siebentSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. Mai 2025, Teil 8

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Warum zählen deine Ideale mehr als ich?“, diese Frage stellen Liebende, Söhne, Töchter, Väter und Mütter oft denjenigen, die im politischen Kampf keine, auf jeden Fall zu wenig Zeit für die Nächsten haben. Hier ist es Tochter Dena, eh in einem rebellischen Alter, die ihre verzweifelte Frage wütend an Mutter Maryam richtet.

 

Der Zuschauer hat zuvor mitverfolgt, wie Maryam, eine iranische Menschenrechtsaktivistin, inhaftiert im besonders schrecklichen Evin-Gefängnis in Teheran, gerade einen siebentägigen Hafturlaub erhält; sie muß medizinisch behandelt werden, wobei sie bei ihrer Familie, der Mutter und dem Bruder wohnen darf. Für sieben Tage.

 

Ihre eigene Familie lebt in Hamburg, wohin ihr Mann Behnam mit den Kindern, der jugendlichen Dena und dem 10 Jährigen Alborz geflohen war. Wir sehen wie er dort Koffer kauft und sich mit dem Sohn auf den Flug in die Türkei vorbereitet und wie beide auf Dena warten, die aus Absicht zu spät und dann schließlich nur widerwillig zum Flughafen mitkommt.

 

These, Antithese, Synthese. Dieser Film, der ja hochdramatisch ist, arbeitet formal mit Stilmitteln, die den Zuschauer, die Zuschauerin mitten hinein in die Personen versetzt und ihre jeweilige Gefühlssituation und ihre Entscheidungszwänge. Denn zum Entscheidungszwang kommt es für Maryam jetzt mehrfach. Inzwischen haben sie ihr Bruder und die Mutter eingeweiht, dass sie zusammen mit dem Ehemann ihre Flucht über das iranisch-türkische Grenzgebirge in die Türkei vorbereitet haben, wo Mann und Kinder auf sie warten.

 

siebentageeDie völlig überraschte Maryam packt und begibt sich auf eine winterliche Reise über Stock und Stein, denn die Unbill der Natur, die Einsamkeit, die Kälte dieser Bergregion im Schnee und Eis werden uns so eindringlich auf der Leinwand geschildert, dass man noch im Kinosessel friert. Möglich wird die Flucht nur mit Hilfe von Zanyar. Er ist Lehrer und Fluchthelfer und gleichzeitig derjenige der heimlich ein Netzwerk von Helfern organisiert, was hochgefährlich ist und nur auf persönlichem Vertrauen basiert. Wir erleben also eine doppelte Gefährdung für Maryam auf dem Weg in die Türkei: die Witterung und Wege sowie die Menschen, denen sie sich ausliefert, damit sie ihr helfen. Immer wieder scheint es nicht weiterzugehen, denn Schneefälle und Gefahren häufen sich. Irgendwie ist sie wie erstarrt und gleichzeitig voller Hoffnung. Was in ihrem Kopf vorgeht, enthüllt sich erst einmal nicht.

 

Unter all diesen Gefahren kommt sie über die Grenze, wo sie ihr Mann in einem gemieteten Haus mit den Kindern erwartet. Das Glück aller, nachdem auch die renitente Dena sich ihre Liebe zur Mutter eingestehen kann, ist sichtbar. Die völlig veränderte Maryam, ohne Kopftuch und mit ihren Kindern, tollt mit diesen im Schnee herum. Entspanntes Familienleben. Schließlich soll sie mit den Dreien nun nach Hamburg kommen. Endlich in Freiheit. Endlich kein Kopftuch. Endlich Liebe. Endlich Familie. Endlich eben.

 

Doch Maryam steht vor einer Entscheidung. Will sie ihr persönliches Glück oder soll sie den Widerstand gegen die Tyrannei und für die Freiheit aller unter ihrem persönlichen Freiheitsentzug fortsetzen?
Ein wunderbarer, erschütternder Film!

Foto:
©Verleih

Info:
BESETZUNG
Maryam Vishka Asayesh
Behnam, Maryams Ehemann Majid Bakhtiari
Dena, Maryams Tochter Tanaz Molaei
Alborz, Maryams Sohn Sam Vafa
Nima, Maryams Bruder Sina Parvaneh
Bita Melika Forouta
Maryams Mutter Sima Seye
Zanyar, Fluchthelfer Zanyar Mohammadi

STAB
Regie Ali Samadi Ahadi
Drehbuchautor Mohammad Rasoulof

Abdruck aus dem Presseheft

 

 

 

 

 

bittersüße Realität ihrer Situation. Sie steht vor der schwersten Entscheidung ihres Lebens: in der Türkei bleiben und schließlich zu ihrer Familie nach Deutschland ziehen, wo sie in Freiheit leben kann, oder in den Iran und in die Gefängniszelle zurückkehren, um ihren Kampf für Gleichberechtigung und Demokratie fortzusetzen. SIEBEN TAGE erzählt eine zutiefst berührend eine Geschichte von Aufopferung, Widerstand und der Kraft der Familienzugehörigkeit. Der Film zeigt auf bewegende Weise die schwierigen En