte Reich

Berlin (Weltexpresso) - Mit Tricia Tuttle hat die 75. Berlinale zum ersten Mal eine weibliche Intendantin bekommen, die nach der Doppelspitze von Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian (2020 – 2024) die alleinige Leitung übertragen bekommen hat. In den 69 Jahren davor waren ausschließlich Männer (1951 – 1975: Alfred Bauer, 1976 – 1978: Wolf Donner, 1979 – 2000 Moritz de Hadeln, 2001 – 2019: Dieter Kosslick) für die künstlerische Leitung der Berlinale zuständig, nachlässigerweise mit Alfred Bauer einer, der eine bedeutende Rolle im NS Filmwesen gespielt hatte, was aber erst später durch Recherchen bekannt wurde.

Jetzt also eine Frau mit internationalem Background, was natürlich noch nichts über ihre Leistungen für den „Ruhm“ der Berlinale aussagt, die sich erst im Nachhinein und in den nächsten Jahren zeigen werden. Frau wünscht ihr allerdings ein gutes Händchen.

Bei den Stars war der „Kreischfaktor“ für die männlichen Darsteller allerdings z.B. mit Robert Pattinson, Timothee Chalamet, Ethan Hawke und Benedict Cumberbatch etwas höher, nur übertroffen vielleicht von Tilda Swinton, die mit dem Goldenen Ehrenbär für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde, obgleich auch zahlreiche weibliche Stars wie Marion Cotillard und Jessica Chastain den meisten Kinogängerinnen bekannt sein dürften.

Hinter den Kulissen zeichnen sich nach der Gender Evaluation der Berlinale, die für einige Rubriken bereits seit 2002 (Wettbewerbsfilme von Regisseurinnen) erstellt wird, einige interessante Entwicklungen ab. Immerhin war der Anteil an weiblichen Regisseurinnen 2002 nur 5% und ist bis 2025 auf 42% gestiegen. Auch die Jurys, die Leitungen der Sektionen sowie die Auswahlgremien der Preise werden zunehmend „weiblicher“. Von den 13 Auswahlgremien/Beraterinnen/Jurys ergibt sich 2025, dass 85% weiblich besetzt sind (11 mehrheitlich weiblich und 2 paritätisch).

Nicht so deutlich, aber doch zunehmend „weiblicher“ werden die Daten in den Bereichen Regie und Produktion. Bei der Regie variieren die Anteile in den Sektionen zwischen 37% und besonders in der Sektion „Forum“ bis zu 43%, im Forum Special sogar bis zu 50%. In der Produktion von Filmen sind die Anstiege mit zwischen 15% und 33% nicht so deutlich, dagegen haben sich ausgewogene Verhältnisse erhöht.

Erfreulich sind die Zahlen bei den Einreichungen zur Berlinale von Serienprojekten und Buchprojekten, bei denen 50% bzw. 51% von weiblichen Autorinnen stammen.

Es gibt daher durchaus noch einen „Gender Gap“ bei der Berlinale, aber die Entwicklungen stimmen positiv und Dank geht an die Berlinale, die diese Gender Evaluation zur Transparenz der Geschlechterverhältnisse publiziert.

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