Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Gleich drei besondere kulturelle Ereignisse finden in Frankfurt, im Rheinmaingebiet gleichzeitig statt: neben FRANKFURT LIEST EIN BUCH, Eröffnung am 22. April, wird am 22. ebenfalls das Lichter Filmfest eröffnet, dann am 23. April im Wiesbadener schönen Caligari Kino goEast. Schade, daß man sich entscheiden muß. Aber goEast geht am 23. April vor! Zum 25. Festival des mittel- und osteuropäischen Films gibt es etwas ganz Besondere: CHEMI BEBIA (My Grandmother), ein georgischer Avantgarde-Stummfilm von 1929, der von der finnischen experimentellen Band CLEANING WOMAN musikalisch begleitet wird.
Die Beschreibung des Films klingt phänomenal. Das muß man sich mal vorstellen, daß es 1929 in der Sowjetunion noch möglich war, daß ein entlassener Büroangestellter verzweifelt nach einer neuen Anstellung sucht und die absurdesten Dinge erlebt und auch einen überbürokratisierten Staat mit sinnlosen Vorschriften und absurdem Labyrinth von Formularen und Aktenbergen. Und die musikalisch begleitende Band besteht aus Putzrobotern, die mit selbstgebauten Instrumenten aus recycelten Haushaltsgegenständen Klanglandschaften herstellen. Klingt faszinierend.
Doch das ist nur der Anfang. Das gesamte Festival vom 23. bis 29. April wurde im Kino des DFF in Frankfurt von der Noch-Festivalleiterin Heleen Gerritsen(Oben links im Foto) - die neue, Rebecca Heiler, kommt bald und richtet das nächste Festival aus - vorgestellt. Der eigentliche Wettbewerb umfaßt 14 Filme aus acht Ländern. Angesichts des zum Jubiläum aufgestockten Etats von 630 000 Euro waren die Geldgeber anwesend, hörten und sahen aber zuerst die aus Portugal zugeschaltete neue Direktorin des Deutschen Filminstituts und Filmmuseums (DFF), die von der Zeit vor 25 Jahren sprach, als die damalige Leiterin des DFF, Claudia Dillmann, goEast erfand. Wenn das damals schon eine durchschlagende Idee war, weil mittel- und osteuropäische Filme zu wenig in unsere, durch amerikanische Filme sowieso besetzten Kinos kamen, ist dies heute noch dramatischer, wo fast überhaupt keine Filme aus Osteuropa uns erreichen, die russischen schon mal gar nicht. Insbesondere die polnischen Filme waren jahrelang von besonderer Qualität, dabei hatten sie – wie Heleen Gerritsen erläuterte – angesichts der restriktiven Politik der rechtspopulistischen PiS keine Chancen mehr, was sich seit der liberalen Tusk-Regierung gerade ändert. Abschließend verwies sie auf die anschließend eröffnete Jubiläumsausstellung, wo 25 ausgewählte Regisseurinnen und Regisseure , die für goEast wesentlich sind, mit ihren Filmen in Bild und Wort ausgestellt werden (rechts).
Heleen Gerritsen führte die Programmschwerpunkte auf, die man in einem Trailer schon auf der Leinwand sah: neben dem Wettbewerb das Symposium
Christoph Degen, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur (Foto links) betonte, wie sehr ein solches Festival die verkrustete politische Landschaft zum verständnisvollen Miteinander bewege. Die 25 Jahre goEast seien eine vorzeigbare Visitenkarte für Wiesbaden, für Hessen.
In der Fragerunde nach der Pressekonferenz war einerseits Thema, wie der Gesamtetat im Festival verteilt wird, was Heleen Gerritsen Gelegenheit gab, auf die Struktur diese besonderen Festivals zu verweisen. Es müssen die Verbindungen zu den vielen mittel- und osteuropäischen Filmschaffenden gepflegt werden und durch persönliche Kontakte der Überblick auf das Filmschaffen der einzelnen Länder garantiert sein, damit die Auswahl für das Festival je nach Thema überzeugend ist.
Wir werden die vielen Aspekte von goEast in Folgeartikeln vertiefen.
Fotos:
©Redaktion
Info:
www.filmfestival-goeast.de