Im Rahmen von 80 Jahre Kriegsende (am 08.05.) am Freitag, 2. Mai 2025 im BR Fernsehen und später noch in weiteren dritten Programmen
Margarete Ohly-Wüst
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Im April 1945 geht der 2. Weltkrieg in seine letzte Phase. Während die alliierten Truppen immer weiter vorrücken, zieht das Nazi-Regime sein letztes Aufgebot zum sogenannten "Volkssturm" ein. Darunter befinden sich auch die sieben 16-jährige Gymnasiasten Hans Scholten (Folker Bohnet), Albert Mutz (Fritz Wepper), Walter Forst (Michael Hinz), Jürgen Borchert (Frank Glaubrecht), Karl Horber (Karl Michael Balzer), Klaus Hager (Volker Lechtenbrink) und Sigi Bernhard (Günter Hoffmann) aus der bayerischen Provinz, deren bisheriges Leben von der NS-Propaganda bestimmt war. Ihre Aufgabe ist es, eine Brücke in ihrem Heimatort zu verteidigen.
Geprägt von der nationalsozialistischen Erziehung ist Krieg für sie nicht nur eine männliche Pflicht, sondern auch Abenteuer und die Ehre, das Vaterland verteidigen zu dürfen. Als die - aus Sicht der Jungen freudige - Nachricht per Post endlich kommt, reagiert einzig ihr Lehrer. Studienrat Stern (Wolfgang Stumpf) erreicht beim zuständigen Hauptmann Fröhlich (Heinz Spitzner), dass man seine Schüler nicht mehr in den Kampf schickt, sondern dass die Jugendlichen dafür eingeteilt werden, die Brücke in ihrem Dorf zu verteidigen – eine Brücke, die keine strategische Bedeutung mehr hat und darauf wartet, gesprengt zu werden.
Der gutmütige Unteroffizier Heilmann (Günter Pfitzmann), der für ihr Überleben sorgen soll, wird jedoch bei einem Erkundungsgang als vermeintlicher Deserteur erschossen. Von der Nazi-Ideologie verblendet, nehmen die jugendlichen Soldaten ihre Aufgabe überaus ernst, insbesondere nachdem ihr Einsatzleiter von einer Verpflegungstour nicht mehr zurückkehrt.
Die unausgebildeten Rekruten sind nun ganz auf sich gestellt. Die ersten Vorkommnisse sind für die Jungen Gelegenheit, sich gegenseitig ihren Mut zu beweisen. Bei einem Tiefflieger-Angriff der Amerikaner kommt dann doch Sigi Bernhard ums Leben kommt. Dies zeigt ihnen, dass Krieg kein Spiel ist.
Jetzt stellen sich die Kindersoldaten einem übermächtigen US-Panzerverband entgegen und eröffnen blindlings das Feuer auf heranrollende US-Panzer. Ein G. I., der nicht auf Kinder schießen will, bezahlt sein Friedensangebot mit dem Leben.
Die Jungen fühlen sich in die Pflicht genommen und beginnen, die Brücke bis aufs Blut zu verteidigen. Von der Gegenwehr überrascht, zieht sich der alliierte Verband zurück. Doch nur Hans Scholten und Albert Mutz überleben das blutige Scharmützel.
Während sich die zwei noch überlebenden Jungen darüber freuen, dass sie den Feind zurückgeschlagen haben, erscheinen drei Wehrmachtssoldaten mit dem Befehl, die Brücke zu sprengen. Völlig verwirrt wenden die beiden ihre Waffen gegen das deutsches Kommando.. Als Albert einen der Soldaten ohne Vorwarnung erschießt, feuern die anderen Soldaten auf die beiden Jungen. Hans wird getroffen und stirbt, während Albert als einziger der Jungen überlebt…
Der deutsche Antikriegsfilm ″Die Brücke″ von Regisseur Bernhard Wicki aus dem Jahr 1959 gehört zu den am meisten mit Preisen bedachten deutschen Nachkriegsfilmen. Er basiert auf dem gleichnamigen 1958 erschienenen autobiografischen Roman von Gregor Dorfmeister (1929 – 2018). Das Drehbuch stammt von Bernhard Wicki, Michael Mansfeld und Karl-Wilhelm Vivier. Wie kaum einem anderen deutschen Regisseur gelang es Bernhard Wicki mit diesem Film, das hohle Pathos vom heroischen Soldatentod nachhaltig zu demontieren.
