rev 1 C8D FP 004r High Res JPEGDie 75. Internationalen Filmfestspiele, BERLINALE 2025 und Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 6. März 2025, Teil 8

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Ein Mann im Schnee reinigt seine Schutzbrille, reibt seine schmerzenden Glieder und merkt, dass es in eine tiefe Gletscherspalte gestürzt ist. „Wie habe ich das überlebt?“, fragt er sich und schreit um Hilfe. 

An einem Seil lässt sich ein Kollege herab und staunt: „Was? Du bist ja noch nicht tot! Aber du bleibst ja hier.“ Dann lässt er sich wieder hochziehen. Vorher fragt er aber noch: "Wie ist es denn zu sterben?" Nach dieser absurden Nicht-Rettungs-Szene folgt ein Rückblick:

Mickey 17 (Robert Pattinson) hatte mächtige Geldsorgen, wurde von brutalen Gläubigern verfolgt und verpflichtete sich für ein langjähriges Raumfahrtprogramm. Viereinhalb Jahre dauerte seine Flucht zum Eisplaneten Nifelheim. So ganz genau hörte er beim Anheuern nicht zu und las auch nicht, was er unterschrieb: Seine Anleiterin roch ihm einfach zu gut. Nach der Landung auf dem Himmelskörper musste er die toxische Atmosphäre erkunden und von Wissenschaftlern entwickelte Gegenmittel testen. 

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Nun starb er bereits 16-mal und wartet in der Gletscherspalte wieder auf den Tod. Doch es kommt anders als bisher, aber das wird hier nicht verraten. Im Raumschiff reproduziert man allerdings bereits Mickey 18 (Foto rechts), weil man ihn für tot hält. Seine Biodaten sind eingescannt und die aktuellen Erinnerungen gespeichert, so kann er jederzeit mit einem 3D-Drucker kopiert werden. „Du wirst dich ans Sterben gewöhnen müssen“, hieß es seinerzeit.

Er ist quasi der letzte Dreck der vielfältigen Besatzung, die aus 200 Technikern, Ingenieuren, Sicherheitsleuten und „edlen weißen“ Menschen besteht, die den Planeten bevölkern sollen.

In weiteren Rückblenden erfahren wir von Mickys ersten Toden, dann von seiner heimlichen Liebschaft mit der Sicherheitsfrau Nasha (Naomi Ackie), die in der Hierarchie weit, weit über ihm steht. Aber immerhin wird er ja von Robert Pattinson verkörpert. Deshalb ist Nasha auch sehr erfreut als die beiden Mickeys - der alte, eher zärtliche, und der neue, eher draufgängerische - ihr plötzlich gegenüberstehen (Foto oben). Dadurch erotisch  angeregt,will sie  beide in ihre Kabine schleppen... 

Mehr wird nicht von dieser Story nicht gespoilert, die Handlung wird in diesem Genremix sehr komplex erzählt und überrascht mit einigen dramatischen Wendungen. Die Raumreise und die Besiedelung des neuen Planeten wurde von Kenneth Marshall (Mark Ruffalo) organisiert und durchgeführt. Er wird von seinen Anhängern auf der Erde und im Raumschiff als Messias verehrt, denn er will auf Nifelheim eine reine weiße Superrasse heranzüchten. Alles Fremde soll aus dem „gesunden Volkskörper“ entfernt werden. Darum will er den Himmelskörper auch mit rücksichtsloser Gewalt kolonialisieren. Auf die indigene Bevölkerung, intelligente Rieseninsekten, nimmt Marshall keine Rücksicht, sondern er will sie ohne Kommunikation oder Verhandlungen mit Gas (!) ausrotten.

Marshalls Menschenverachtung, sein Rassismus und seine Fantasien einer Herrenrasse ähneln verdammt stark Donald Trumps derzeitigem Auftreten: So würde dieser neue Präsident der Vereinigten Staaten wohl auch gerne Grönland okkupieren. Doch während der Dreharbeiten, die 2022 begannen, ahnte niemand vom Wiederaufstieg dieses Irren. Doch seine Mimik, Gestik, selbst seine Frisur ähneln dem orangefarbenen Monster im Weißen Haus. „Mickey 17“ ist der mit Spannung erwartete neue Film des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon-ho, der zahlreiche Preise - auch zweimal den Oscar und die „Goldene Palme in Cannes - für sein letztes Werk „Parasite“ erhielt.

Diese neue Arbeit des Regisseurs ist spannend und sehenswert, auch für Leute, die keine Science-Fiction-Filme lieben. Denn der Streifen ist eher „Sozialkritik mit der Brechstange“, wie der Berliner Tagesspiegel schrieb, als ein fiktiver Zukunftsfilm.

„Mickey 17“, USA 2025, 137 Minuten, FSK 12 Jahre, Filmstart 6. März 2025.
Regie/Buch Bong Joon-ho mit Robert Pattinson, Naomi Ackie, Mark Ruffalo und anderen.

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