maxmuxSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. Mai 2025, Teil 12

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - Vor 21 Jahren feierte MUXMÄUSCHENSTILL Premiere und gewann u.a. den Max Ophüls Preis für den besten Spielfilm. Am Ende des Films wird die Hauptfigur Mux von einem Auto überfahren. Warum haben Sie ihn jetzt wieder zum Leben erweckt?

Wenn man einen Film macht, der den Zeitgeist kritisiert, so geht nichts über einen Psychopathen. Leben wir in einer gerechten Gesellschaft? Nein. Dafür braucht es Mux.


Warum ist es Ihnen wichtig, die Geschichte von MUXMÄUSCHENSTILLX mit Humor zu erzählen?

Der Mux, der nach 20 Jahren aus dem Wachkoma erwacht, ist nicht mehr der Weltverbesserer, der mit seiner „Gesellschaft für Gemeinsinnpflege“ Falschparker und Schwimmbadpinkler schikaniert. Er ist jetzt „Muxist“. Ein zorniger Kämpfer gegen den Neoliberalismus.

Vor 20 Jahren plädierte Mux für mehr Eigenverantwortung. Doch dieser Begriff hat in der Zwischenzeit einen neoliberalen Schlag bekommen. Eigenverantwortung heißt heute: Wenn es dir nicht gut geht, bist du selber schuld, dann setzt du dich halt auf die Straße oder sammelst Flaschen. Das hatte damals eine andere Konnotation. Im Grunde hat sich die Zeit verändert, nicht Mux, und das macht ihn zu so einem guten Protagonisten. Er lag zwei Jahrzehnte im Wachkoma, aber er würde sagen, nicht ich habe geschlafen, sondern ihr. Er ist prädestiniert dafür, uns den Spiegel vorzuhalten.


Mux ist eine sehr ambivalente Figur. Er tritt als Anwalt der Armen auf und konfrontiert die Reichen mit ihren Privilegien – agiert gleichzeitig aber sehr autoritär und hält sich für den Wiedergänger von Martin Luther.

Diese Ambivalenz, die Mux hat, ist etwas, was wir mehr und mehr verlieren. In den gesellschaftlichen Debatten, die wir führen gibt es gefühlt immer nur Gut und Böse. Eine Art „Fundamentalismus von oben“ hat Einzug gehalten, der unter dem Mantel der „Alternativlosigkeit“ einen großen Anteil an der allgemeinen Vergiftung und Spaltung der Gesellschaft hat. Mux ist die Inkarnation des Widerspruchs – und für diesen Zeitgeist eine echte Herausforderung. Und genau deswegen auch eine Befreiung. Ich glaube, es 6 MUXMAUSCHENSTILL gibt Punkte bei Mux, da wollen wir so sein wie er. Auch wenn wir uns das vielleicht nicht zugestehen wollen. Jeder hat einen Mux in sich.


Was ist dieser Mux in uns?

Ein Seismograf, der uns sagt, hier stimmt was nicht, hier läuft gerade etwas komplett schief. Ein Gefühl, das man oft nicht ordnen kann, das sich aber Gehör verschaffen möchte und nach einem Ausdruck sucht.


Dass wegen der wachsenden wirtschaftlichen Ungleichheit die Gesellschaft zu zerbrechen droht?

Warren Buffet sagt im Film: „Wir Reichen haben euch den Krieg erklärt.“ Vielleicht ist es an der Zeit, sich Gedanken zu machen, was er damit gemeint hat. Wir alle leben von Lohnarbeit. Immer mehr können nicht mehr von ihr leben. Das ist ein Thema, das diese Gesellschaft radikal betrifft und verändert hat. Und deswegen kommt Mux nun mit dem „Manifest des Muxismus“ um die Ecke. Mux ist ein Antiheld, angreifbar. Aber im Gegensatz zu uns ist er ist nicht bereit, sich mit diesem kranken System abzufinden. Und genau dadurch trifft er uns im Mark.


Was würden Sie sich vom Publikum wünschen?

Wir sind mit MUXMÄUSCHENSTILLX als „Cinema Paradiso“ übers Land gefahren, weil wir wissen wollten, wie die Leute reagieren, die nicht in den Großstädten leben. Die nicht zu unserer Bubble gehören, vielleicht keine Cinephilen oder Akademiker sind. Wir waren begeistert und gerührt. Wir haben gemerkt, dass dieser Film jeden angeht. „Ich weiß nicht, ob ich den Film verstanden habe, aber jeder sollte ihn gesehen haben“, sagte ein Mann in Mecklenburg nach dem Film. Ich fand, das hat er toll zusammengefasst.

Foto:
©Verleih

Info:

Besetzung
Mux: Jan Henrik Stahlberg
Vera: Bettina Hoppe
Rike: Sophie Roeder
Karsten: Tilman Vellguth
Mechthild: Henriette Simon

Stab
Regie: Jan Henrik Stahlberg
Drehbuch: Jan Henrik Stahlberg

Deutschland 2024
Länge: 99 Min.
Sprachfassung: deutsch
Format: 1,85:1 Flat, 4k
FSK: 12
Ton: 5.1