Für einige der überzeugenden Jungdarsteller, darunter Fritz Wepper, Michael Hinz, Volker Lechtenbrink und Cordula Trantow wurde "Die Brücke" zum Beginn ihrer Karriere. Als Stabsfeldwebel Zeisler hatte übrigens auch Vicco von Bülow (Loriot) eine kleine Rolle in dem Drama.
″Die Brücke″ wurde ein vielprämiertes Werk, das auch heute noch als einer der eindrücklichsten Antikriegsfilme gilt. Während der Film das nationalsozialistische Regime eher am Rande thematisiert, geht es vor allem um die kriegsverherrlichende, nationalistische Ideologie, für deren Absurdität mit der zu verteidigenden eigentlich ganz unwichtigen Brücke ein deutliches Bild gefunden wurde. Die Wirkung des Films wird vor allem durch die Gegenüberstellung der kindlich-naiven Euphorie und den Bildern von Tod und kriegerischer Gewalt erzielt.
1960 wurde "Die Brücke" mit dem Deutschen Filmpreis in fünf Kategorien ausgezeichnet, u.a. als bester Spielfilm, Bernhard Wicki für die beste Regie und Edith Schultze-Westrum als beste Nebendarstellerin. International erhielt der Anti-Kriegsfilm 1960 den Golden Globe Award als bester internationaler Film sowie eine Oscar-Nominierung in derselben Kategorie, verlor dort aber gegen den französisch-brasilianischen Film ″Orpheu Negro″ von Regisseur Marcel Camus.
Das Drama, das schonungslos den Mißbrauch jugendlicher Unbefangenheit und Ideale aufzeigt, und durch eine geschickte Zeichnung der Rollencharaktere die Sinnlosigkeit des Kampfes der Jungen verdeutlicht, da sie, durch die Schule der Nazipropaganda geprägt, die realen Verhältnisse bis zur Selbstaufgabe ignorieren. Der Film ist ein aufrüttelnder Appell an die Vernunft und die Menschlichkeit. Es lohnt, sich den in Schwarzweiß gedrehten Film noch einmal oder auch zum ersten Mal zu etwas später Stunde im Fernsehen anzusehen.
Fotos 1 - 3: Filmstills © BR Fernsehen
Info:
Die Brücke (Deutschland 1959)
Genre: Anti-Kriegsfilm, Drama, Literaturverfilmung
Filmlänge: ca. 125 Min.
Regie: Bernhard Wicki
Drehbuch: Bernhard Wicki, Michael Mansfeld und Karl-Wilhelm Vivier
Darsteller: Folker Bohnet, Fritz Wepper, Cordula Trantow, Michael Hinz, Frank Glaubrecht, Karl Michael Balzer, Volker Lechtenbrink, Günther Hoffmann, Günter Pfitzmann, Wolfgang Stumpf, Heinz Spitzner u.a.
FSK: ab 12 Jahren
″Die Brücke″ wird im Rahmen von 80 Jahre Kriegsende (am 08.05.) Fr. 02.05.2025 um 22:45 Uhr beim BR Fernsehen im Rahmen von Classix – Filmklassiker im BR gezeigt und am So, 04.052025 um 01:15 Uhr dort wiederholt. Weitere Wiederholungen gibt es am So. 04.05.2025 um 22:50 Uhr im regionalen BW-Teil und um 22:45 Uhr im SR-Teil des SWR Fernsehens sowie am Do. 08.05.2025 um 20:15 Uhr und am Fr. 09.05.2025 um 00:30 Uhr im Rahmen von Kino ist King beim RBB.
Zusatz: Im Jahr 2008 gab es eine Neuverfilmung des Kriegsdramas. Regie führte bei dem TV-Film Wolfgang Panzer, das Drehbuch schrieb Wolfgang Kirchner. Auch hier diente der gleichnamige autobiografische Roman von Gregor Dorfmeister als Hintergrund.